Ich gebe es zu. Mein Dänisch ist nicht nur eingerostet, sondern praktisch inexistent. Ich bin also im ersten Moment ein wenig erschrocken, als mich die Dansk Numismatisk Forening bat, ihre neueste Publikation über den königlichen Hofmedailleur Anton Meybusch vorzustellen. Aber sobald ich das Buch öffnete, waren alle meine Zweifel verschwunden. Man muss nicht Dänisch können, um dieses Buch sehr nützlich zu finden.
Anton Meybusch
Anton Meybusch ist ein wichtiger Medailleur, dessen Leben und Karriere bisher ziemlich im Dunkel lagen. Wenn wir die englische Ausgabe der alleswissenden Wikipedia konsultieren, erfahren wir, dass er von 1645 bis 1702 lebte. Er arbeitete von 1667 bis 1674 für die dänischen Könige, um 1675 zur königlichen Münzstätte von Stockholm zu wechseln. Dort blieb er nur ein Jahr, weil er unerlaubt Medaillen anlässlich der königlichen Krönung anfertigte. 1681 kam er nach Paris, um für Ludwig XIV. zu arbeiten. Vom Sonnenkönig erhielt er größere Zahlungen, auch weil er eine Münzpresse konstruierte. 1690 kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er seit 1692 einen Posten am dänischen Hof bekleidete, der ihm jährlich 1.000 Kronen einbrachte.
Wie gesagt, das wussten wir bisher. Viele Fragen blieben offen. Die konnte nun Karsten Kold beantworten. Der Autor der umfangreichen Monographie über Anton Meybusch fand zahlreiche Quellen, die uns Neues über Leben und Werk des Künstlers mitteilen.
Auf 20 Seiten rekonstruiert Karsten Kold Meybuschs Biographie. Wir erfahren, dass der Künstler wahrscheinlich in Essen geboren wurde, dass er auf seiner Rückreise aus Frankreich einen Aufenthalt in Deutschland einlegte und dort etliche Aufträge einsammelte. Wir erfahren darüber hinaus, dass Meybusch ein begeisterter Sammler war, dessen Besitz an Bildern und Münzen nach seinem Tod versteigert wurde.
Im Anhang werden eine Fülle von Dokumenten zu Meybuschs Leben transkribiert publiziert. Da diese zum großen Teil in frühneuhochdeutscher Sprache verfasst wurden, sind sie zumindest für den deutschsprachigen Leser relativ einfach zu verstehen.
Ein umfassender Katalog der Werke des Anton Meybusch
Der Hauptteil des Buches besteht aus dem Katalog, für den man weder Dänisch noch Deutsch können muss. Die großartigen Barockmedaillen des Anton Meybusch, aber auch seine Münzstempel sind jeweils in Originalgröße und Farbe abgebildet. Jeder einzelnen von ihnen ist eine ganze Seite gewidmet mit fortlaufender Nummer, Anlass, Durchmesser, Gewicht, Beschreibung, Zitat, Referenzen und Notizen.
Wer ein Zitierwerk für seine Katalogarbeit braucht, der kommt mit diesem Buch wunderbar zurecht. Da es sich „nur“ um 184 Nummern handelt, fehlt der Index, auf den der Autor verzichtete, nicht allzu sehr. Und das Blättern macht wirklich Freude. Die Medaillen sind wunderschön, und demjenigen, der für das Layout verantwortlich zeichnete, kann man nur gratulieren.
Es lohnt sich also, dieses Buch bei der Dansk Numismatisk Forening zu bestellen. Seinen Preis mit 50 Euro ist es auf jeden Fall wert.
Aber, liebe dänische Freunde, eine Bitte hätte ich denn doch noch. Ich weiß, dass das dänische Volk unglaublich sprachbegabt ist. Die Kenntnis des Englischen, des Deutschen, des Schwedischen und so manche Sprache mehr, ist Euch so selbstverständlich, dass Ihr Euch kaum vorstellen könnt, dass uns anderen das Lesen des Dänischen etwas schwer fällt. Es wäre einfach wunderbar gewesen, eine kleine Zusammenfassung der neuen Ergebnisse in englischer Sprache zu haben. Ich hätte es auch großartig gefunden, wenn der tabellarische Lebenslauf von Anton Meybusch auf Seite 28 ins Englische übersetzt worden wäre. Ich bin einfach zu traurig, wenn ich daran denke, welch spannende neue Erkenntnisse mir durch mein fehlendes Dänisch entgehen werden.
Wobei, wenn ich genau darüber nachdenke, vielleicht wäre das ja auch eine gute Gelegenheit, endlich mal Dänisch zu lernen!
Das Buch kann bei der Dansk Numismatisk Forening per E-Mail bestellt werden.
In der November-Ausgabe der Meddelelser fra Dansk Numismatisk Forening wird das Buch ausführlich gewürdigt.
In Dänemark veranstaltet die Dansk Numismatisk Forening übrigens auch Auktionen.