Der MicroSummit 2021: Münzen aus Ländern, die es gar nicht gibt

Alanus von Bermania bestätigt den Titel des Königs von Ourania. Der Herzog von Missouri fungiert als Ehrenwache. Bild: König Alanus von Bermania.
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Im Juli 2021 begrüßte Immanuel X., König von Ourania (in Numismatikerkreisen als Edessa bekannt), seine Exzellenz den Generalgouverneur von British West Florida in einem Hotel in Las Vegas. Ein Anwärter auf das Reich Mandschukuo, ein Nachfahre des letzten chinesischen Kaisers, Henry Pu Yi, hatte König Immanuel zuvor zum Botschafter in den USA ernannt. Wenig später lauschte König Alanus von Bermania gebannt einem Vortrag von König Boleslaw II. von Wojcikslavia über die verfassungsrechtlichen Auswirkungen des Wiener Kongresses auf den gegenwärtigen Status des Königsreichs Polen. Was mag der Grund für diese fast surrealen Szenen sein? Ganz klar: der MicroSummit 2021! Seit mehr als einem Jahrzehnt bringt diese Veranstaltung Könige, Präsidenten und Herzöge verschiedener Mikronationen aus den USA und Kanada zusammen.

König Alanus von Bermania. Bild: König Alanus von Bermania.

Was ist eine Mikronation?

Es gibt zwar keine allgemein anerkannte Definition, aber die meisten dieser Gebilde lassen sich als Ideal oder Nationalgeist beschreiben, der im Rahmen eines mehr oder weniger mythischen oder fiktiven Landes ausgestaltet wird. Einige Mikronationen erheben ernsthafte politische Ansprüche, andere nicht. Manche verfügen sogar über ein unbestrittenes „Staatsgebiet“ – man denke nur an das berühmte Fürstentum Sealand. Klar ist jedenfalls: Die Zusammenkünfte der Staatsoberhäupter von Mikronationen laufen in der Regel harmonischer und heiterer ab als die Treffen ihrer Kollegen aus größeren Staaten.

Den Auftakt der diesjährigen Veranstaltung bildeten feierliche Zeremonien, ausgerichtet vom Königreich von Bermania – diese Mikronation wird vielen Lesern der MünzenWoche ein Begriff sein. König Alanus überreichte dem Schachgroßmeister Stan Vaughan einen aufwändig bemalten, mit Wachs versiegelten Wappenbrief und bestätigte somit seinen Titel als König von Ourania. Auch Futurist John Michael Godier wurde in einer Zeremonie geehrt. Godier ist bekannt für seine Interviews mit Experten für Astronomie und Weltraumforschung und moderiert den YouTube-Kanal „Event Horizon“.

Flagge der Burggräfin von München auf dem MicroSummit. Bild: König Alanus von Bermania.

Unter den Flaggen auf dem Podium fand sich auch das Wappen der Burggräfin von München – Numismatikern ist sie unter dem Namen Ursula Kampmann bekannt. Welch angenehme Überraschung!

Viele Vorträge befassten sich mit fachlichen Themen wie internationalen Verträgen und Souveränität, doch die Teilnehmer erfreuten sich auch an leichterer Kost wie „Dem Wolf von Dubbio“, einem Vortrag von König Alanus I., der Numismatikern als Münzhändler Allen G. Berman bekannt ist. Er stellte einen Auszug aus seinem neuen Buch „Please Ignore Our Time Machine“ vor, das allerhand lustige Geschichten erzählt. Am Ende der Konferenz wurde das Werk mit einem Preis für seinen Beitrag zur mikronationalen Literatur ausgezeichnet.

Fantasiemünzen – Kreativität und Freiheit

Selbstverständlich gab es zahlreiche Fantasiemünzen und -banknoten aus Mikronationen zu sehen. Hier hatten Sammler die seltene Gelegenheit, Münzen mit einer Auflage von weniger als 100 Stück für kaum mehr als ein paar Dollar zu erwerben. Einige dieser seltenen Exemplare repräsentieren Münzen, die in literarischen Werken wie „Herr der Ringe“ und „Game of Thrones“ erwähnt werden.

Und natürlich gab es auch kostenloses Geld. Wer bis zum offiziellen Abbau der Tische am Sonntagmorgen dabei war, erhielt von Ihrer Majestät Königin Loraine II. die Banknoten des Königreichs Volletnia.

Alanus sieht sich die Exponate des Königreichs von Bermania an und geht mit gutem Beispiel voran. Bild: König Alanus von Bermania.

Warum interessieren sich Numismatiker für Münzen aus Staaten, die es gar nicht gibt? Der Grund mag in der Kreativität und der Freiheit liegen, die bei der Gestaltung dieser Münzen ausgelebt werden kann – ein weitaus zwangloserer Prozess als in herkömmlichen Staaten. Vielleicht ist es eben diese Abenteuerlust, die sie dazu inspiriert, als Historiker Königreiche vom alten Judäa bis zum mittelalterlichen England und darüber hinaus zu erforschen. Unabhängig davon, wie man die Sache sieht: Münzen aus Fantasienationen und Mikronationen faszinieren Numismatiker schon mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert. Der verstorbene Colon R. Bruce II. trug mit seinem Buch „Unusual World Coins“, das in sechs Auflagen vom Krause-Verlag veröffentlicht wurde, dazu bei, dieses Gebiet genau abzugrenzen. Heutzutage liegen Fantasiemünzen in zahlreichen Sammlungen und jedes Jahr werden neue geprägt. Vielleicht ist es Zeit für eine siebte Auflage.

 

Seinen nicht-königlichen Alltag bestreitet Seine Majestät Alanus I. von Bermania – auch bekannt als Allen G. Berman – als Münzhändler und begeistert sich vor allem für den Verkauf von Münzen, die Geschichten erzählen. Natürlich gibt es in der MünzenWoche auch ein Who’s who zu Allen G. Berman.

Als Münzhänder ist er auch Autor mehrerer Bücher wie „Papal Coins“ und „Papal Numismatic History“, die direkt bei ihm bestellt werden können – auf Wunsch mit königlicher Widmung.

Hier erfahren Sie mehr über das Königreich von Bermania – und die Erhebung Ursula Kampmanns zur Burggräfin von München.