Der nächste Versuch des Bernard von NotHaus: Liberty Dollar Financial Association

Miss Liberty ist zwar nicht Copyright-geschützt. Aber einfach so Münzen mit ihr drauf prägen, das geht in den USA auch nicht. Nachdem Bernard von NotHaus das 2011 in einem Gerichtsverfahren lernen musste, gibt er in seiner neuen Liberty Dollar Financial Association keine geprägten Münzen mehr aus. Foto: tom coe / Unsplash.
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Erinnern Sie sich noch an Bernard von NotHaus’ Projekt „Liberty Dollar“? Der Schöpfer des Edelmetallgeldes wurde 2011 in einem spektakulären Verfahren verurteilt, weil das Gericht seine Münzen als Falschgeld ansah; das FBI hatte ihn gar als „inländischen Terroristen“ diffamiert. Jetzt hat von NotHaus sich zurückgemeldet mit einer neuen Varianten, der LDFA: Liberty Dollar Financial Association. Was ist das?

Kein Geld, kein Geld, kein Geld!

Fangen wir lieber mit der Frage an: Was ist es nicht? Es ist kein Geld. Das betont die Projekt-Website immer wieder. In den FAQs heißt es ausdrücklich, der Liberty Dollar stehe nicht in Konkurrenz zum Dollar und sei keine Umlaufwährung. Tatsächlich gibt es den Liberty Dollar auch nicht mehr als Münze, denn von NotHaus hat aus seinem Fehler gelernt und möchte sich keine rechtliche Blöße mehr geben. Blicken wir noch einmal zurück.

Versuch 1: Der Liberty Dollar

In den neunziger Jahren kam Bernard von NotHaus zur Überzeugung, dass die moderne Geldwirtschaft nicht funktionieren könne, da das Fiatgeld nur auf dem Vertrauen in den ausgebenden Staat bestehe, aber keinen Eigenwert besitze. 1998 begann er damit, eigene Münzen auszugeben, den Liberty Dollar. Im Aussehen erinnerten die Prägungen an den echten Dollar. Aber sie waren aus Edelmetall, der gängige 20-Liberty-Dollar wurde aus einer Unze Feinsilber geprägt. Von NotHaus gibt an, dass in den folgenden acht Jahren über 250.000 Menschen für mehr als 85 Millionen US-Dollar Liberty Dollars kauften. Diese dienten keineswegs nur als Geldanlage, zahlreiche Geschäfte akzeptierten die Währung für alltägliche Handelsgeschäfte. Es kam zu einem fulminanten Rechtsstreit mit der US-Justiz, an dessen Ende von NotHaus 2011 verurteilt wurde. 2014 milderte ein Berufungsgericht das Urteil zwar deutlich ab, doch an der Einordnung des Liberty Dollar als illegale Prägung rüttelte es nicht. Das Projekt blieb tot.

Versuch 2: Der New Liberty Dollar

2013 gab ein Sammler des Liberty Dollar, Joseph Vaughn Perling, einen sogenannten New Liberty Dollar aus, der stark an sein Vorbild angelehnt war. Offiziell zum Tausch auf Börsen gedacht, stellte Perling sibyllinisch klar: „Das Produkt ist, was es ist. Was Sie damit tun, liegt allein in Ihrer Verantwortung.“ Perling ist Kryptospezialist und an alternativen Währungen wie Bitcoin interessiert. Die Website des New Liberty Dollar ist nicht mehr aktiv und von dem Projekt hört man nichts mehr.

Versuch 3: Liberty Dollar Financial Association

Nun also der dritte Versuch, die Liberty Dollar Financial Association. Von NotHaus hat sich dafür zusammengetan mit einem ehemaligen Mitstreiter bei seinem ersten Liberty-Dollar-Projekt, Wayne Hicks. Ihre Seite wirbt mit dem Motto: „Privates Geld für private Bürger“. Die Grundidee lautet: Zunächst muss man in diesem Verein Mitglied werden, denn das Projekt möchte sich dem öffentlichen Raum – und damit der Gesetzgebung – entziehen. Oder, wie es vollmundig heißt: „Wenn Sie die Öffentlichkeit wählen, haben Sie sich dafür entschieden, nach den öffentlichen Regeln und Gesetzen zu leben. Wenn Sie das Private wählen, dann gelten diese Gesetze dort nicht.“

Einmal im „Privaten“, kann man Silber ankaufen, das bei der LDFA hinterlegt ist. Diese sichert zu, dass sie die Anteile auch jederzeit wieder zurückkauft. Der Liberty Dollar grenzt sich von Umlaufgeld ab und versteht sich als „Paper Warehouse Receipt“, also eine Art Orderlagerschein in Papierform. Ausdrücklich betont die LDFA, dass es keine geprägten Münzen geben wird, um keinen neuen Konflikt mit dem Gesetz loszutreten. Die Mitglieder können sich also untereinander nur ihre Anteile abtreten, wenn sie Güter kaufen. Eine Art Tauschhandel mit Edelmetallanteilen, deren Wert nach dem Tageskurs berechnet wird.

Was ist das jetzt, wenn es kein Geld ist?

Das klingt nicht so, als wolle von NotHaus damit die etablierten staatlichen Währungen aus ihrer Monopolstellung vertreiben. Ist der neue Liberty Dollar eher eine Flucht in die Vergangenheit des Edelmetallgeldes? Vor allem ist es ein provokantes Experiment, das fragt: Ist unsere aktuelle Währungsform die einzig mögliche? Durch seinen Vereinscharakter auf den privaten Bereich beschränkt wird es kaum weltweite Bedeutung erlangen und das System gefährden.

Und natürlich gelten sogar in den USA auch im privaten Bereich die öffentlichen Gesetze. Sonst gäbe es ja keinen Grund, den Liberty Dollar nicht untereinander in geprägter Form zu tauschen. Aber ein bisschen muss man bei so einem Vorhaben schon auch den Kopf wild in die Wolken strecken und Freiheitsluft schnuppern.

 

Hier geht es zur Seite der LDFA.

Dort werden die wichtigsten Fragen in den FAQ beantwortet.

Und die Vorgeschichte des LDFA wird auch ausführlich dargelegt.

Übrigens gibt es zu Archivzwecken noch immer die alte Seite des Liberty Dollars.

Falls Sie Mitglied bei LDFA werden möchten, können Sie sich hier gleich anmelden.

Wir berichteten seinerzeit über Perlings Projekt des New Liberty Dollars.

Und 2014 über die Revision des Urteilsspruchs gegen von NotHaus.

VonNothaus hatte auch schon im Windschatten politischer Aufsteiger „Dollars“ herausgegeben, so 2007 „Ron Paul Dollars“ und 2017 „Trump Dollars“, auf die er ausdrücklich schrieb, sie seien kein Umlaufgeld. Aber eine politische Botschaft gegen die Regierung.