Gorny & Mosch, D-München

15-06-2016 – 01-01-1970

Auktion 239: Kunst der Antike

Hohe Preise für antike Kunst bei Gorny & Mosch

Hohe Preise für interessante Ware: Die Auktion 239 von Gorny & Mosch zeigte, dass Spezialsammler genau wissen, wie selten bestimmte Stücke sind.

Lot 125: Bärtiger Kopf. Spätklassik / Frühhellenismus, 4.-3. Jh. v. Chr. H. 22 cm. Fragmentarisch, Oberfläche versintert. Ex Sammlung Dr. W. S., Süddeutschland, seit den 1970er Jahren. Schätzung: 2.500,- Euro. Zuschlag: 42.000,- Euro.

2.500 Euro hatte die Schätzung für ein Fragment eines lebensgroßen bärtigen Kopfes eines Mannes, angefertigt zur Zeit der späten Klassik oder des frühen Hellenismus, betragen. Es handelte sich um ein großartiges Porträt, wie man es mit dem sog. Maussollos im British Museum in Verbindung bringen könnte. Einige Sammler erkannten den künstlerischen Wert dieses nur auf den ersten Blick unscheinbaren Stücks. Das Ergebnis spiegelte das Interesse. Der Hammer fiel erst bei fast dem Zwanzigfachen, bei 42.000 Euro.

Lot 27: Lyraspieler. Mittelitalien, 8. Jh. v. Chr. Bronzevollguss. H 7,8 cm. Dunkelgrüne Patina, Saiten fehlen teilweise. Seit 1979 in der U.S.-amerikanischen Sammlung W.F. Schätzung: 3.000,- Euro. Zuschlag: 14.000,- Euro.

In der Auktion Gorny & Mosch 239 mit antiker Kunst, die am 16. Juni 2016 in München stattfand, zeigte es sich wieder einmal deutlich, dass besondere Stücke nicht immer die sein müssen, die am höchsten geschätzt sind. Im Gegenteil. Niemand hätte vermutet, dass der kleine Lyraspieler aus Mittelitalien, ein Bronzevollguss aus dem 8. Jh. v. Chr. von seiner Schätzung mit 3.000 Euro auf 14.000 Euro klettern würde. Er teilte sein Schicksal mit einem korinthischen Helm aus dem 3. Viertel des 7. Jahrhunderts v. Chr. Ebenfalls mit 3.000 Euro geschätzt, wurde er mit 11.000 Euro zugeschlagen.

Lot 192: Attische Glanzton-Amphora der pseudo-panathenäischen Form. Um 500 v. Chr. H 42,3 cm. Aus großen Scherben fachmännisch zusammengesetzt, Bruchstellen retuschiert, sonst vollständig. Aus der Sammlung Prof. Ernst Berger, Basel (gest. 2006), der die Amphora 1976 von Eduard Burkhard, Basel, erworben hat. Schätzung: 8.000,- Euro. Zuschlag: 38.000,- Euro.

Genauso spektakulär stieg der Preis einer attischen Glanzton-Amphora aus dem Besitz von Prof. Ernst Berger, die um 500 v. Chr. hergestellt worden war, von 8.000 auf 38.000 Euro.

Lot 340: Pyxis. Römisch, 1. Jh. n. Chr. H. 4,3 cm. Partiell Iris, intakt. Ex Sammlung Bernard Hearn, London seit 1975. Schätzung: 1.000,- Euro. Zuschlag: 30.000,- Euro.

Zur Überraschung der Auktion wurde eine römische Pyxis aus opakem, blauem Glas mit weißer Marmorierung aus der Sammlung Bernard Hearn. Das intakte Stück war mit 1.000 Euro geschätzt und wurde mit dem 30fachen, nämlich 30.000 Euro zugeschlagen.

Lot 6a: Severisches Männerporträt. Römische Kaiserzeit, Anfang 3. Jh. n. Chr. Bronzehohlguss, H. 28 cm. Herrliche dunkelgrüne Patina, im Hals gebrochen, größter Teil des Gesichtes ausgebrochen. Vom Lager der Firma Ancient and Medieval Art, Furneux, Pelham, die 1990 geschlossen wurde. Gorny & Mosch 210 (2012), 13A. Schätzung: 30.000,- Euro. Zuschlag: 60.000,- Euro.

Natürlich gab es auch viele hohe Preise, die erwartet kamen, so zum Beispiel für ein severisches Männerporträt, das mit einem gezielten Schlag ins Gesicht demoliert worden war. Man muss dabei natürlich sofort an eine damnatio memoriae denken, wie sie nach dem Tod Getas über den Aufrührer gegen Caracalla verhängt worden war. Das Stück illustriert ein Zitat von Plinius dem Jüngeren, der über die damnatio memoriae, die der Senat über Domitian aussprach, folgendes schrieb: „Man freute sich, seine Porträts … auf dem Boden zu zerschmettern, mit den Schwertern darauf einzudringen und die Wut daran mit Beilen auszulassen, wie wenn den einzelnen Hieben Blut und Schmerz folgen würde.“ Geschätzt war das Stück mit 40.000 Euro. Der Zuschlag erfolgte mit 60.000 Euro.

Lot 116: Torso. Römische Kaiserzeit, 1. Jh. n. Chr. Weißer, feinkristalliner Marmor. H 56 cm. Die Rückseite unfertig, die Vorderseite gereinigt. Schätzung: 25.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.

Mit 25.000 Euro war ein leicht unterlebensgroßer marmorner Torso aus dem 1. Jh. n. Chr. geschätzt. Das Stück brachte 65.000 Euro. Eine mit der gleichen Taxe versehene, ebenfalls unterlebensgroße römische Venus aus dem 1. bis 2. Jh. n. Chr. wurde mit 40.000 Euro zugeschlagen.

Lot 267: Goldene Gewandnadel. Ostgriechisch, 520-510. 44,89 g. L. 13,1 cm.
Intakt. Ex Sammlung Antoine Sanna, Belgien, 1967 in Brüssel erworben. Schätzung: 25.000,- Euro. Zuschlag: 50.000,- Euro.

Mit 25.000 Euro war eine ostgriechische Gewandnadel aus purem Gold geschätzt, die aus der Sammlung Antoine Sanna stammt. Sie trägt eine wundervoll detailliert gearbeitete Sphinx als Aufsatz. 50.000 Euro musste ihr neuer Besitzer für dieses herrliche Stück zahlen.

Man möge bei diesen Preisen aber nicht glauben, dass antike Kunst nur etwas für den ganz reichen Sammler ist, im Gegenteil. Viele interessante Objekte waren im dreistelligen Bereich zu erhalten, so zum Beispiel einige Terrakotta-Figuren. Eine elegante Tanagräerin wurde mit 800 Euro verkauft, die Figur eines tragischen Schauspielers gar nur mit 480 Euro (jeweils Taxe: 600 Euro). Die Zuschläge für die einzelnen Lose aus einer Sammlung von verschiedenen Ziegeln mit einem Legionsstempel reichten von 200 bis 700 Euro. Lediglich ein Ziegel mit einem eingeritzten Mühlespiel fiel aus dem Rahmen. Er kletterte von 500 auf 3.000 Euro.

Lot 534: Anhänger mit Gemme, darauf Diana und Nymphe. Frühes 19. Jh. 10,49g, 37 x 26 mm. Großer querovaler Intaglio, Karneol, in moderner Goldfassung. Intakt. Aus der Sammlung des Prinzen Stanislas Poniatowski. Schätzung: 1.800,- Euro. Zuschlag: 3.800,- Euro.

Wie ein polnischer Prinz kann sich der neue Besitzer eines Karneols aus dem frühen 19. Jahrhundert fühlen, der Diana mit einer Nymphe zeigt. Das mit 1.800 Euro geschätzte Stück stammt nämlich aus der Sammlung des polnischen Prinzen Stanislas Poniatowski. Der neue Eigentümer zahlte für diese kleine Kostbarkeit 3.800 Euro.

Der Onlinekatalog mit den Stücken im Nachverkauf kann im Internet eingesehen werden.

Gerne schickt Gorny & Mosch auch einen Katalog zu. Bestellungen unter Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.

Die nächste Auktion „Kunst der Antike“ ist für Dezember 2016 geplant. Einlieferungen werden bis September 2016 entgegengenommen.