Der Universalgelehrte Anton Prokesch von Osten

Präsentation „Anton Prokesch von Osten“, v. l. n. r.: Harald Heppner (KF Universität Graz), Karl Peitler (UMJ), Wolfgang Muchitsch (wiss. Direktor, UMJ), Elisabeth Trinkl (KF Universität Graz), Hannes Galter (Urania), Foto: UMJ/J.J. Kucek.
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2020 jährt sich der Geburtstag des aus Graz stammenden Diplomaten und Gelehrten Anton Prokesch von Osten zum 225. Mal. Zeitgerecht zu diesem Jubiläum ist vor Kurzem die 240-seitige Publikation Anton Prokesch von Osten. Sammler, Gelehrter und Vermittler zwischen den Kulturen erschienen. Prokesch-Osten (1795–1876) war nicht nur Diplomat, Offizier, Sammler und Reiseschriftsteller, sondern widmete sich auch der Altertumskunde, Ägyptologie, Archäologie und Numismatik. Das neue Buch fasst aktuelle Forschungsergebnisse zu Leben und Wirken des vielseitigen Grazers zusammen und ist für 29,90 € in den Shops des Joanneumsviertels und des Kunsthauses Graz sowie über den Phoibos-Verlag erhältlich.

Publikation versammelt Symposiumsbeiträge

Die von Karl Peitler und Elisabeth Trinkl herausgegebene Publikation versammelt die Beiträge eines internationalen Symposiums, das als Kooperation zwischen der Karl-Franzens-Universität Graz, der Österreichischen Urania für Steiermark und dem Universalmuseum Joanneum stattfand. 19 Wissenschaftler/innen der Disziplinen Ägyptologie, Archäologie, Epigraphik, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Numismatik und Orientalistik aus Deutschland, der Schweiz, Griechenland, Italien und Österreich geben einen Überblick über die mannigfaltigen Tätigkeitsfelder Prokeschs.

Anton Freiherr von Prokesch-Osten, Lithographie von Joseph Kriehuber, 1847, Neue Galerie Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner.

Universalgelehrter und Experte für den östlichen Mittelmeerraum

Diplomat, Offizier, Sammler, Schriftsteller und Gelehrter zugleich reiste Prokesch bereits in jungen Jahren durch Griechenland, die Ägäis, Kleinasien, Syrien, Palästina und Ägypten, wo er den Abschnitt des Niltales von Assuan bis zum zweiten Katarakt bei Wadi Halfa im heutigen Sudan kartographisch aufnahm. Die Eindrücke aus seinen Reisen veröffentlichte er in den Werken Erinnerungen aus Ägypten und Kleinasien, Das Land zwischen den Katarakten des Nil und Reise ins heilige Land.

Für frühe diplomatische Erfolge mit dem Leopold-Orden ausgezeichnet, erbat er für sich das Adelsprädikat „von Osten“, das zum Programm seines Lebens wurde, war es doch Prokeschs Mission, Vorurteile gegenüber den Ländern des östlichen Mittelmeerraums und dem Orient in Europa abzubauen. Seine weitere diplomatische Laufbahn führte ihn als Gesandten des Österreichischen Kaiserstaates nach Athen an den Hofe König Ottos von Griechenland, nach Berlin und Frankfurt und schließlich als Internuntius nach Konstantinopel, wo er 16 Jahre, davon 1867 bis 1871, als Botschafter wirkte, bis Meinungsverschiedenheiten mit dem österreichisch-ungarischen Außenminister Julius Graf Andrássy dazu führten, dass er in den Ruhestand versetzt wurde.

Sarg des Anch-pa-chrad, UMJ, Archäologische Sammlungen, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner.

Prokesch als Mäzen und Netzwerker

Zwar verkaufte er seine bedeutende Sammlung an altgriechischen Münzen 1875 dem Berliner Münzkabinett, er trat aber immer wieder als Mäzen des Grazer Joanneums in Erscheinung, dem er von 1830 bis 1871 nicht nur über 1500 Münzen, sondern auch die heute im Archäologiemuseum Schloss Eggenberg ausgestellte Mumie des Anch-pa-chrad schenkte.

Prokesch war mit den österreichischen Kaisern Franz I. und Franz Joseph I., mit König Ludwig I. von Bayern und König Otto von Griechenland bekannt und mit Erzherzog Johann und dem ägyptischen Vizekönig Mehmed Ali vertraut. 1820 las ihm Johann Wolfgang von Goethe aus dem Westöstlichen Divan vor, zu Prokeschs Freunden zählten der deutsche Forschungsreisende und Mitbegründer der Geographie als empirische Wissenschaft Alexander von Humboldt, der dänische Dichter Hans Christian Andersen und der französische Diplomat und Schriftsteller Arthur de Gobineau.

In Graz erinnern an Prokesch sein Palais an der Ecke Elisabethstraße – Merangasse, sein nach Plänen von Theophil Hansen auf dem Friedhof St. Leonhard erbautes Mausoleum, zahlreiche aus seinem Vorbesitz stammende Objekte, die im Archäologiemuseum und im Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum ausgestellt sind, und die Prokesch-Osten-Gasse in der Triestersiedlung.

 

Genauere Angaben zum Buch finden Sie auf der Seite des Phoibos Verlages.

2016 gab es in Graz auch ein Symposium über Anton Prokesch von Osten, über das wir umfangreich berichtet haben.

Einen ebenfalls umfangreichen Bericht – mit numismatischem Schwerpunkt – verfassten wir außerdem 2017 nach einem begeisterten Besuch im Joanneum.

Mehr über Prokesch können Sie auch hier lesen.