Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde im Frühjahr 1940 aus dem polnischen Łódź (Lodz) die Hauptstadt des neu gegründeten Warthelandes Litzmannstadt. Etwa 150’000-200’000 Juden, nahezu die Hälfte der Stadtbewohner, lebten zu dieser Zeit in der Stadt. Sie wurden in der Folge in ein Aussenquartier umgesiedelt, das sich als abgeschlossenes Gebiet eignete – ein Getto war gebildet worden.
Diesem stand Chaim Rumkowski, als Ältester der Juden, vor. Er hatte dafür Sorge zu tragen, dass seine Bewohner die Anweisungen der nationalsozialistischen Besatzer befolgten. Mit dem Slogan „Unser einziger Weg ist Arbeit“ entschied er, dass die Bewohner arbeiten sollten und die Kriegsmaschinerie der Deutschen mit kriegswichtigen Produkten unterstützen. Damit gelang es, dass dieses Getto länger als alle anderen solchen „Judengebiete“ existieren konnte. Im Vergleich zu Gettos anderer Städte zeichnete sich jenes von Litzmannstadt nämlich durch eine überdurchschnittlich hohe Produktivität aus; die Deutschen konnten deshalb kaum auf diese Fabrikationen verzichten. Die rege Produktion und der Handel innerhalb des Gettos verlangten allerdings nach diversen administrativen Abläufen, wie einem eigenständigen Gerichtswesen und einer exekutiven Polizeiabteilung, einer zentralen Einkaufsstelle für den Handel mit der Aussenwelt, einer Bankenabteilung und einem Postamt, u.v.m. Unter anderem gab es auch eine Metallabteilung, welche erstaunliche Dinge und Geräte herstellten konnte.
Um jegliche Schwarzmarkttätigkeit zu unterbinden, beschloss die deutsche Besatzungsverwaltung am 24. Juni 1940, dass die Gettobewohner ihre Devisenreserven in Deutscher Mark und in Zloty innerhalb von 2 Wochen abzuliefern hatten, und sie ersetzten in der Folge diese Beträge in Getto-Papiergeld, welche als „Quittungen in Mark“ bezeichnet wurden. Insgesamt wurden Banknoten-Quittungen in einen Gesamtwert von 7,348 Millionen Mark eingetauscht.
Die Banknoten bewährten sich in der Folge aus Qualitätsgründen allerdings nicht, worauf bald einmal entschieden wurde, diese durch Hartgeld zu ersetzen. Schnell entwarf die Metallabteilung des Gettos je zwei Stempel für Münzen zu 10 Pfennigen und 5 Pfennigen mit der Jahreszahl 1942 und legte Probeabschläge der deutschen Verwaltungsbehörde am 16. Juni vor. Bereits hatte man von den 10 Pfennigen eine grössere Anzahl in einer Magnesiumlegierung geprägt. Die 5 Pfennigstücke waren noch nicht produziert.
Vergleicht man die Gettomünzen mit den eigentlichen deutschen 10-Pfennigen, so kann man sich gut vorstellen, was die Argumente in der geharnischten Absage der deutschen Machthaber 10 Tage später waren. Zu gross war die Ähnlichkeit zum deutschen Geld und damit die Verwechslungsgefahr. Undenkbar, was geschehen wäre, wenn Geld mit dem Judenstern im Reich aufgetaucht wäre!
Alle bereits geprägten Stücke mussten sofort wieder zerstört und neue Entwürfe eingereicht werden. Es existiert eine ältere Entwurfszeichnung mit Datum 13.11.1941, welche die jüdische Verwaltung nun nachreichte und die der Amtsleiter akzeptierte. In seinem Schreiben vom 13.10.1942 heisst es: „Der mir vorgelegte Entwurf für das Kleingeld ist in Ordnung, und ich bitte unverzüglich mit der Herstellung zu beginnen.“
Damit entstanden die neuen, geänderten 10 Pfennigstücke mit Jahreszahl 1942, und sie sehen wirklich vollkommen anders aus. Ganz wenige dieser im Winter 1942 ausgegebenen Stücke haben sich bis heute erhalten.
Die galoppierende Inflation innerhalb des Gettos Litzmannstadt, verunmöglichte allerdings einen vernünftigen Geldumlauf dieses Nominales, worauf ab Frühjahr 1943 neues Geld zu 5, 10 und 20 Mark ausgegeben wurde.
Die Frankfurter Münzhandlung versteigert am 8. November 2019 gleich mehrere dieser oft nur als Unikate bekannten Gettogeldstücke aus Litzmannstadt (Proben und spezielle Abschläge, welche den Behörden vor der endgültigen Prägung vorgelegt werden mussten). Zusätzlich zu den angebotenen Losen erhalten die Käufer zu jeder Münze je ein Exemplar des unten erwähnten Buches von Franquinet/Hammer/Schoenawa zu Litzmannstadt.
Literatur:
G. Franquinet/P.Hammer/H. Schoenawa, Litzmannstadt. Ein Kapitel deutscher Geldgeschichte, Gietl-Verlag, 2. Auflage 2010.
H.-L. Grabowski, Das Geld des Terrors. Battenberg Verlag, Regenstauf 2008, S. 355.
Zagorowski, Die Banknoten und Münzen des Gettos in Lodz: Mark-Quittungen von Litzmannstadt. In: Schweizer Münzblätter, Ausgabe Juni 2019.
Einen ausführlichen Auktionsvorbericht zu der Auktion lesen Sie in der MünzenWoche.
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Und wenn Sie weitere Informationen zum Auktionshaus suchen, schauen Sie auf die Website der Frankfurter Münzhandlung.