Die Sammlung Erivan Haub wird versteigert

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Am 6. März 2018 verstarb ein wichtiger Mäzen der Numismatik. Erivan Haub trug zusammen mit seiner Frau Helga entscheidend dazu bei, dass der Interaktive Katalog des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin Realität werden konnte. Er wurde damit zum wichtigsten Förderer des Berliner Münzkabinetts.

Helga und Erivan Haub (diese und alle folgenden Abb. verdanken wir dem Briefmarkenauktionshaus Heinrich Köhler).

Umso interessanter ist es, dass Erivan Haub eigentlich nicht Münzen, sondern Briefmarken sammelte. Seine Sammlung gehört zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen. Die DBZ spricht von Erivan Haub als dem „größten Philatelisten unserer Zeit“.

Dass eine Sammlung von dieser Größe und Güte über mehrere Auktionen verteilt werden muss, liegt auf der Hand. Das Global Philatelic Network wurde mit dem Verkauf betraut. Unter dieser Marke arbeiten vier Global Player in Sachen Philatelie zusammen:

  • Heinrich Köhler, Deutschlands ältestes Briefmarkenauktionshaus,
  • Corinphila Veilingen, ein Briefmarkenauktionshaus in den Niederlanden,
  • H. R. Harmer, ein Briefmarkenauktionshaus in den Vereinigten Staaten, und
  • John Bull, Hongkongs ältestes Briefmarkenauktionshaus.

Es wird mit insgesamt fünf Jahren gerechnet, in denen das Material verkauft werden wird. Den Auftakt machen vier Auktionen im Juni. Am 1. Juni 2019 stehen anlässlich der Stockholmia internationale Raritäten im Mittelpunkt. Heinrich Köhler veranstaltet am 8. Juni die erste Auktion der altdeutschen Staaten in Wiesbaden. Eine Woche später folgt Corinphila, Zürich, mit Österreich sowie der Lombardei und Venetien. H. R. Harmer versteigert am 22. Juni Lose der Vereinigten Staaten in New York.

Wir stellen hier einige der größten Raritäten der Sammlung vor und bedanken uns bei unseren Partnerpublikation DBZ und Briefmarkenspiegel, dass wir die Texte übernehmen durften.

Baden-Fehldruck zu 9 Kreuzern auf grünem statt rosa Papier.

„Ach, Du Grüne Neune“, schrieb Erivan Haub auf den Umschlag, in dem er eine der bedeutendsten Kostbarkeiten der Weltphilatelie aufbewahrte. Drei Exemplare des Baden-Fehldrucks zu 9 Kreuzern auf grünem statt rosa Papier überdauerten die Zeiten, davon zwei auf Brief, von denen einer unverkäuflich in der Sammlung des Berliner Museums für Kommunikation steckt. Philipp von Ferrari, Alfred Caspary und John R. Boker jr. nannten den Brief ihr Eigen, bevor Erivan Haub die Preziose erwarb.

Fünf-Farben-Frankatur auf einem Brief nach China.

Briefe der altdeutschen Staaten nach China sind außerordentlich selten. Aus Hannover stammt die besonders attraktive und einmalige Fünf-Farben-Frankatur mit dem Höchstwert der Kopfausgabe zu 10 Groschen in Grün, MiNr. 18. Daneben sehen wir die Werte zu 1, 2 und 3 Groschen, MiNr. 14, 15 und 19, sowie die Marke Posthorn unter Krone zu ½ Groschen, MiNr. 17. Der Brief ging am 26. November 1863 in Salzgitter auf die Post und trägt einen roten Transitstempel von Alexandria vom Dezember. Versteigert wurde er auf der sechsten Ernst-Stock-Auktion, 1919, und mit der Sammlung „Romanow“, 1975.

Für Vicenza bestimmter Brief mit einer 10-Centesimi-Marke mit dem seltenen Andreaskreuz.

Dies ist nur einer von vielen seltenen Briefen, die es Erivan Haub ganz besonders angetan hatten. Für jeden Brief mussten die Postbeamten seinerzeit das Porto einzeln ermitteln, denn vom heute üblichen Einheitsentgelt für Briefe und Postkarten in alle Welt waren die Postverwaltungen noch meilenweit entfernt. Schon die Beförderung innerhalb des Deutschen Bundes verlangte nach der Berechnung des Weiterfrancos, überschritt eine Sendung die Grenzen Deutschlands, musste der Postbeamte sowohl die Transitgebühren als auch die Gebühren im Heimatland des Empfängers addieren – zusätzlich natürlich zum Porto, das die eigene Postverwaltung verlangte. Hundert- bis hundertfünfzig Jahre später rechnen Philatelisten nach, ob der Schalterbeamte seinerzeit auch alles richtig gemacht hatte. Erivan Haub gehörte zu ihnen und dokumentierte in seinen Alben die einzelnen Portosätze und den Laufweg einer Sendung, denn einstmals beförderte die Post die Briefe nicht unbedingt einheitlich.

Von Bopfingen nach New York reiste der am 27. Februar 1853 aufgegebene Brief mit der spektakulären 60-Kreuzer-Frankatur aus vier Werten der ersten Ausgabe Württembergs. Der Brief trägt den Durchgangsstempel von Strasbourg vom 2. März und einen britischen Transitstempel vom 5. März. Verschifft wurde gemäß Weisung mit dem ersten in Liverpool abgehenden Dampfer.

Besonders deutlich veranschaulichte er dies anhand attraktiver Briefe aus den Stadtstaaten Bremen und Hamburg in die Vereinigten Staaten. Sie konnten wechselsweise über Bremerhaven oder Hamburg laufen, aber auch über Belgien und Großbritannien, also die Relation via Aachen, Oostende und Liverpool nehmen. Stets galten unterschiedliche Portosätze, wobei neben den Wünschen des Absenders insbesondere die Fahrpläne der Schiffe und der Eisenbahn den Ausschlag für die Wahl des Transportweges gaben. Im Transatlantikverkehr stellte dies eine besondere Herausforderung dar, da die frühen Dampfschiffe heftig mit den Unbilden der Witterung zu kämpfen hatten, also nicht absolut fahrplangetreu fuhren. Somit spiegelte die postgeschichtliche Sammlung allgemein die Entwicklung des Verkehrswesens und der Kommunikation.

Vollfrankiertes Einschreiben aus Bremen ins Ausland.

Lediglich ein vollfrankierter Einschreibebrief aus Bremen in das Ausland ist heute bekannt. Zugleich zeigt er die einzige bekannte Mischfrankatur der Marken zu 5 Grote und 5 Silbergroschen der letzten Ausgabe Bremens und ist der einzige Brief mit dem britischen Transitstempel „Bremen registered“. Baron Rothschild und John R. Boker jr. schätzten die Preziose vor Erivan Haub.

Ein Einschreibebrief des Notariats Greiffensee.

Der Greiffensee-Brief mit der Mischfrankatur der Züricher 4-Rappen-Local- Taxe und 6-Rappen-Cantonal-Taxe auf einem Einschreibebrief des Notariats Greiffensee nach Wildberg gehörte vor Erivan Haub E. Diem-Saxer, Maurice Burrus, Iwan Bally und steckte in der Kollektion „Helveticus“.

Ein Zeugnis des amerikanischen Sezessionskriegs, aufgegeben auf dem Alexandria Post Office: Vom Provisional zu 5 Cents des Alexandria Post Office auf blauem Papier blieb lediglich dieses eine Exemplar erhalten, das 1907 entdeckt wurde. Es klebt auf einem Brief aus privater Korrespondenz nach Richmond.

Gleichermaßen weitreichend entwickelten sich Erivan Haubs Interessen in der US- Philatelie. Besonders angetan hatten es ihm die Postmeisterausgaben, einerseits die vor den ersten Briefmarken des Bundes aufgelegten, andererseits die während des Bürgerkrieges in den Konföderierten Staaten verkauften Werte. Insbesondere die Albumblätter zu den Ausgaben des Sezessionskrieges erzählen aus der Geschichte, da sich Haub nicht mit den üblichen philatelistischen Angaben begnügte, sondern auch über die Postmaster, die betroffenen Städte oder die Ereignisse des Krieges berichtete. Da man hierzulande über den Sezessionskrieg doch eher wenig weiß, weitet das Studium der Sammlung Erivan ganz nebenher den eigenen Horizont.

Brief mit dem unter Philatelisten legendären „Running Chicken“.

Truthahn oder Huhn? Diese Frage konnte auch Erivan Haub nicht beantworten. Also dürfen die Philatelisten weiterhin debattieren, welchen Vogel der legendäre „Running Chicken“-Stempel aus Waterbury zeigt.

Drei klare Abschläge machen das Kuvert zum wichtigsten Fancy-Cancellations-Brief der amerikanischen Philatelie.

Versteigert wird die Sammlung auf Philasearch, der Partnerplattform von Numissearch, einem unserer langjährigen Sponsoren.

 

Interessieren Sie sich für Briefmarken? Dann können wir Ihnen natürlich unsere Partner-Publikationen, die DBZ und den Briefmarkenspiegel, empfehlen.

Beide erscheinen im Philapress Verlag, mit dem wir in Zusammenarbeit den Münzenmarkt herausgeben.