Bei einem ihrer Tauchgänge am 24. August 2021 machten Luis Lens Pardo und Cesar Gimeno Alcala einen Traumfund: Sie fanden acht Goldmünzen in der Bucht von Portitxol (Xabia) unweit von Alicante an der Costa Blanca. Die Finder brachten ihren Fund umgehend zu den Behörden der Stadt Xabia, die Archäologen in die Bucht schickten.
Immer mehr Goldmünzen in der Bucht von Portitxol
Tatsächlich ist die Gegend bekannt für ihren Reichtum an Unterwasserfunden: Anker, Keramik und Schiffselemente sind dort keine Seltenheit. Seit 2019 werden daher archäologische Untersuchungen durchgeführt.
Doch die Goldmünzen waren derart spektakulär, dass der genaue Fundort geheimgehalten wird, die Behörden fürchten Diebe. Und es dürfte noch einiges zu holen geben. Ganz nah bei dem ersten Fundort fanden die Unterwasserarchäologen weitere 34 Solidi aus der Zeit um 400 n. Chr. Das Fundmaterial wurde in das Archäologische Museum von Xabia gebracht, wo es restauriert, untersucht und später ausgestellt werden soll.
Die Stadt Alicante, das Archäologische Museum von Xabia und andere Institutionen haben in den vergangenen Wochen eine großangelegte Erkundung begonnen, bei der die Fundstelle genauer vermessen und untersucht werden soll. Dabei fanden die Wissenschaftler weitere 11 Goldmünzen am Meeresboden.
Umfangreichere Untersuchungen sollen Fragen beantworten
Seit Anfang September haben die Archäologen von Xabia und Alicante eine offizielle Grabungsgenehmigung für das Gebiet. Die eigentliche Grabung unter Wasser soll noch im November 2021 beginnen. Doch zuvor steht eine detaillierte topographische und photogrammetrische Dokumentation an.
Wie kamen die Goldmünzen ins Meer?
Die aktuell insgesamt 53 Solidi können den Kaisern Valentinian I., Valentinian II., Theodosius, Arcadius und Honorius zugewiesen werden, also dem Zeitraum von 364 bis 408 n. Chr. Die Forscher vergleichen diesen großen Hortfund mit den Goldfunden von Lava (Korsika) und Saint Albans (dem antiken Verulamium in Großbritannien). Doch wie kamen die Münzen ins Meer?
Jaime Molina Vidal, Professor für Alte Geschichte an der Universität Alicante und einer der Projektleiter, erklärte der MünzenWoche gegenüber, dass im Umfeld des Münzfundes keinerlei Reste eines Schiffswracks gefunden wurden, es scheint sich also nicht um eine verlorene Fracht zu handeln. Der Münzfund ist wohl vor dem dramatischen Hintergrund der Zeit zu verstehen.
Im Laufe des 4. Jahrhunderts waren Sueben, Vandalen und Alanen auf die iberische Halbinsel eingewandert und beendeten dort 409 n. Chr. die Herrschaft Roms. In dieser Zeit plünderten die Alanen die Gegend von Alicante. Die 53 Solidi stellten ein beachtliches Vermögen dar, das ihr Besitzer möglicherweise bei einer Flucht auf dem Seeweg in Sicherheit bringen wollte. Warum der Schatz dann doch auf dem Meeresboden endete, werden wir wohl nie mit letzter Gewissheit erfahren.
Doch gerade wenn die Archäologen den „Schatz von Lava“ zitieren, sei tatsächlich an gewisse Parallelen erinnert: Auch bei dem „Schatz von Lava“ handelt es sich um antike Goldmünzen, die im Meer gefunden wurden. Doch kamen die Münzen wohl gar nicht durch ein Schiffsunglück in der Antike dorthin, sondern erst später – vielleicht sogar erst in moderner Zeit, sei es durch Menschen oder einen Bergrutsch.
Professor Molina Vidal und seine Kollegen erhoffen sich von dem neuen Münzfund und der Ausgrabung nähere Rückschlüsse auf die Zeit, in der das Weströmische Reich immer mehr Macht in den Provinzen einbüßte.
Wir berichteten damals auch über den Goldfund von St. Albans.
Der größte Goldmünzenfund der römischen Antike bleibt freilich der Trierer Goldschatz.
Im Dezember 2020 stieß ein Sondengänger in Dänemark auf fast 1 Kilo an Goldobjekten aus dem Frühmittelalter, darunter zahlreiche – teils spätantike – Münzen.