06-03-2011 – 10-03-2011
Auktion 195-197
Nachbericht Gorny & Mosch 195-197: Spezialsammlung „Türkei“ birgt Überraschungen
Gorny & Mosch ist ein Auktionshaus, das Markttrends setzt. Mit der eindrucksvollen Publikation der Sammlung Dogan „Medaillen auf die türkische Geschichte“ wurde sich die numismatische Welt bewußt, daß hier ein neues und äußerst beliebtes Sammelgebiet entstanden war. Nun legte Gorny & Mosch mit der Sammlung Ede-Uçta nach. 562.000 Euro,* mehr als das Vierfache der Schätzung, erzielte diese großartige Kollektion von türkischen Medaillen.
Damit lag diese Partie über der immer noch beeindruckenden durchschnittlichen Steigerung der drei Auktionen 195-197. Aus einer Schätzung von fast 3 Millionen Euro für 6.200 Lose wurden 5,2 Millionen.
Nr. 233. Phokaia. El-Hekte, 518 v. Chr. Bodenstedt 30. Vorzüglich. Schätzung: 1.500 Euro. Endergebnis: 17.250 Euro.
Griechische Münzen bleiben Spitzenreiter
Rund eine halbe Million Euro hatte Gorny & Mosch für seine 311 „hochwertigen“ griechischen Münzen seines Katalogs 195 veranschlagt. Das Ergebnis lag beim Doppelten, bei 1,1 Mio. Euro. Das Ergebnis bestimmten wie immer Erhaltung und Stil, aber in den letzten Monaten wurde die Provenienz immer mehr zu einer wichtigen Komponente. So wurde eine sehr schöne Didrachme aus Tarent, geschätzt mit 750 Euro, bei der eigentlich nur ihre bis 1890 zurückreichende Provenienz beachtlich war, mit 3.450 Euro verkauft. Ein vergleichbares Stück wechselte – ohne Angabe der Provenienz – für 1.650 Euro den Besitzer. Eine Bestätigung dieses Trends bot ein zwar herrlich getöntes, aber knapp zentriertes und auf der Vorderseite gegengestempeltes Stück aus Elis, das sich seiner Herkunft aus der Sammlung Kunstfreund rühmen konnte. Es brachte 9.200 Euro statt seiner Schätzung von 1.000.
Teuerstes Stück der Magna Graecia wurde eine punische Tetradrachme mit dem Kopf der Tanit und dem schreitenden Löwen vor einer Dattelpalme. Das Stück in der Erhaltung sehr schön bis vorzüglich stieg von 6.000 auf 39.100 Euro. Spitzenreiter der Auktion 195 wurde mit 40.250 Euro ein Goldstater aus Pantikapeion (Schätzung: 25.000 Euro), knapp gefolgt von einem prachtvollen, archaischen Distater aus dem thrakischen Dikaia mit 39.100 Euro (Schätzung: 10.000 Euro).
Die kleine Serie von kyzikenischen Elektronstateren stieß bei Kennern natürlich auf großes Interesse. Teuerstes Stück wurde ein Stater, der auf der Vorderseite eine geflügelte Frauenprotome zeigt, die in der rechten Hand einen Thunfisch hält (ss; 12.000 / 21.850 Euro), gefolgt von einem Stück mit einem knienden Bogenschützen mit korinthischem Helm (vz; 7.500 / 19.550 Euro) und mit Orest, der neben dem Omphalos kniet (ss; 4.500 / 18.400 Euro).
Überhaupt, das Elektron. Unglaubliche 13.800 Euro brachte ein unpublizierter 1/24 Stater aus Lesbos (0,62 g!) mit einem Kalbskopf auf der Vorder- und einem inkusen Löwenkopf auf der Rückseite (Schätzung: 1.000 Euro). Das wurde noch übertroffen von einer Phokaiischen Hekte, auf der Vorderseite den Kopf eines Kriegers mit Helm. Das außergewöhnlich gut zentrierte, perfekt erhaltene Stück wechselte für 17.250 Euro den Besitzer. Und auch die frühen Elektronprägungen des Valvel erzielten gute Preise. Zwei Triten, beide sehr schön bis vorzüglich und beide geschätzt mit 7.500 Euro, wurden für 17.250 resp. für 16.100 Euro verkauft.
Nr. 381. Augustus. Aureus, 29 v. Chr., Rom. RIC 261. Calicó 185. Selten. Fast vorzüglich. Schätzung: 6.500 Euro. 36.800 Euro.
Die römischen Münzen sind von ihrem Höhenflug wieder auf ein sammlerfreundliches Preisniveau zurückgekehrt, wobei es natürlich auch hier etliche Überraschungen gab. So das verdiente Ergebnis von 36.800 Euro für ein realistisches Porträt des Octavianus auf einem Aureus von 29 v. Chr. (Schätzung: 6.500 Euro). Zur teuersten Münze dieser Abteilung wurde ein stempelglänzender und äußerst seltener Aureus des Probus mit dem reitenden Kaiser auf der Rückseite (12.000 / 50.600 Euro).
17.250 Euro brachte ein äußerst seltener Argenteus des Severus II. als Caesar, ein Preis, den man sonst eigentlich nur für Goldmünzen erzielt.
Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf die byzantinischen Prägungen. Auch hier sind die Preise erfreulich stabil für herausragende Stücke. Spitzenreiter wurde ein Solidus der Irene in vorzüglich (7.500 / 14.950 Euro).
Auch die „normalen“ Qualitäten bringen stabile Preise
Der zweite Auktionskatalog von Gorny & Mosch, diesmal Auktion 196 mit rund 2.300 Losen, enthält traditionell die Münzen, die sich Sammler mit einem „normalen“ Geldbeutel leisten können. Auch hier finden sich spannende Stücke, wenn auch nicht in herausragender Qualität. Und sie finden ihre Liebhaber, so zum Beispiel ein Porträt aus Mytilene, das man für das des athenischen Feldherrn Chares gehalten hat. Die knapp zentrierte Hekte stieg von ihrer Schätzung mit 1.000 Euro auf 4.140.
Sie gehörte zu den vielen Stücken, die für das gute Ergebnis der zweiten Auktion sorgten. Knapp 700.000 Euro hatte die Gesamtschätzung betragen. Das Gesamtergebnis lag knapp unter einer Million.
Bemerkenswert waren – wie immer – die Lots, für die Gorny & Mosch berühmt ist. Auf rund 50.000 Euro summierte sich ihre Gesamtschätzung, das Endergebnis auf über das Doppelte mit 125.000 Euro.
Nr. 5900. Salzburg. Paris von Lodron, 1619-1653. 10 Dukaten 1628 auf die Domweihe. Fr. 729. Gutes sehr schön. Schätzung: 3.500 Euro. Endergebnis: 9.200 Euro.
Reichssilber konkurriert mit Reichsgold
Es war ein gehaltvoller Katalog 197, in dem in Zusammenarbeit mit „pro aurum Numismatik“ Münzen der Neuzeit angeboten wurden. Bemerkenswert war die Beständigkeit, mit der die Käufer sich für alle Gebiete interessierten. Hatte die Schätzung 1,3 Mio. Euro betragen, lautete das Endergebnis fast 2,5 Millionen.
Spitzenreiter bei den deutschen Prägungen bis 1871 wurde ein sehr seltenes 15-Dukaten-Stück des Karl Ferdinand Wasa, Fürstbischof von Breslau in gutem sehr schön, das von seiner Schätzung mit 12.500 Euro auf 20.700 Euro stieg. Bemerkenswert war auch eine pfälzische Medaillensuite auf die Kurfürsten der Pfalz, herausgegeben im Jahr 1758. Die 30 Medaillen in ledergebundener Originalschatulle brachten 11.500 Euro (Schätzung: 3.500 Euro).
Wir wollen hier nicht nur Spitzenpreise zeigen, sondern auch wie gesund der Markt für die klassische Sammlerware ist. Dazu gehören sicherlich die beliebten Geschichtstaler von Ludwig I., nicht besonders selten, aber immer attraktiv. Als Münchner Auktionshaus bot Gorny & Mosch natürlich eine hübsche Serie an. Die 77 Lose von Münzen Ludwigs I. waren insgesamt mit fast 20.000 Euro geschätzt und brachten knapp 35.000 Euro.
Hatten wir nach der letzten Auktion ein zunehmendes Interesse für Reichsgold melden können, so ist jetzt ganz klar: Auch das Silber hat nachgezogen. Knapp 100 Lose wurden mit 22.000 Euro Schätzung zu diesem Bereich präsentiert. Das Ergebnis betrug 39.100 Euro und lediglich ein einziges Stück ging zurück. Nennen wir hier ein Ergebnis stellvertretend: Ein 5-Mark-Stück 1903 A aus Waldeck-Pyrmont, J. 171, kostete in vorzüglich 2.700 Euro (Schätzung: 1.000 Euro).
Die 420 Goldmünzen des Kaiserreichs waren mit 230.000 Euro geschätzt und wurden mit insgesamt 345.000 Euro zugeschlagen. Teuerstes Stück wurde dabei ein 20-Mark-Stück 1875 B der älteren Linie von Reuss, J. 254, mit 26.450 Euro (Schätzung: 20.000 Euro).
Die Beständigkeit der Bieter und Gebote setzte sich durch die ganze Auktion mit all ihren Gebieten fort. Hier seien nur ein paar Höhepunkte erwähnt wie das Salzburger 10-Dukaten-Stück von 1628 auf die Domweihe in gutem sehr schön (3.500 / 9.200 Euro), eine Silbergußmedaille auf Philipp II. als Herrscher der neuen Welt in sehr schön bis vorzüglich (200 / 3.900 Euro), ein südafrikanischer Penny aus dem Jahr 1892 in PP mit dem Porträt Ohm Krögers (2.000 / 8.000 Euro) oder ein 20-Dollar-Stück der USA von 1904 in Stempelglanz (1.100 / 5.500 Euro).
Bemerkenswert war ferner eine Partie von drei Münzen des Mogul-Reichs, darunter zwei Rupien des Jahangir aus seiner Sternkreisserie. Die mit 500 Euro geschätzten Stücke brachten je 3.910 Euro, eine prägefrische Nazarana-Rupie aus dem Jahr 1711 stieg von 500 Euro auf 3.450 Euro.
Nr. 7152. Türkei. Abd al-Hamid, 1876-1909. Goldener Großer Verdienstorden, 1882 gestiftet als ranghöchste Auszeichnung des Osmanischen Reichs. 1883 verliehen an Wilhelm I. Originaletuit, am grün-roten Band. Gutes Vorzüglich. Schätzung: 20.000 Euro. Endergebnis: 161.000 Euro.
Voll im Trend: die Türkei
2008 hatte Gorny & Mosch mit überwältigendem Erfolg die Sammlung Dogan versteigert. Sie enthielt Medaillen und Auszeichnungen der osmanischen und türkischen Geschichte. Mit der Sammlung Dogan rückte ein völlig neues Sammelgebiet ins Augenmerk der Numismatik, das in den letzten Jahrzehnten vor allem von türkischstämmigen Deutschen gepflegt wird. Mit der Sammlung Ede-Uçta konnte Gorny & Mosch an diesen Erfolg nahtlos anknüpfen.
360 Lose von zum Teil unscheinbaren Objekten mit einer Gesamtschätzung von 135.000 Euro, also einer durchschnittlichen Schätzung von 375 Euro. Das wäre eigentlich nichts, worum ein Auktionator sich reißen würde. Das Endergebnis aber lautete auf gut 560.000 Euro mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 1.550 Euro.
Wesentlich dazu beigetragen hatte das Spitzenstück der Auktion, der Große Verdienstorden, den Abd al-Hamid II. 1883 dem deutschen Kaiser Wilhelm I. verliehen hatte. Das historisch so hoch bedeutende Stück kletterte von seiner Schätzung mit 20.000 Euro auf 161.000 Euro. Es ging an einen Bieter im Internet. Ein Zeichen dafür, welch große Bedeutung das Bieten per Internet für die Internationalisierung des Handels mittlerweile hat.
Aber dies war nicht die einzige Überraschung. Unbekannte Sammelgebiete sind unberechenbar. Nur die wirklichen Kenner wissen, wie selten ein bestimmtes Stück ist – was sich dann durch unglaubliche Preissprünge in einer Auktion auswirken kann.
Ein vergoldeter Gnadenpfennig mit polierten Feldern in gutem sehr schön war mit bescheidenen 200 Euro geschätzt, verkauft wurde er mit guten 2.500 Euro. Eine unauffällige Suitenmedaille zu Ehren Mehmets des Eroberers, wie man sie einst für 30 Mark das Stück im Lot kaufen konnte, stieg von ihrer Schätzung mit 100 Euro auf 2.300 Euro. Die Schätzung einer vorzüglichen und äußerst seltenen Zinnmedaille von 1854 auf das Drei-Mächte-Abkommen zwischen der Türkei, Frankreich und England betrug – für den Sammler von Medaillen des 19. Jahrhunderts unglaubliche – 2.500 Euro. Diese wurden vom Endergebnis mit 9.775 Euro noch weit übertroffen. Den Vogel schoß eine Bronzemedaille von 1909 auf das Rathaus von Istanbul ab. Das vorzügliche Stück war als sehr selten erkannt und mit 500 Euro geschätzt worden, aber niemand hätte geglaubt, daß es erst mit 17.250 Euro verkauft würde!
Rußland: Gute Preise für gute Ware
Es langweilt geradezu, über Rußland zu schreiben. Die Preise stagnieren auf hohem Niveau. Gute Ware bringt gute Resultate. Natürlich gab es auch in der jüngsten Gorny & Mosch Auktion bemerkenswerte Ergebnisse, so ein prägefrischer Rubel Peters des Großen 1723 OK (1.000 / 9.775 Euro), ein vorzügliches 20-AR-Kopeken-Stück 1787 TM Katharinas II. (5.000 / 12.650 Euro) oder eine prägefrische Poluschka Alexanders II. 1867 EM von größter Seltenheit (500 / 17.250 Euro).
Die nächste Auktionswoche der Firma Gorny & Mosch findet vom 10. bis zum 14. Oktober 2011 statt. Einlieferungsschluß dafür ist der 22. Juli. Sichern Sie sich rechtzeitig ihren Katalog bei Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.
Die Ergebnislisten aller Auktionen können eingesehen werden unter http://www.gmcoinart.de/index.php?area=auctions&content=ergebnis