Fritz Rudolf Künker, D-Osnabrück

25-09-2016 – 29-09-2016

Auktion 280-284

300.000 Euro für einen römischen Aureus auf die Niederlage von Judaea

5.700 Lose mit einer Gesamttaxe von 8,2 Mio. Euro wurden vom 26. bis zum 30. September 2016 bei Künker versteigert. Das Ergebnis summierte sich auf beeindruckende 11,8 Mio. Euro. Die Nachfrage war durchgehend groß, aber ein paar Tendenzen kristallisierten sich durchaus heraus. Bei den antiken Münzen spielt mit wenigen Ausnahmen die Seltenheit nur dann eine Rolle, wenn ein Stück dazu perfekt erhalten ist.

Nr. 541: VESPASIANUS, 69-79. Aureus 71, Lugdunum. Rv. IVDAEA DEVICTA. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 300.000,- Euro.

Ein gutes Beispiel für das, wofür Sammler heute viel Geld auszugeben bereit sind, ist ein sehr seltener Aureus des Vespasian, der nicht nur perfekte Erhaltung mit historischer Bedeutung kombiniert – auf der Rückseite ist die trauernde Judaea mit gefesselten Händen abgebildet, sondern dazu noch eine Provenienz besitzt, die auf das Jahr 1951 zurückreicht. Mit 30.000 Euro war das Stück geschätzt. Der Zuschlag erfolgte erst bei 300.000 Euro.

Nr. 5136: POMMERN UNTER BRANDENBURG-PREUSSEN. 4 Dukaten 1677, Berlin, auf die Eroberung von Stettin durch die Brandenburger am 27. Dezember. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 48.000,- Euro.

Ähnliches gilt im Bereich der Neuzeit. Hier sind derzeit besonders die schweren, mehrfachen Gold- und Silbermünzen gesucht. Zitieren wir als Beispiel dafür den vierfachen Dukat von 1677, den Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, auf die Eroberung von Stettin durch die Brandenburger herausgeben ließ. Er kletterte von seiner Schätzung mit 15.000 Euro auf 48.000 Euro.

Nr. 4634: RDR. Maximilian II., 1564-1576. Silbermedaille 1566, wahrscheinlich aus der Werkstatt Nickel Milicz, Joachimstal. Sehr selten. Originalprägung. Vorzüglich. Taxe: 3.500,- Euro. Zuschlag: 11.000,- Euro.

Die beiden Spezialsammlungen brachten nicht nur beachtliche Einzelpreise, auch das Gesamtresultat konnte sich sehen lassen. Die Sammlung Luc Smolderen mit historischen Medaillen erzielte mehr als das Doppelte der Schätzung, die Sammlung Dr. Heinrich Neumann von Münzen und Medaillen aus Pommern verfehlte nur knapp die Verdoppelung der Schätzung.

Auktion 280: Münzen aus der Welt der Antike

Gleichgültig aus welchem Bereich eine Münze stammt, von entscheidender Bedeutung ist heute die Erhaltung. Diese Beobachtung gilt für fast alle Gebiet. Ein Beispiel aus der keltischen Welt ist ein Goldstater der Boier mit einem Krieger im Knielauf auf der Rückseite.

Nr. 14: BOIER (Kelten). Goldstater, 2./1. Jh. v. Chr. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 1.250,- Euro. Zuschlag: 8.500,- Euro.

Das voll zentrierte und bestens ausgeprägte Stück, das sehr konservativ mit sehr schön beschrieben war, brachte statt der Schätzung von 1.250 Euro einen Zuschlag von 8.500 Euro.

Nr. 135: SIKULOPUNIER (Sizilien). 5 Schekel (Dekadrachme), um 264. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 85.000.- Euro.

Als Beispiel für den griechischen Bereich kann ein sikulopunisches Dekadrachmon dienen, das um 264 geprägt wurde. Das prachtvoll erhaltene Stück realisierte 85.000 Euro (Taxe: 75.000 Euro).

Nr. 163: ALEXANDER III., 336-323 (Makedonien). Dekadrachme, 325/3 Babylon. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 54.000,- Euro.

Hier findet der aufmerksame Beobachter allerdings auch die Ausnahme von der Regel, ein Dekadrachmon von Alexander dem Großen, das zu seinen Lebzeiten in Babylon geprägt wurde, brachte beeindruckende 54.000 Euro, obwohl es leicht korrodiert und „nur“ sehr schön war (Taxe: 25.000 Euro).

Nr. 422: RÖMISCHE REPUBLIK. M. Iunius Brutus. Denar, 42 kleinasiatische oder nordgriechische Münzstätte, Münzmeister L. Plaetorius Cestianus. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 1.500,- Euro. Zuschlag: 17.000,- Euro.

Bei den Römern zeigte sich der Hype um die perfekte Erhaltung in noch größerem Maße. 17.000 Euro für einen perfekten Denar im Namen des Imperator Brutus (Schätzung: 1.500 Euro) und 16.000 Euro für einen Legionsdenar des Marcus Antonius (Schätzung: 750 Euro)! Ob es daran gelegen hat, dass der Denar der Legio XX gewidmet war, die – nach ihrer Neugründung unter Octavian – an der Varusschlacht teilgenommen hat?

Nr. 545: VESPASIANUS, 69-79. Sesterz 75, Rom. Rv. Tempel des Iuppiter Capitolinus. Äußerst selten. Gutes sehr schön. Taxe: 2.500,- Euro. Zuschlag: 14.000,- Euro.

Die 300.000 Euro für einen äußerst seltenen Aureus des Vespasianus anlässlich des Sieges über Judaea haben wir ja schon erwähnt (Taxe: 30.000 Euro). Aber mindestens genauso beeindruckend sind die 14.000 Euro für einen attraktiven Sesterz mit der vielfigurigen Darstellung des Tempels des Iuppiter Capitolinus (Taxe: 2.500 Euro) oder die 26.000 Euro, die für einen vorzüglichen Denar der Domitia gezahlt wurden (Taxe: 4.000 Euro), dessen Provenienz bis ins Jahr 1948 zurückreicht.

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Nr. 573: DOMITIA. Denar, 82/3 Rom. Selten. Vorzüglich. Taxe: 4.000,- Euro. Zuschlag: 26.000,- Euro.

Geradezu beruhigend wirkt da schon, dass eine äußerst seltene alexandrinische Drachme des Severus Alexander, „nur“ in der Erhaltung sehr schön, trotzdem 3.700 Euro brachte (Taxe: 600 Euro). Es gibt eben doch noch Sammelgebiete, bei denen die Seltenheit wichtiger ist als die Erhaltung.

Auktion 281: Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit / Deutsche Münzen ab 1871

Ganz so spektakuläre Ergebnisse gab es am zweiten Tag nicht, aber die Einlieferer konnten sich trotzdem freuen. Nehmen wir als Beispiel die Sammlung Vatikan, die – mit Ausnahme der seltenen, aber nicht attraktiven Stücke – sehr respektable Preise erzielten.

Nr. 1720: VATIKAN. Sixtus V., 1585-1590. Piastra AN IIII / 1588. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 5.000,- Euro. Zuschlag: 10.500,- Euro.

Hier sind drei Beispiele: Ein sehr seltener und sehr schöner Carlino von Martin V., 1417-1431 mit dem Namen Roberts von Anjou brachte 2.600 Euro (Taxe: 1.000 Euro); eine vorzügliche und sehr seltene Piastra von Sixtus V. aus dem Jahr 1588 mit der eindrücklichen Darstellung des Franz von Assisi die Stigmata empfangend wurde mit 10.500 Euro zugeschlagen (Taxe: 5.000 Euro) und ein eigentlich unauffälliger, aber sehr attraktiver Testone von 1676 aus einer Zeit der Sedisvakanz wechselte bei 1.000 Euro den Besitzer (Taxe: 300 Euro).
Dass Polen immer für eine Überraschung gut ist, zeigte ein äußerst seltener und vorzüglicher Reichstaler von Sigismund III., der 42.000 Euro realisierte (Taxe: 30.000 Euro).

Nr. 2823: KÖLN (Altdeutschland). Clemens Augustus von Bayern, 1723-1761. Ausbeutetaler 1759, Bonn oder Koblenz. Geprägt aus westfälischem Feinsilber auf die Erneuerung der Bergwerke und die Wiederaufnahme des Ramsbecker Bergbaus. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 18.500,- Euro.

Auch für das Gebiet Altdeutschland waren die Preise solide bis eindrucksvoll. Nehmen wir den „nur“ sehr schön erhaltenen, aber äußerst seltenen Brakteaten des Hartwig II. von Hirnheim aus Augsburg. Das mit 1.500 Euro geschätzte Stück stieg auf mehr als das Dreifache, auf 4.600 Euro. Dass auch Kleinmünzen hohe Preise bringen können, demonstrierte ein äußerst seltener Pfennig aus Braunschweig. Mit 200 Euro war das vorzügliche Stück geschätzt, mit 1.600 Euro, dem achtfachen, wurde es zugeschlagen. Ähnliches gilt für die Lots. 1.150 Münzen aus Braunschweig-Calenberg-Hannover in der Erhaltung „sehr schön und besser“ waren in einem Lot zusammengefasst worden. Der Ausruf erfolgte bei 28.000 Euro. Der Hammer fiel erst bei 70.000 Euro.

Auktion 282: Europäische Geschichte im Spiegel der Medaillenkunst – Die Sammlung Luc Smolderen

Nur selten sieht man eine Sammlung, die mit so viel Liebe und Wissen zusammengetragen wurde, wie die Sammlung Luc Smolderen. Das zeigte sich auch am Ergebnis.

Nr. 4046: S’HERTOGENBOSCH (Niederlande). Silbermedaille 1630 von A. van der Wilge. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 6.000,- Euro. Zuschlag: 17.000,- Euro.

Eine Silbermedaille von S’Hertogenbosch in den Niederlanden war wegen ihrer Seltenheit, ihrer perfekten Erhaltung und der kleinteilig, gekonnten Gestaltung bereits auf 6.000 Euro geschätzt gewesen. Sie stieg noch weiter, nämlich auf 17.000 Euro.

Nr. 4374: GROSSBRITANNIEN. Silbermedaille 1789 von W. Mossop auf den Baubeginn der Sternwarte von Armagh und seinen Erbauer Erzbischof Robinson. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 400,- Euro. Zuschlag: 5.500,- Euro.

Überraschender waren da Zuschläge wie die 5.500 Euro, die eine Silbermedaille brachte, die auf der einen Seite ein Observatorium, auf der anderen Seite dessen Gründer, den Erzbischof von Armagh / Nordirland zeigt. Immerhin war das fast das 14fache der Schätzung mit 400 Euro. Genau das 14fache, nämlich 2.800 Euro brachte eine ovale Bronzegussmedaille auf Innozenz XII. mit einem herausragenden Porträt (Taxe: 200 Euro).

Nr. 4628: RDR. Maximilian I., 1490-1519. Silbermedaille o. J. (nach 1511) im Gewicht eines dreifachen Schauguldiners auf seine 1. Hochzeit mit Maria von Burgund. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 3.000,- Euro. Zuschlag: 22.000,- Euro.

Auf 22.000 Euro kletterte ein Dickstück im dreifachen Guldinergewicht, das Maximilian I. auf seine Hochzeit mit Maria von Burgund herausgeben ließ (Taxe: 3.000 Euro). Und ein sehr seltenes, zeitgenössisches Exemplar einer Bronzegußmedaille von C. Weiditz auf den Faktor Stefan Keltenhofer wurde mit 7.250 Euro zugeschlagen (Taxe: 1.000 Euro).

Nr. 4769: HAMBURG (Altdeutschland). Silbermedaille 1636, von S. Dadler. Vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 40.000,- Euro.

Schließen wir den Bericht zur Sammlung Luc Smolderen mit einem zu erwartenden Höchstpreis: Die beeindruckende Silbermedaille von Dadler mit der Darstellung des Hafens von Hamburg erzielte 40.000 Euro (Taxe: 20.000 Euro).

Auktion 283: Münzen und Medaillen aus Pommern / Goldprägungen / Russische Münzen und Medaillen

195 Münzen und Medaillen aus Pommern eröffneten Auktion 283. Dazu trugen vor allem die frühen Goldmünzen und die mehrfachen Taler bei.

Nr. 5002: POMMERN. Herzog Bogislaw X., 1474-1523. Goldgulden o. J. (1498/9), Stettin. Die erste Goldmünze Pommerns. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 19.000 Euro.

So brachten beide Goldgulden ohne Jahr von 1498/9 19.000 Euro pro Stück (jeweilige Taxe: 10.000 Euro). Ein uniker dreifacher Reichstaler von 1613 wurde mit 24.500 Euro zugeschlagen (Taxe: 20.000 Euro), ein dreifacher Reichstaler von 1620, wohl das einzige Stück in Privatbesitz, mit 35.000 Euro (Taxe: 20.000 Euro). Das teuerste Stück der Sammlung wurde ein vierfacher Dukat von 1677 auf die Eroberung von Stettin. Das vorzüglich erhaltene Stück von allergrößter Seltenheit stieg von 15.000 Euro auf 48.000 Euro.

Nr. 5483: RDR. Ferdinand III., 1625-1637. 10 Dukaten 1645, Wien. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 46.000,- Euro.

Dass Goldmünzen derzeit heiß begehrt sind, demonstrierte der zweite Teil von Auktion 283. Vor allem die schweren Goldprägungen, die von den römisch-deutschen Kaisern als Geschenke im Dienste der Diplomatie hergestellt wurden, brachten beeindruckende Ergebnisse. Den Anfang machte ein 5 Dukaten-Stück des Kaisers Matthias, geprägt 1613 in Prag. Dass er nicht dem Zahlungsverkehr diente, macht eine zeitgenössische Tragöse klar. Auch wenn normalerweise solche Zeugnisse des tatsächlichen Gebrauchs wertmindernd wirken, realisierte das sehr seltene Stücke 24.000 Euro (Taxe: 6.000 Euro). Ein 5 Dukaten von 1628 erzielte 18.000 Euro (Taxe: 5.000 Euro), ein 10 Dukaten 1645 46.000 Euro (Taxe: 25.000 Euro).

Nr. 5603: FRANKREICH / KAROLINGER. Karl der Große, 768-814. Dinar / Solidus mancusus 157 AH (= 773/774), geprägt ca. 780-793, unbestimmte karolingische Münzstätte. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 2.500 Euro. Zuschlag: 13.000 Euro.

Natürlich gab es auch aus anderen Bereichen hohe Preise zu vermelden. An dieser Stelle nur vier Beispiele: Ein perfekter 1/3 Heaume d’or von Gent, geprägt zwischen 1346 und 1384, brachte 48.000 Euro (Taxe: 15.000 Euro); ein Dinar mit arabischer Schrift, herausgegeben zur Zeit Karls des Großen in einer karolingischen Münzstätte wechselte mit 13.000 Euro seinen Besitzer (Taxe: 2.500 Euro); eine perfekte Quadrupla von Papst Innozenz XI. aus dem Jahr 1687 wurde mit 24.000 Euro zugeschlagen (Taxe: 10.000 Euro) und das Ergebnis für eine Goldmedaille zu 30 Dukaten von Dadler auf den Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen lautete 46.000 Euro (Taxe: 25.000 Euro).

Nr. 6256: RUSSLAND. Für POLEN. Nikolaus I., 1825-1855. Probe zu 10 Kopeken / 20 Groszy 1842, Warschau. Sehr selten. PP. Taxe: 5.000,- Euro. Zuschlag: 20.000,- Euro.

Wer derzeit russische Münzen sammelt, kann sich über attraktive Preise freuen. Deshalb nutzen viele die Gelegenheit. Bevorzugt sind auch hier die extrem gut erhaltenen Stücke. So brachte eine Probe zu 10 Kopeken / 20 Groszy von 1842, geprägt in Warschau für Polen in Polierter Platte 20.000 Euro (Taxe: 5.000 Euro), ein zwar seltener, aber vor allem wegen seiner Erhaltung in Polierter Platte auffälliger Rubel von 1859 sogar 22.000 Euro (Taxe: 5.000 Euro).

Alle Ergebnisse finden Sie auf der Firmenseite von Künker.

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