Erinnerungen an die ersten Olympischen Spiele nach dem Krieg

1948 fanden die ersten Olympischen Spiele nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Das Auktionshaus Rapp bietet in seiner Mai-Auktion 2022 Memorabilien an Kurt Gassmann, den Mitorganisator der Spiele, an. Darunter befindet sich auch eine Fackel, mit der das Olympische Feuer 1948 nach London getragen wurde.
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Am 30. Januar 1948 begannen die ersten Olympischen Winterspiele nach dem Krieg. Nach einer knapp zwölfjährigen Pause trafen sich Sportlerinnen und Sportler aus 28 Nationen in St. Moritz, um sich im friedlichen Wettkampf zu messen. Möglich gemacht hatte dies das COS, das Comité Olympique Suisse. Einer von den Männern, die in weniger als anderthalb Jahren Olympische Spiele organisierten, war der Berner Kurt Gassmann (1891-1964). Er sprach zwar nur gebrochen Englisch, war dafür aber ein geborener Organisator.

Goldmedaille der Olympischen Winterspiele von 1948 in St. Moritz, gewidmet dem Vizepräsidenten des Comité Olympique Suisse, Kurt Gassmann.

Aus seinem Nachlass bietet das Schweizer Auktionshaus Rapp Memorabilien an, die an die Olympischen Spiele von 1948 in St. Moritz und London sowie an die Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 erinnern. Aus Kurt Gassmanns Besitz stammen Medaillen, Erinnerungsteller und eine Fackel, die für den Fackellauf anlässlich der Olympischen Spiele von 1948 in London benutzt wurde.

Medaille für die Teilnehmer an den Olympischen Spielen von 1948 in London.

Kurt Gassmann

Kurt Gassmann wurde 1891 in Bern geboren. Der ausgebildete Jurist, der seit seinem 15. Lebensjahr selbst Fußball gespielt und mehrere Matches für den FC Biel in der Serie A bestritten hatte, wurde 1916 als Generalsekretär der Swiss Football Association (SFA) engagiert. Er brachte Erfahrung mit. Dieselbe Funktion hatte er vorher freiwillig beim FC Biel bekleidet. Kurt Gassmann übte dieses Amt rund 16 Jahre aus, als er es am 18. Juli 1942 aus gesundheitlichen Gründen niederlegte. Einige kleinere Ämter behielt er, und 1945 ernannte ihn die Generalversammlung der SFA zu ihrem Ehrenmitglied.

Seit 1923 war Kurt Gassmann auch ein Mitglied des COS, des Comité Olympique Suisse. Wegen seiner Erfahrung wählte man ihn zum Vizepräsidenten, als es darum ging, ein organisatorisches Meisterstück zu vollbringen, nämlich zwischen der Wahl von St. Moritz als Austragungsort der Olympischen Winterspiele am 6. September 1946 und der Eröffnung eben dieser Spiele am 30. Januar 1948 im vom Krieg zerstörten Europa die Durchführung dieses internationalen Sport Events zu gewährleisten.

Man kann sich die Schwierigkeiten, die mit der Organisation verbunden waren, kaum vorstellen, auch wenn viele Austragungsorte der Olympischen Spiele von 1928 wiederverwendet werden konnten und das Budget damals „nur mehrere hunderttausend Franken“ beinhaltete. Doch es mussten Unterkünfte, Verpflegung und eine Infrastruktur für 2.200 Menschen bereitgestellt werden. Viele Sportler reisten dazu ohne ausreichende Ausrüstung an. So liehen zum Beispiel die amerikanischen Skifahrer ihren norwegischen Kollegen die Ski, damit ihre Konkurrenten überhaupt teilnehmen konnten. Kurt Gassmann war noch Monate später stolz darauf, dass ihm das Internationale Olympische Komitee bestätigt hatte, dass „Die Olympischen Winterspiele 1948 in St. Moritz … die am besten organisierten“ Spiele waren – und das trotz aller Schwierigkeiten.

An den Olympischen Spielen in London nahm Kurt Gassmann als Generalkommissär der Schweizer Delegation statt. Mit welchen Schwierigkeiten er in dieser Rolle zu kämpfen hatte, berichtete er selbst in seinem Blick hinter die Kulissen. Nehmen wir nur die Frage der Lebensmittel: „Von allem Anfang an war man sich bewusst, dass die Verpflegungsfrage eine heikle Aufgabe bedeute… Das Organisations-Comité gab eine Liste aller zur Verfügung stehender Lebensmittel und deren Menge pro Tag und Kopf bekannt. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, zusätzliche Lebensmittel mitzuführen, um die Mahlzeiten zu ergänzen und den Wettkämpfern keine üppige, aber doch kräftige und ausreichende Nahrung bieten zu können. … Die Beschaffung zusätzlicher Lebensmittel … konnte verwirklicht werden, nachdem der Sport-Toto weitere Mittel zur Verfügung gestellt hatte.“

Medaillen, wie sie die Sieger der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 erhielten.

Kurt Gassmann überzeugte durch seine Detailversessenheit, seinen organisatorischen Weitblick und seine Erfahrung. Und so wandte sich die FIFA an ihn, als 1951 der Posten ihres Generalsekretärs besetzt werden musste. Mit Gassmanns Amtsantritt war die Aufgabe verbunden, wieder einmal ein Großereignis zu stemmen. Die Schweiz war 1954 Ort der Fußball-Weltmeisterschaft. Kurt Gassmann bewältigte seine Aufgabe bravourös. Und war Augenzeuge, als sich das „Wunder von Bern“ ereignete.

Kurt Gassmann amtierte bis 1963 als Generalsekretär der FIFA. Er gestaltete die Organisation in einer Prägenden Phase. Er selbst hat in den Statuten von 1954 seine Aufgaben als Generalsekretär fixiert: „Der Generalsekretär ist der Leiter des Sekretariats der Vereinigung. Er führt die Buchhaltung, schreibt die Protokolle des Exekutiv-Komitees und der Kommissionen … und ist verantwortlich für die Korrespondenz der Vereinigung sowie alle Kontakte zwischen der Vereinigung und den nationalen Verbänden, Organisationen und Kommissionen. Er ist dem Exekutiv-Komitee verantwortlich für seine Handlungen und die Arbeit der Angestellten des Sekretariats.“

Eine der vielen Fackeln, mit denen das Olympische Feuer 1948 von Olympia nach London getragen wurde.

Von Kurt Gassmanns Karriere als Sportfunktionär zeugen aufschlussreiche Memorabilien, die das Auktionshaus Rapp am 6. Mai 2022 anbietet.

Eine Olympische Fackel

Dazu gehört zum Beispiel eine Olympische Fackel, die anlässlich des Olympischen Fackellaufs von Olympia bis London im Jahre 1948 verwendet wurde.

Dieser Fackellauf wurde über insgesamt 3.160 km durchgeführt. Er führte von Griechenland mit dem Schiff über die Adria nach Bari, durch ganz Italien, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Frankreich über den Ärmelkanal nach Dover und von dort ins Wembley Stadion.

Kurt Gassmann hatte veranlasst, dass die ursprünglich nicht vorgesehene Schweiz in die Route aufgenommen wurde. 135 Fackelträger trugen das Olympische Feuer über Brig, Martigny, Montreux, Lausanne, Genf und Perly. In Lausanne fand am Grab von Pierre de Coubertin eine Feier statt, um den Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit zu ehren.

Erinnerungen an einen visionären Funktionär

Diese Fackel ist nur eines von vielen Erinnerungsstücken, die an die Karriere von Kurt Gassmann erinnern. Unter ihnen befinden sich drei Olympiamedaillen der Spiele von St. Moritz von 1948, sowie Medaillen für die Teilnehmer der Olympischen Spiele von St. Moritz und London im Jahr 1948. Von besonderer historischer Bedeutung sind drei Siegesabzeichen, die anlässlich der Fußballweltmeister von 1954 vergeben wurden.

Von der internationalen Tätigkeit Gassmanns zeugen Ehrenteller. Einer von ihnen erinnert an das historische Fußballspiel zwischen England und Deutschland am 1. Dezember 1954. Es war das erste Spiel der beiden Nationalmannschaften nach dem Krieg. Die Engländer siegten über die amtierenden deutschen Weltmeister im Wembley-Stadion mit 3:1.

 

Mehr Informationen rund um die Auktion finden Sie auf der Website von Rapp. Wenn Sie mit dem Auktionshaus Rapp Kontakt aufnehmen wollen, wenden Sie sich bitte an Peter Rapp AG, Internationale Auktionen für Briefmarken & Münzen, Toggenburgerstr. 139, Postfach 276, CH-9500 Wil, Tel: +41 / 71 / 923 77 44; Fax: +41 / 71 / 923 92 20 oder per E-Mail.

Hier lesen Sie einen ausführlichen Auktionsbericht.

Den Onlinekatalog finden Sie bei biddr.