Gorny & Mosch, D-München

09-03-2014 – 11-03-2014

Auktion 219-221

Über eine Viertelmillion Euro für vier tschechoslowakische Raritäten

Jede Auktion bietet ihre eigenen Überraschungen. Und bei Auktion 221 von Gorny & Mosch war es das Los 3498 mit vier als selten bekannten Goldmünzen der tschechoslowakischen Republik aus dem Jahr 1938. 15.000 Euro lautete die bescheidene Schätzung. Doch der stolze neue Besitzer muss mehr für diese Raritäten zahlen. 282.000 Euro* wird auf seiner Rechnung stehen.

Nr. 3498: TSCHECHOSLOWAKEI. Republik. Lot (4). 10, 5, 2, 1 Dukat 1938. Äußerst selten. Prägefrisch. Taxe: 15.000 Euro. Endpreis: 282.000 Euro.

Grund für den hohen Preis ist die große Seltenheit der im Lot angebotenen vier Stücke: Nur 186 Exemplare wurden vom Dukat geprägt, 56 vom Doppeldukat, 192 vom 5fachen und 56 vom 10fachen Dukaten. Man mag nicht darüber nachdenken, was so ein Set gebracht hätte, wenn es sich um russische oder chinesische Münzen gehandelt hätte. Aber dass nun moderne tschechoslowakische Münzen in solche Preisregionen emporsteigen, zeigt deutlich, wie stark auch in diesem Land des ehemaligen Ostblocks das Interesse an der Numismatik ist.
Dies war zwar bei weitem das höchste Ergebnis der drei Frühjahrsauktionen der Münchner Münzhandlung, doch andere Stücke brachten ebenfalls sehr beachtliche Preise.

Auktion 219 – Hochwertige Münzen der Antike
Die klassische Schönheit ist wieder im Kommen. So kann man die Resultate der Auktion 219 mit hochwertigen Münzen der Antike interpretieren. Für die großen künstlerischen Leistungen werden gute Preise gezahlt, auch wenn die Erhaltung nicht FDC ist.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine inkuse Didrachme aus Tarent mit dem Delphinreiter auf Vorder- und Rückseite. Mit 3.500 Euro war das Stück, dessen Provenienz bis 1987 zurückreicht, geschätzt. 13.000 war sie einem Kunstliebhaber wert.

Nr. 19: KROTON (Bruttium). Didrachme, ca. 390-360 v. Chr. Vorzüglich. Taxe: 1.200. Endpreis: 13.000 Euro.

Exakt das gleiche zahlte ein anderer für eine vorzügliche, auf der Vorderseite unwesentlich dezentrierte, ursprünglich mit 1.200 Euro stark unterschätzte Didrachme aus Kroton, die den die Schlangen erwürgenden Herakles auf der Rückseite zeigt. Noch eine dritte Didrachme brachte dasselbe Ergebnis. Sie kommt aus Kamarina und präsentiert auf der Vorderseite die Nymphe auf dem Schwan. Geschätzt war das attraktive Stück mit 2.500 Euro.

Nr. 45: NAXOS (Sizilien). Tetradrachme, ca. 460 v. Chr. Ex Slg. Ward (Sotheby’s Zürich 1973), 176. Sehr selten. Leicht raue Oberfläche. Sehr schön / Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 8.000 Euro. Endpreis: 47.000 Euro.

Viele Sammler waren gespannt, was die archaische Tetradrachme aus Naxos bringen würde. Ihre Rückseite war sehr schön bis vorzüglich, aber ihre Vorderseite wies Korrosionsspuren auf und konnte nur als sehr schön bezeichnet werden. In den letzten Jahren waren solch nicht perfekte Stücke trotz guter Provenienz – diese Münze geht zurück bis auf die Sammlung Ward, die 1973 versteigert wurde – eher schwierig zu verkaufen. Doch die bescheidene Schätzung von 8.000 Euro tat ihre Wirkung. Für 47.000 Euro wird ihr neuer Besitzer sich diese Inkunabel der griechischen Numismatik in die Sammlung legen.
Geradezu bescheiden nimmt sich dagegen das Ergebnis für die Tetradrachme der nordgriechischen Stadt Potideia aus. Es hatte sich um das wohl schönste erhaltene Exemplar dieser Serie mit dem Poseidon Hippios auf der Vorderseite gehandelt. Trotzdem stieg das mit 20.000 Euro geschätzte Stück „nur“ auf 28.000 Euro.

Nr. 106: EDONES (Makedonien), Getas. Oktodrachme, ca. 479-465. Äußerst seltene Variante. Fast vorzüglich. Taxe: 75.000 Euro. Endpreis: 88.000 Euro.

Zum teuersten Stück der Antiken-Auktion wurde die bereits so eingeschätzte Oktodrachme der Edonen mit dem Raub des Hermes auf der Vorderseite. Sie wurde verkauft mit 88.000 Euro.
Sehen wir uns noch ein wenig bei den Römern um. Dort sind die hohen Preise, die gut erhaltenes römisches Gold erzielt, ungebrochen. So brachte ein vorzüglicher Aureus des Traianus mit der Fassade des Forum Traiani auf der Rückseite 17.500 Euro (10.000 Euro), ein gut vorzüglicher Aureus des Hadrian mit der Personifikation von Afrika 47.000 Euro (25.000 Euro) …

Nr. 527: AELIA VERINA, 457-484. Solidus, 462-466. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 25.000 Euro. Endpreis: 54.000 Euro.

… und ein perfekter Solidus der Aelia Verina 54.000 Euro (25.000 Euro).

Auktion 220 – Antike Münzen und Lots
Für all diejenigen, die lieber im dreistelligen als im fünfstelligen Bereich kaufen, bot Auktion 220 genügend Auswahl. Und einige Stücke waren auch durchaus günstig zu haben.
Was für die Spezialsammlung Postumus nicht galt. Hier gibt es doch eine ganze Reihe von Sammlern, die Seltenheiten auch als solche erkennen. So brachte ein mit 250 Euro geschätzter Doppelsesterz aus Trier mit einer Galeere auf der Rückseite 1650 Euro, ein mit 300 Euro geschätzter Sesterz aus Lyon mit einer Sonderbüste auf der Vorderseite 1.400 Euro und ein äußerst seltener, mit 200 Euro geschätzter Sesterz mit einer Adventus-Szene 1.300 Euro.
Hervorheben sollte man auch ein Ergebnis aus dem Literaturangebot, das aus sinnvoll zusammengestellten Lots bestand, die sich mit einzelnen Themen beschäftigten. Hier erzielte Los 2123 mit vier Bänden zur nordgriechischen Münzprägung einen wesentlich höheren Preis als die anderen Lose (100 Euro, 1.300 Euro), und das obwohl – oder vielleicht gerade weil – zwei der vier Bücher in bulgarischer Sprache waren.

Auktion 221 – Mittelalter und Neuzeit
Der 12. März war den Münzen des Mittelalters und der Neuzeit gewidmet. Und auch hier gab es beachtliche Ergebnisse. Nennen wir als Beispiel aus dem Bereich Altdeutschland erst einmal einen Reichstaler 1606 aus Eichstätt (ss-vz, 7.500 Euro, 14.000 Euro), einen Hamburger Portugalöser zu 10 Dukaten von 1736 mit großartiger Schiffsdarstellung (vz-St, 12.000 Euro, 19.000 Euro), …

Nr. 3256: ALTDEUTSCHLAND. Nürnberg. Goldabschlag zu 5 Dukaten vom Taler 1698 auf den Frieden von Rijswijk. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 18.000 Euro. Endpreis: 33.500 Euro.

… den Goldabschlag zu 5 Dukaten vom Nürnberger Taler 1698 auf den Frieden von Rijswijk (vz-St, 18.000 Euro, 33.500 Euro), den Schmetterlingstaler aus Sachsen von August dem Starken (fast St, 25.000 Euro, 40.000 Euro) und den Ausbeutetaler 1623 auf die angebliche Hungener Ausbeute von Solms-Braunfels (fast St, 8.500 Euro, 14.100 Euro).
Auch die kleine Serie von Münzen aus Würzburg verkaufte sich sehr gut. Die teuersten Stücke waren hier ein 5facher Dukat von 1652 (vz-St, 25.000 Euro, 37.600 Euro) und ein 5facher Dukat von 1702 (vz-St, 10.000 Euro, 16.500 Euro).
Keine Überraschung war es, dass die prächtigen Nachahmungen antiker Münzen aus den Händen der besten Renaissance-Stempelschneider viele Freunde fanden. So wechselte die um 1550 entstandene, mit 5.000 Euro geschätzte Medaille auf Antinoos mit der wundervollen Tempelfassade auf der Rückseite mit 10.500 Euro den Besitzer, genau wie die Medaille auf die Königin Artemisia von Alessandro Cesati, genannt il Grecchetto.

Nr. 3380: MEDAILLEN. Valerio Belli, genannt Vicentino, 1468-1546. Medaille o. J. (ca. 1539-1542) auf den spartanischen König Lykurgos. Aus Auktion Astarte 8 (2001), 121. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Endpreis: 20.500 Euro.

Verdientermaßen das teuerste Stück der kleinen Serie wurde die großartige Medaille auf Lykurg von Valerio Belli, genannt Vicentino. Das vorzügliche Stück mit der feinen dunklen Patina kletterte von 10.000 Euro auf 20.500 Euro.
Nur ein einziger Orden wurde in Auktion 221 angeboten, aber der war begehrt, ein Pour le mérite mit Eichenlaub, der an Otto Ritter von Rauchenberger verliehen worden war. Das seltene Stück mit Originalzubehör wurde mit 10.000 Euro ausgerufen und wechselte mit 30.500 Euro den Besitzer.
Schließen wir diesen Nachbericht mit einigen Ergebnissen aus dem Ausland: Ein fast stempelglänzender Speciestaler von 1667 aus Dänemark wurde mit 7.500 Euro ausgerufen, mit 13.000 Euro verkauft. Ein äußerst seltener und vorzüglicher Taler des Vinzenz Gonzaga (1587-1612) aus Mantua kletterte von 10.000 Euro auf 14.000 Euro, …

Nr. 3439: ITALIEN. Ronco. Napoleone Spinola, 1647-1672. Scudo (Spadino) 1669. Äußerst selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 30.000 Euro. Endpreis: 49.000 Euro.

… während der noch seltenere und fast stempelglänzende Scudo des Napoleone Spinola aus Ronco von 1669 von seiner Schätzung mit 30.000 Euro erst bei 49.000 Euro den Besitzer wechselte.
Ein äußerst seltener Dukat von 1700 aus Riga in vorzüglich bis Stempelglanz brachte 15.300 Euro (10.000 Euro) und ein russisches 50 Zlotych-Stück von 1829 für Polen 17.600 Euro (10.000 Euro).
Die Ergebnisse zur Tschechoslowakei haben wir ja schon erwähnt. Bliebe hinzuzufügen, dass ein zweites Set mit 4 Goldmünzen auf die Wiedereröffnung des Kremnitzer Bergbaus aus dem Jahr 1934 von seiner Schätzung mit 15.000 Euro immerhin auf 23.500 Euro stieg.

Alle Ergebnisse können im Internet eingesehen werden. Sollten Sie an den Restanten interessiert sein, setzen Sie sich mit Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513 in Verbindung.
Einlieferungen für die kommende Oktoberauktion 2014 werden ab sofort bis 25. Juli 2014 entgegengenommen.

* Alle Ergebnisse inklusive 17,5 % Aufgeld ohne Steuer und leicht gerundet.