Am 20. Juli 1969 setzte der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond. Peter Rapp aus Wil (St. Gallen), heute einer der weltweit bekanntesten Briefmarkenkenner und Auktionator, saß damals als 24-jähriger Berufsmann gespannt vor dem Fernseher im Restaurant Eisenbahn seiner Mutter in Wil. Wie alle war er fasziniert von diesem epochalen Ereignis der Menschheitsgeschichte. Aber schon damals zogen ihn auch Briefmarken in seinen Bann, denn von seinem Großvater, einem begnadeten Hobby-Philatelisten, lernte er, worauf es bei wirklich wertvollen Briefmarken ankommt. Schon bald verdiente er sein erstes Geld mit Briefmarken. Und er wusste auch bald schon, dass es Briefe mit Briefmarken gab, die von Astronauten mit auf den Mond genommen wurden – allerdings noch nicht anlässlich der ersten bemannten Mondlandung.
Von Astronauten signiert
In seiner späteren Karriere, mit wachsendem Erfahrungsschatz und globalem Beziehungsnetz stieg in ihm das Interesse an derartigen großen Raritäten der Weltraumphilatelie: „Ich wollte unbedingt Briefe besitzen, die nachweislich auf dem Mond waren.“ Nach etlichen Jahren der Recherche und vielen Gesprächen mit Weltraumsammlern sei es ihm gelungen, zwei Briefe zu erwerben, die auf dem Mond waren. Und – darauf ist Rapp besonders stolz: „Sie sind nummeriert und von den Astronauten unterschrieben.“ Dabei handelt es sich um Briefe, die anlässlich der zweiten bemannten Mondlandung Apollo 12 am 19. November 1969 sowie von Apollo 15 mitgenommen wurden. Die beiden Briefe werden am 20. August 2019 anlässlich eines Expertentags im Auktionshaus Rapp in Wil ausgestellt.
Große Nachfrage
Peter Rapp ist deshalb so begeistert von Mondbriefen, weil sie „historisch extrem interessant und sehr selten sind. Solche Briefe werden nicht nur von Philatelisten gesammelt, sondern generell von Menschen die etwas Besonderes besitzen möchten.“ Der Interessentenkreis sei zwar eingeschränkt, die Nachfrage jedoch groß: „Mondbriefe sind weltweit sehr gefragt und erreichen deshalb zum Teil an Auktionen astronomische Preise im wahrsten Sinn des Wortes.“ Es gelte aber auch, sich genau zu informieren – denn: Mondbriefe haben auch ihre „skandalöse Seite“, weiß Rapp zu berichten.
An Bord geschmuggelt
„Der Briefmarkenskandal um ,Apollo 15‘ ging in die Geschichte ein: Astronauten haben ohne Genehmigung Briefumschläge mit Marken mit ins All genommen, die nun als Sammlerstücke gehandelt werden.“ Ein deutscher Briefmarkenhändler kannte einen Mitarbeiter am Weltraumbahnhof, dem Kennedy Space Center. Dieser schlug den Astronauten vor, dass sie Briefumschläge und Briefmarken zum Mond mitnähmen, um sie später zu verkaufen. Astronauten war es gestattet, einige persönliche Gegenstände mitzunehmen, aber sie durften sie nicht als Souvenirs zur persönlichen Bereicherung verkaufen. Dieser Skandal löste schließlich sogar eine Diskussion um das Sicherheitskonzept aus und führte dazu, dass die Astronauten von späteren Flügen ausgeschlossen wurden.
Auf dem Mond abgestempelt
Rapp betont deshalb, dass die genehmigten und sogar nummerierten Umschläge die wirklich wertvollen Stücke seien. Es verwundere ihn deshalb nicht, dass ein nicht nummerierter Mondbrief zum festgelegten Startpreis von 22.000 Euro Anfang dieses Jahres in Deutschland gar nicht erst versteigert werden konnte. Einer der Briefe von Peter Rapp hingegen ist ein offizieller Brief der Mission Apollo 15: „Er wurde 1971 von den damaligen Astronauten Scott, Worden und Irwin signiert und von Dave Scott offiziell auf dem Mond abgestempelt. Das ist eine der wirklichen Raritäten.“ Stolz präsentiert denn Peter Rapp auch das entsprechende, notariell beglaubigte Zertifikat.
Weltall-Abenteuer vermeiden
Scott sei aber auch derjenige gewesen, der weitere, ungenehmigte und nicht amtlich beglaubigte Umschläge an Bord geschmuggelt habe, deren Wert aus philatelistischer und historischer Sicht fragwürdig sei, so Rapp. Er warnt denn auch: „Im Internet werden derzeit relativ günstig solche Scott-Briefe angepriesen. Sie haben aber in der Regel nicht die nötige Nummerierung und notarielle Beglaubigung. Es gilt also achtsam zu sein, wenn man wirklich wertvolle Mondbriefe erwerben will.“ Rapp erklärt deshalb auch anhand solch kleiner Details, dass es enorm wichtig sei, sich in philatelistischen Fragen gut beraten zu lassen, wenn man sich selber nicht gut auskenne: „Sonst kann ein vermeintliches Mond-Schnäppchen zu einem teuren Weltall-Abenteuer werden.“
20. August: Mondbriefe und Expertenrat
Weltereignisse wie das 50-Jahr-Jubiläum der ersten Mondlandung wecken das Interesse von Briefmarkensammlern und deren Erben. Weil in vielen Haushalten Weltraumphilatelie und anderes Sammelgut vorhanden ist, bietet das Auktionshaus von Peter Rapp in Wil (SG) am Expertentag vom Dienstag, 20. August 2019, die Möglichkeit, Briefmarken und Briefumschläge aller Art schätzen zu lassen, und zwar von 8 bis 12 Uhr von und 13.30 bis 18 Uhr. Zudem bietet sich am Expertentag die einmalige Gelegenheit, die beiden nummerierten und signierten Mondbriefe von Peter Rapp im Original zu besichtigen und dazu von Experten weitere Informationen zu erhalten. Fachleute werden außerdem Münzen sowie Uhren und Schmuck begutachten.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Auktionshaus Rapp oder auf Anfrage via E-Mail.