20-06-2016 – 22-06-2016
Auktion 277-279
220.000 Euro für goldene Weidenbaumprägung bei Künker
Über 270 Bieter saßen im Saal während der drei Auktionen, die das Haus Künker vom 21. bis zum 23. Juni 2016 durchführte. 1.800 Bieter gaben ihre Gebote schriftlich ab. Das große Interesse sorgte dafür, dass die Gesamtschätzung für die rund 3.000 Lose von 7 Mio. Euro auf 9,2 Mio. Euro anstieg. Dabei erzielte die goldene Weidenbaumprägung von Wilhelm V. von Hessen-Kassel im Gewicht von 10 Dukaten 220.000 Euro. Doch auch bei den russischen Prägungen gab es beeindruckende Zuschläge im sechsstelligen Bereich
Auktion 277: Münzen aus der Welt der Antike / Russische Münzen und Medaillen
Rund ein Drittel des Umsatzes der Auktion – 1,3 Mio. für die 200 antiken Münzen, 1,7 Mio. für die 275 russischen Münzen und Medaillen – wurde mit den knapp 575 Losen des ersten Tages gemacht. Es handelte sich schließlich um einige ganz besondere Raritäten und Kabinettstücke.
Nr. 3: PARISII (Kelten). Gold-Stater, um 60 v. Chr. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 23.000,- Euro.
Unter den griechischen, römischen und byzantinischen Prägungen, mit denen die Auktion eröffnet wurde, waren viele, die obwohl bereits im fünfstelligen Bereich geschätzt, ihre Schätzung noch übertrafen, so zum Beispiel ein Stater der Parisii (20.000 / 23.000 Euro) und ein frühhellenistischer Goldstater aus Tarent (40.000 / 46.000 Euro). Ferner sind erwähnenswert …
Nr. 146: POSTUMUS, 260-268. Aureus, 261, Köln. Äußerst selten. Gutes sehr schön / Vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 38.000,- Euro.
…ein äußerst seltener Aureus des Postumus (20.000 / 38.000 Euro) und ein Solidus des Constantius II. mit der Darstellung eines Adventus aus der Sammlung Trau (30.000 / 36.000 Euro).
Vor allem bei den spätrömischen und byzantinischen Prägungen gab es einige Überraschungen. So kletterte der Solidus des Constantius III. von 40.000 auf 42.000 Euro und der des Valentinianus III. von 30.000 auf ebenfalls 42.000 Euro.
Nr. 197: ARTAVASDUS, 742-743, mit Nikephoros. Solidus. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 35.000,- Euro. Zuschlag: 44.000,- Euro.
44.000 Euro erzielte der Solidus des armenisch-stämmigen Kaisers Artavasdus, der von 741/2 bis 743 das byzantinische Reich beherrschte. Auf dem mit 30.000 Euro geschätzten Stück war der Kaiser mit seinem Sohn und Mitregenten Nikephoros abgebildet.
Das Material, das am Nachmittag unter der Überschrift „Russische Münzen und Medaillen“ angeboten wurde, war hochkarätig, vor allem was die Medaillen betraf.
Nr. 243: RUSSLAND. Silbermedaille 1708 von S. Gouin auf den russischen Admiral Feodor Apraxin. Spätere Prägung des 18. Jh. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 3.000,- Euro. Zuschlag: 30.000,- Euro.
Die erste Überraschung bot eine Silbermedaille mit dem Porträt des russischen Admirals Feodor Apraxin aus der Zeit Peters des Großen. Es handelt sich dabei um eines der ganz frühen nicht-kaiserlichen Porträts der russischen Numismatik. Das mit 3.000 Euro geschätzte Stück wurde mit dem Zehnfachen, mit 30.000 Euro zugeschlagen.
Nr. 345: RUSSLAND. Alexander I., 1801-1825. Goldmedaille zu 48 Dukaten 1814, gefertigt von Zarin Maria Feodorowna. Äußerst selten. Fast Stempelglanz aus polierten Stempeln. Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 175.000,- Euro.
Mit 125.000 Euro war eine Goldmedaille im Gewicht von 48 Dukaten geschätzt, die von der Zarin Maria Feodorowna zu Ehren ihres Sohnes, des Zaren Alexanders I. selbst graviert worden war. Sie wechselte mit 175.000 Euro den Besitzer. Wer nicht ganz so viel ausgeben wollte, konnte sich ein stempelgleiches Stück in Bronze kaufen, das bei einer Taxe von 500 Euro 1.100 Euro brachte.
Nr. 403: RUSSLAND. Goldmedaille 1838 von P. Utkin auf den ersten Spatenstich zum Bau der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Äußerst selten. Stempelglanz. Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 200.000,- Euro.
Zur teuersten Medaille des Tages wurde eine Goldmedaille von Nikolaus I., die auf den ersten Spatenstich zum Bau der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau im Jahre 1838 herausgegeben wurde. Das äußerst seltene und perfekt erhaltene Stück mit seiner großartigen Architekturdarstellung kletterte von 125.000 Euro auf 200.000 Euro. Fast das gleiche Ergebnis erzielte eine Medaille auf den Tod Alexandra Feodorownas, die 1860 im Auftrag von Alexander II. hergestellt wurde. Das Stück mit dem hohen Relief und der realistischen Darstellung der gealterten Fürstin war mit 50.000 Euro geschätzt und wurde erst mit 190.000 Euro zugeschlagen.
Auktion 278: Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit
Ganz so hohe Preise gab es vom zweiten Auktionstag nicht zu vermelden, aber auch hier zeigte sich, dass jede Auktion für eine Überraschung gut ist, vor allem wenn es um Medaillen geht.
Nr. 1006: BELGIEN. Kleine Silbergussmedaille von J. Jonghelinck auf den niederländischen Juristen und Botschafter Karls V. Vigilius Ayta von Zuichem (1507-1577). Sehr selten. Vorzüglicher Originalguss. Taxe: 750,- Euro. Zuschlag: 9.500,- Euro.
Mit bescheidenen 750 Euro war der vorzügliche Originalguss geschätzt, der auf seiner Vorderseite das Porträt des niederländischen Juristen und Botschafters Karls V., Vigilius Ayta von Zuichem (1507-1577) zeigte. Der Zuschlag erfolgte erst bei 9.500 Euro, ein fairer Preis für ein außergewöhnlich feines Porträt aus der späten Renaissance.
Nr. 1140: FRANKREICH / LOTHRINGEN. Karl III., 1545-1608. Reichstaler o. J. (1559). Aus Sammlung Vogel. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 28.000,- Euro.
28.000 Euro erzielte ein Reichstaler auf der gleichen Epoche. Das 1559 für Lothringen geprägte Stück aus der Sammlung Vogel zeigte das Porträt des Grafen im Harnisch. Seine Schätzung hatte 15.000 Euro betragen.
Nr. 1422: Silbermedaille 1629 auf die Erbeutung der spanischen Silberflotte durch den niederländischen Admiral Piet Heyn in der Bucht von Matanzas. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 2.500,- Euro. Zuschlag: 20.000,- Euro.
Die letzte Überraschung des Vormittags war wieder eine Medaille, und zwar eine mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Sie wurde 1629 auf die Plünderung der spanischen Silberflotte durch den niederländischen Admiral Piet Heyn in der Bucht von Matanzas geprägt. Silber im Wert von rund 12 Mio. Gulden soll damals in die Hände der Westindischen Kompanie gefallen sein. Geschätzt war das Stück, das auf der Vorderseite die Seeschlacht darstellt, mit 2.500 Euro. Der Zuschlag erfolgte bei 20.000 Euro.
Hatte sich bei dieser Medaille auch der interessierte Laie ihren Zuschlag erklären können, brauchte es schon den Kenner, um nachzuvollziehen, warum ein Denar des Bruno von Augsburg (1009-1026) von 500 auf 2.700 Euro stieg. Es lag zum einen an der großen Seltenheit des Stücks und an der für diesen Typ außergewöhnlich guten Erhaltung.
Nr. 1785: DEUTSCHLAND / BRAUNSCHWEIG-LÜNEBURG. Georg Wilhelm, 1648-1665. Löser zu 5 Reichstalern 1660, Zellerfeld. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.
Zweimal 65.000 Euro erzielten zwei Löser von Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, einmal im Gewicht von 5, einmal von 4 Reichstalern, geschätzt mit 15.000 resp. mit 20.000 Euro. Beide zeigten auf der Rückseite die Personifikationen von Frömmigkeit und Gerechtigkeit.
Dass auch Lots richtig hohe Preise bringen können, bewies sich in der Auktion Künker immer wieder. So wurde eine umfangreiche und bedeutende Sammlung ostfriesischer Münzen und Medaillen des 15. bis 20. Jahrhunderts mit ca. 647 Stück in allen Erhaltungen für 38.000 Euro verkauft, und das bei einer Schätzung von 15.000 Euro. Eine Sammlung sächsischer Münzen des 16. und 17. Jahrhunderts vom Pfennig bis zum Reichstaler mit ca. 315 Stück brachte 15.500 Euro (Schätzung: 2.500 Euro). Ebenfalls ein ganz besonderes Objekt war die umfangreiche Sammlung von Waldecker Münzen, Medaillen, Jetons und Marken des 12. bis 20. Jahrhunderts. Die 430 Stücke in allen Erhaltungen waren mit 20.000 Euro geschätzt. Der Hammer fiel erst bei 32.000 Euro.
Auktion 279: Münzen und Medaillen aus Regensburg / Goldprägungen / Deutsche Münzen ab 1871
Der Donnerstag begann mit den Münzen und Medaillen von Regensburg aus der Sammlung Rudolf Spitzner und andere. Mit 430.000 Euro überstieg der Gesamtzuschlag die Schätzung um 85%. Herausragende Stücke wären viele zu nennen.
Nr. 3013: DEUTSCHLAND / REGENSBURG. 5 Dukaten 1627 auf die Grundsteinlegung der Dreieinigkeitskirche am 4. Juli. Sehr selten. Henkelspur, sehr schön. Taxe: 3.000,- Euro. Zuschlag: 9.500,- Euro.
So zum Beispiel der fünffache Dukat von 1627 auf die Grundsteinlegung der Dreieinigkeitskirche am 4. Juli des gleichen Jahres (3.000 / 9.500 Euro), der äußerst seltene Dukat von 1634 mit der Stadtansicht, auf dem die teilweise abgebrochene Holzbrücke zu sehen ist (15.000 / 30.000 Euro), der fünffache Dukat von 1664 mit dem Titel Leopolds I. (10.000 / 30.000 Euro) und der dreifache Dukat ohne Jahr mit dem Titel Josefs II., der ihn auf die Jahre zwischen 1765 und 1790 datiert (5.000 / 26.000 Euro).
Aber auch die Silberprägungen erreichten hin und wieder Zuschläge im fünfstelligen Bereich, so ein sehr seltener Reichstaler von 1632 mit dem Titel Ferdinands II. (10.000 / 23.000 Euro), der Reichstaler von 1745 mit der Darstellung des Rathaussaales, in dem der immerwährende Reichstag sich versammelte (7.500 / 11.000 Euro) und der äußerst seltene Konventionstaler mit dem Titel Leopolds II. aus den Jahren 1790 bis 1792 (5.000 / 20.000 Euro).
Ein ungewöhnlich hohes Ergebnis gibt es aus dem Bereich „Altdeutschland“ zu vermelden.
Nr. 3210: DEUTSCHLAND / HESSEN-KASSEL. Wilhelm V., 1627-1637. 10 Dukaten 1634, Kassel. Weidenbaumprägung. Wohl einziges bekanntes Exemplar in Privatbesitz. Vorzüglich. Taxe: 200.000,- Euro. Zuschlag: 220.000,- Euro.
Die wohl unedierte Weidenbaumprägung Wilhelms V. von Hessen-Kassel im Gewicht von 10 Dukaten aus dem Jahr 1634 war bereits mit 200.000 Euro geschätzt. Sie übertraf diese Schätzung noch und kletterte auf 220.000 Euro.
Nr. 3118: DEUTSCHLAND / BAYERN. Maximilian III., 1745-1777. Dukat 1762, München, Isargold. Äußerst seltener Jahrgang. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 32.000,- Euro.
Nicht ganz so viel, aber für 3,5 g Gold immer noch stolze 32.000 Euro realisierte ein Isargold-Dukat von Maximilian III. aus dem Jahr 1762 (Taxe: 15.000 Euro). Gleich vier äußerst seltene Goldmünzen der Grafschaft Löwenstein wurden in Auktion 279 angeboten und alle erzielten wesentlich höhere Zuschläge: Ein Dukat des Johann Ludwig Volrad von 1769 22.000 Euro (Taxe: 15.000 Euro), ein Doppeldukat Friedrich Karls von 1799 19.000 Euro (Taxe: 15.000 Euro), ein Doppeldukat Karl Thomas’ von 1754 24.000 Euro (Taxe: 10.000 Euro) und ein Dukat Konstantins von 1791 15.000 Euro (Taxe: 10.000 Euro).
Nr. 3958: DEUTSCHES REICH. Preußen. Wilhelm I., 1861-1888. 10 Mark 1878 B. J. 245B. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 60.000,- Euro.
Schließen wir mit den deutschen Münzen ab 1871. Hier brachten zwei Prägungen 60.000 Euro: Das äußerst seltene 10 Mark Preußen 1878 B (J. 245B, Taxe: 50.000 Euro) …
Nr. 4073: DEUTSCHES REICH. Sachsen-Coburg-Gotha. Ernst II., 1844-1893. 20 Mark 1872. J. 270. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 50.000,- Euro. Zuschlag: 60.000,- Euro.
…und der seltenste Typ aller Reichsgoldmünzen, die 20 Mark Sachsen-Coburg-Gotha von 1872 (J. 270, Taxe: 50.000 Euro). Damit wurde sogar die beliebteste Silbermünze des deutschen Kaiserreichs überholt, die 3 Mark 1917 Sachsen mit dem Porträt Friedrichs des Weisen. Sie brachte bei einer Schätzung von 40.000 Euro einen Zuschlag von 48.000 Euro.
Schließen wir mit zwei ziemlich unauffälligen, aber äußerst seltenen Proben zu Kleinmünzen der Freien Stadt Danzig. Beide Proben – die eine zum 10, die andere zum 5 Pfennig-Stück von 1923 – waren mit 500 Euro geschätzt gewesen. Der Zuschlag erfolgte bei 4.600 resp. bei 4.200 Euro.
Alle Ergebnisse finden Sie auf der Internetseite von Künker.
Die Herbst-Auktionen finden vom 26. bis zum 30. September 2016 statt. Die Kataloge dafür können Sie bestellen bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49076 Osnabrück; Tel: + 49 541 96202 0; Fax: + 49 541 96202 22; oder über E-Mail. Einlieferungen zur Auktion werden bis ca. 12 Wochen vor dem Termin entgegen genommen.