Fun auf der FUN

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Geben wir es ruhig zu: Florida hat im Januar einen gewaltigen Vorteil. Das Wetter ist ein Vergnügen! Statt sich in Wintermantel und Schal einzumummeln, sitzt man im T-Shirt am Pool und genießt je nach Tageszeit Tee oder einen Cocktail. Kein Wunder, dass viele Münzhändler aus der ganzen Welt gerne im Januar zur FUN nach Florida fliegen, vor allem weil die FUN viel mehr zu bieten hat als schönes Wetter.

620 Aussteller und mehrere Tausend Besucher: Die FUN in Orlando. Foto: UK.

FUN steht für Florida United Numismatists. Das ist ein Zusammenschluss von rund 3.700 Münzbegeisterten, deren Vorstand jedes Jahr unter der Koordination von Cindy Wibker zwei Münzbörsen organisiert: Eine im Januar und eine im Sommer. Diese nicht kommerziellen Veranstaltungen haben sich in den USA als feste Institutionen etabliert. Wechselte früher der Veranstaltungsort der FUN von Jahr zu Jahr, steht nun Orlando als Tagungsort fest. Mit rund 620 Ausstellern im Jahr 2023 dürfte die FUN wohl die größte numismatische Händlerbörse in den Vereinigten Staaten sein. Die Händler schätzen ihre hervorragende Organisation und die kauffreudige Klientel. Die Besucher freuen sich über die reiche Auswahl vor allem an US-Münzen. Denn noch ist die FUN Show vor allem in den Bereichen USA, Nord- und Mittelamerika und Schiffswrack-Münzen stark. Doch die Teilnahme von Händlern mit antiken Münzen und Münzen aus aller Welt würde wahrscheinlich von Jahr zu Jahr zunehmen, wäre die Zahl der Plätze nicht beschränkt. Die FUN darf sich nämlich vor allem über eines freuen: Sie ist bis auf den letzten Stand ausverkauft.

Florida ist anders

Wer aus Europa zur FUN fährt, muss sich erst einmal umstellen, denn Florida ist Florida und stellt einen Besucher vor völlig unerwartete Probleme. Die beginnen bereits am Flughafen. Wer erwartet, dort ein Taxi (oder gar öffentliche Verkehrsmittel) vorzufinden, sieht sich enttäuscht. Florida ist Uber-Land, Taxis sind inexistent. Uber hat sie völlig verdrängt. Und das stellt all diejenigen, die – wie ich – die Uber-App noch nicht genutzt haben, vor Probleme. Denn sind wir uns ehrlich: Nach einem 10-Stunden-Flug völlig übernächtigt zu versuchen, sie einzurichten, kann eigentlich nur schief gehen.

Ich hatte Glück. Christoph von Mosch und seine Frau, die das Münchner Auktionshaus Gorny & Mosch auf der FUN repräsentierten, retteten mich. (Und kaum anderthalb Tage später hatten mein Handy und Uber ihre letzten Differenzen beigelegt.)

Die FUN Show findet übrigens nicht im Zentrum von Orlando statt, sondern im Süden, wo auch die großen Themenparks von Disney und Universal angesiedelt sind. Das bedeutet für den Besucher eine reiche Auswahl an gigantischen Hotel, die über allen Luxus verfügen, den eine amerikanische Familie sich für ihren Ferienaufenthalt wünscht. Also, vergessen Sie nicht, Ihre Badesachen einzupacken, wenn Sie zur FUN Show fahren. Und vielleicht treffen Sie dort, wie ich, lauter hübsche junge Frauen, die eine Schärpe um die Brust tragen, weil sie an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen. Ja, das ist Florida.

XXXXXL

Hotels mit Hunderten von Zimmern und ein Kongresszentrum, das mit seinen 650.000(!) Quadratmetern das Zweitgrößte in Nordamerika ist, all das fordert vom Besucher den Willen, viel zu laufen und sich dabei gelegentlich auch zu verirren. Wer mit einem übersichtlichen Messezentrum rechnet – wie ich –, der macht erst einmal lange Umwege und stellt dabei fest, dass so ein Convention Center gleichzeitig eine Surf-Messe, eine Verpackungs-Messe und die größte numismatische Händlermesse der USA beherbergt. Zum Glück sind die auf irren Elektrorollern herumflitzenden Hausmeister gerne bereit, eine verirrte Journalistin auf den richtigen Weg zu führen.

Aber auch ohne irgendwelche Umwege tun einem am Abend die Füße weh. Die Hallen sind einfach so unglaublich groß. Aber die USA wären nicht die USA, wenn nicht auch an diejenigen gedacht würde, die nicht so gut zu Fuß sind. Die können sich nämlich im Convention Center einen Rollstuhl mieten und so bequem fahren, statt zu laufen.

Gute Ideen und ein klares Konzept

Was erwartet einen bei der FUN Show? Nun, in erster Linie US-Münzen, die von Hunderten von Händlern aus den gesamten Vereinigten Staaten angeboten werden. Dazu gibt es die „Bargain Section“, eine Abteilung, wo Sammler günstige Münzen für den kleinen Geldbeutel findet. Eine großartige Idee! Das finden vor allem die Sammler. Nirgendwo ist mehr Betrieb als in dieser Bargain Section.

Etwa zwei Gänge sind für all diejenigen reserviert, die mit dem handeln, was man in USA World Coins nennt: Münzen aus allen Epochen und Weltgegenden, mit Ausnahme der USA. Hier sind man einige, wenige bekannte Gesichter aus Europa, aber dazu viel mehr amerikanische Händler, die sich eben nicht auf us-amerikanische Münzen spezialisiert haben.

Ob Einkauf oder Verkauf, man hört viel Gutes über die Veranstaltung, wenn man sich mit Münzhändlern unterhält. Das liegt auch daran, weil sich Cindy Wibker systematisch um ein kauffreudiges Publikum bemüht. Dazu hat sie zahlreiche Ideen entwickelt. Eine davon ist besonders bemerkens- und nachahmenswert. Die FUN Show unterstützt Münzvereine finanziell, die Busreisen zur Veranstaltung organisieren. Eine geniale Idee! Denn gerade die älteren (und häufig zahlungskräftigeren) Münzsammler sind froh, wenn sie nicht selbst größere Strecken zur FUN fahren müssen.

Aber auch für den Nachwuchs ist gesorgt. Die FUN bietet jede Menge Aktivitäten. Neben einem Quiz, kann man es mit dem Goldwaschen probieren – was übrigens nicht nur die jungen Teilnehmer ausprobiert haben. Auch Benjamin Franklin und Abe Lincoln sind wieder dabei und lassen sich gerne mit den Besuchern fotografieren.

Es gibt einen umfangreichen Ausstellungsbereich, der leider nicht so gut besucht ist, wie es die ausgestellten Münzen verdient hätten. Daneben ist ein reiches Rahmenprogramm mit Vorträgen organisiert.

Cindy Wibker und Katie Williams: Katie übernimmt ab 2024 die Organisation der FUN Show. Foto: UK.

Stabwechsel

Die FUN Show ist auch deshalb so angenehm, weil alle, die mithelfen, die Veranstaltung einzigartig zu machen, dies nicht als Job, sondern als Berufung sehen. Sie arbeiten nicht für Geld, sondern für die Ehre und das Vergnügen, mit Münzbegeisterten aus aller Herren Länder zusammenzutreffen. Ersetzt werden lediglich die Spesen.

Cindy Wibker, die Koordinatorin und langjährige Hauptverantwortliche für die Messe, macht diese Freiwilligenarbeit für das gute Klima der FUN verantwortlich. Sie ist diejenige, die in den vergangenen 30 Jahren die FUN Show zu einer Institution gemacht hat. Nun denkt sie ans Aufhören. Sie hat in Katie Williams eine großartige Nachfolgerin gefunden, die sie derzeit langsam in die Aufgabe einführt. Dieses Jahr unterstützt Katie Cindy, das nächste Mal trägt Katie die Verantwortung, unterstützt von Cindy – eine optimale Zusammenarbeit, die noch dadurch gewinnt, dass beide in unmittelbarer Nähe zueinander wohnen.

Katie Williams ist übrigens in der numismatischen Szene der USA keine Unbekannte. Sie bewegt sich seit ihrer Jugend unter Münzbegeisterten und hat die Münzbörse der Tennessee State Numismatic Society mitorganisiert.

Orlando ist mehr als nur Disney, Universal und Alligatorland

Sie finden den Flug nach Orlando ein bisschen zu weit, nur um eine Münzbörse zu besuchen? Nun, Orlando gilt als die beliebteste Ferienregion der USA mit rund 20 Themenparks. Für all diejenigen, die – wie ich – nach einem Themenpark mehr als genug haben: Das benachbarte Winter Garden bietet ein paar ausgezeichnete Museen sowie eine Innenstadt, die zum Flanieren wie gemacht ist. Liebhabern des Jugendstils sei das Morse Museum besonders ans Herz gelegt. Es besitzt die weltgrößte Sammlung von Objekten von Louis Comfort Tiffany. Seinen Stiftern gelang es, die Reste des ausgebrannten Landbesitzes von Tiffany anzukaufen, so dass der Besucher ganze Raumensembles zu sehen bekommt, die Tiffany für sich entwerfen ließ. Besonders spektakulär ist die Tiffany-Kapelle, mit der die bekannte Glasmanufaktur im Jahr 1893 eine Fülle von Preisen bei der World’s Columbian Exposition in Chicago gewann.

Wer Winter Garden mit den Scenic Boats von der Wasserseite aus besichtigt, der begreift, warum sich hier so viele einen zweiten Wohnsitz einrichten. Die Landschaft ist einfach wunderschön.

Es lohnt sich also, einmal nach Florida zu fahren, um die FUN Show zu erleben. Und das Beste: den Wintermantel und den Schal können Sie, wie gesagt, zu Hause lassen.

 

Wir haben für die FUN und die New York International eine Event-Website angelegt. Dort gab es schon während der Veranstaltung jeden Tag Bilder und dazu die MünzenWoche-Reise-Podcasts.

Wenn Sie selbst gerne die FUN besuchen würden, schauen Sie sich doch erst einmal deren Website an.

Wir haben übrigens bereits 2018 die FUN Show besucht und darüber berichtet.