Das 3. Jahrhundert n. Chr.: Eine schlimme Zeit für die Bewohner des römischen Reichs. Von allen Seiten bedrängten Feinde die Grenzwälle. Dazu die vielen Usurpationen all der Feldherrn, die hofften, sich im Kaiseramt ein bisschen länger zu halten als ihre Vorgänger. Inflation, Seuchen, Steuererhöhungen, man kann nicht gerade behaupten, dass die römische Bürgerschaft Grund gehabt hätte, hoffnungsfroh in die Zukunft zu blicken. Und doch begegnet uns immer wieder auf den Münzen die Inschrift FELICITAS SAECVLI, ein schwierig zu übersetzender Begriff, den wir am ehesten noch als die gesegnete Glückhaftigkeit des Zeitalters beschreiben könnten. Gesegnete Glückhaftigkeit? Wie soll man nur die historische Realität mit diesen Worten verbinden? Graham Barker liefert dazu den historisch-numismatisch-literarischen Hintergrund.
Er beginnt mit dem Mythos des Goldenen Zeitalters, und wie Augustus ihn virtuos benutzte, um die vom Bürgerkrieg moralisch diskreditierten Stadtrömer davon zu überzeugen, dass mit seiner Herrschaft das Goldene Zeitalter wieder angebrochen sei. Natürlich war das auch schon zur Zeit des Augustus eine Lüge, nichtsdestotrotz eine sehr effektive, die spätere Kaiser nachzuahmen versuchten. Viele Münzen zeugen davon. Am bekanntesten sind wohl die des Augustus. Dann gibt es seltenere des Domitianus sowie – im 3. Jahrhundert – von Septimius Severus, Philippus Arabs, Gallienus und den Tetrarchen.
Der Autor hat die Münzen des 3. Jahrhunderts gesammelt und interpretiert ihre Darstellungen, stellt sie dafür gelegentlich den unter Augustus und Domitianus geprägten Vorbildern gegenüber. Er konfrontiert sie mit den schriftlichen Quellen und liefert so einen historischen Kommentar zu den einzelnen Münzbildern. Ist das erste Kapitel dem Mythos gewidmet, das zweite seiner Interpretation unter Septimius Severus und Philippus Arabs, beschäftigt sich das dritte Kapitel mit Gallienus und den Tetrarchen.
Der zweite Teil des Buches – Kapitel 4 – kreist um die Inschrift SAECVLI FELICITAS und die verschiedenen Motive, die mit dieser Glückhaftigkeit des Jahrhunderts kombiniert wurden, also mit Kaiserkindern, den Sternen, einem sieghaften Kaiser und natürlich der Personifikation der Felicitas selbst.
Die Arbeit endet mit weiteren Bildern, die in diesen Zusammenhang gehören, also mit Tellus, Aion, den vier Jahreszeiten und dem Phönix.
Graham Barkers Zusammenstellung aller Quellen ist äußerst verdienstvoll, denn während sich viele Autoren mit den Saecularspielen unter Augustus beschäftigt haben, dürfte nur den wenigsten bewusst sein, wie konsequent spätere Kaiser diese Idee nutzten, um die Moral des bedrängten römischen Volkes zu heben. Viele Münzbilder, die man vor der Lektüre des Buchs für eher gleichgültig und unerheblich gehalten hätte, gewinnen so eine viel tiefere Bedeutung.
Wer also nicht nur eine durchgehende Kaiserreihe besitzen möchte, sondern thematisch an den Münzen interessiert ist, findet in Barkers Zusammenstellung anregende Lektüre, die auf britisch-gekonnte Art durchaus nicht nur für Akademiker geschrieben ist.
Mein persönlicher Lieblingstext steht ganz am Schluss: Der Autor versetzt sich in die Position eines Augenzeugen und beschreibt zwischen akkuratem Quellenstudium und reicher Vorstellungskraft, was er zwischen dem 23. Mai und dem 10. Juni 204 in Rom hätte miterleben können.
Nach der Lektüre zahlen Sie gerne für jede Münze, die diesen Saecularspielen gewidmet ist, das Doppelte.
Bestellen können Sie das Buch auf der Website von Spink für bescheidene 30 Pfund.