29-06-2017 – 01-01-1970
Auktion 248: Kunst der Antike
Antike Kunst zu Einsteigerpreisen
Eigentlich müsste jeder, der zur Zeit noch nicht antike Kunst sammelt, sofort damit anfangen. Nie wurden Objekte von so guter Qualität mit hieb- und stichfester Provenienz so günstig angeboten. Auktion 248 der Münchner Münz- und Antikenhandlung Gorny & Mosch offerierte 933 Lose mit antiker Kunst vom zweistelligen zum fünfstelligen Bereich. Und viele erfahrene Sammler griffen zu. Gerade im unteren vierstelligen Bereich spielten sich die großen Preissteigerungen ab: Von der Schätzung auf das Doppelte, das Dreifache oder gar das Vierfache.
Nr. 222: Bronzenes Igelgewicht. Anatolien, Ende 3. bis Anfang 2. Jahrtausend v. Chr. L 2,3 cm, H 1,9 cm, B 1,6 cm. 24,5 g (= 3 Schekel nach babylonischem Standard). Aus Sammlung Ernst Langlotz (1895-1978). Grüne Patina. Intakt. Taxe: 600 Euro. Zuschlag: 2.400 Euro.
Ein gutes Beispiel dafür ist ein bronzenes Gewicht in Form eines Igels aus Anatolien, das Ende des 3., Anfang des 2. Jahrtausends vor Chr. hergestellt wurde. Die kleine Tierfigur, die gerade einmal 2 cm hoch ist, war mit 600 Euro geschätzt, um erst mit 2.400 Euro zugeschlagen werden. Natürlich mag auch die Tatsache, dass das Stück aus der Sammlung des bekannten Archäologen Ernst Langlotz stammt, zu diesem Ergebnis beigetragen haben.
Nr. 15: Attische Lekythos, Umkreis des Aischines-Malers. Um 450 v. Chr. H 16,8 cm. Aus Sammlung Lord Elgin, publiziert Münzen und Medaillen AG, Basel, Sonderliste N (Mai 1971), 48. Mündung fehlt, Fuß und kleines Loch am Hinterkopf ergänzt. Farbe teilweise verrieben. Schätzung: 800,- Euro. Zuschlag: 1.200,- Euro.
Apropos Sammlungen, dass große Namen nicht teuer sein müssen, bewies eine attische Lekythos. – Bitte lassen Sie sich nicht irritieren, „attische Lekythos“ ist korrekt: trotz der Endung „os“ ist diese Gefäßform zumindest grammatikalisch weiblich. – Sie befand sich einst im Besitz von Thomas Bruce, dem 7. Earl of Elgin, der durch den Skulpturenschmuck des Athener Parthenon weltberühmt wurde. Bei einer Schätzung von 800 Euro fiel der Hammer für sie erst bei 1.200 Euro.
Nr. 502: Goldenes Rhyton mit Tierdekor. Hellenistisch, nördliches Schwarzmeergebiet, 2. bis 1. Jh. v. Chr. L. ca. 58,4 cm. Restauriert und mit Holzkern stabilisiert, Risse im Goldblech. Schätzung: 5.000,- Euro. Zuschlag: 40.000,- Euro.
Ergebnisse wie diese zeugen von einem gesunden Markt. Aber natürlich will man in einem Auktionsnachbericht vor allem spektakuläre Zahlen sehen. Auch das gab es in Auktion 248. Am spektakulärsten war unbestreitbar die Steigerung, die Los Nr. 502 erlebte. Es handelte sich um ein goldenes Rhyton mit Tierdekor aus hellenistischer Zeit, entstanden wohl im nördlichen Schwarzmeergebiet im 2. oder 1. Jahrhundert n. Chr. Das Stück war mit 5.000 Euro eindeutig unterschätzt. Der Zuschlag erfolgte erst beim Achtfachen, bei 40.000 Euro.
Nr. 265a: Halskette mit Speerspitzenanhängern. Spätklassisch, 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. Gold. L 35,5 cm. 41,5 g. Aus dem Besitz der Familie von Bismarck. Einzelne Anhänger fehlen. Schätzung: 30.000,- Euro. Zuschlag: 55.000,- Euro.
55.000 Euro brachte eine spätklassische Halskette aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Das Stück bestand aus einem feinen Flechtband aus fünf miteinander verwobenen Kettensträngen, an dem 115 lanzettförmige Anhänger angebracht waren. Es handelte sich um feinste Arbeit, wie sie nur die besten Goldschmiede ihrer Zeit anzufertigen wussten. Kein Wunder, dass Barbara Deppert-Lippitz das Stück in ihrem 1985 erschienenen Buch über griechischen Goldschmuck abbildete. Die Kette stammt aus dem Besitz einer Enkelin Otto von Bismarcks und kletterte von ihrer Schätzung mit 30.000 Euro auf 55.000 Euro.
Ebenfalls beeindruckend war mit 24.000 Euro der Zuschlag für ein graeco-sarmatisches Goldschmuckensemble des 2. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. bestehend aus Halskette, Armreif, und zwei Bügelohrringen (Taxe: 10.000 Euro).
Nr. 234: Bronzene Lampe in Gestalt des Oceanus mit Schiffsaufsatz. Römisch, 1.-2. Jh. n. Chr. Lampe in Form eines bärtigen Oceanus-Kopfes mit Krabbenscheren. Am Kopfende Aufsatz in Form einer römischen Galeere. Aus Sammlung Shlomo Moussaieff, seit 1948, Israel. Mit Ausfuhrgenehmigung der israelischen Antikenbehörde. Schwarzgrüne Patina, Mast und Segelecke gebrochen, Mast mit Stift repariert, Mastspitze fehlt, Teile der Taue fehlen, kleines Loch auf einer Schnauze. Schätzung: 50.000,- Euro. Zuschlag: 55.000,- Euro.
Eine bronzene Lampe in Form des Kopfes des Meeresgottes Oceanus, auf der ein Aufsatz in Form eines detailliert gestalteten Schiffes angebracht war, gehörte zu den attraktivsten Objekten der Sammlung Shlomo Moussaieff. Das Objekt war bereits mit stolzen 50.000 Euro geschätzt und wurde mit „nur“ 55.000 Euro zugeschlagen, worüber sich der neue Besitzer sichtlich freute.
Nr. 591: Steinmaske. Teotihuacan, 100-650 n. Chr. H. 20 cm. B. 18,5 cm. Alabaster. Aus Sammlung Prof. Dr. Günther Marschall, Hamburg. Erworben 1967-1975. Vier Aufhängebohrungen, kleines Loch in der rechten Wange, sonst intakt. Schätzung: 3.000,- Euro. Zuschlag: 14.000,- Euro.
In Auktion Gorny & Mosch 248 wurde auch die Sammlung des Architekten und Stadtplaners Günther Marschall aufgelöst. Er hatte sich unter anderem für präkolumbische Kunst interessiert und zwischen 1966 und 1975 eine umfangreiche Sammlung zusammengetragen, die das zeitliche Spektrum von den Olmeken bis kurz vor der Ankunft der Spanier umfasste.
Die Objekte dieser Sammlung verkauften sich hervorragend. So zum Beispiel die wunderbar abstrahierende Steinmaske aus Teotihuakan, hergestellt aus Alabaster zwischen 100 und 650 n. Chr. Das meisterhafte Stück wurde mit 3.000 Euro geschätzt und mit 14.000 Euro zugeschlagen. Ein ebenfalls stark an moderne Kunst erinnerndes Idol der Mezcala, das zwischen 400 und 100 v. Chr. entstand, kletterte von bescheidenen 600 Euro auf ein Ergebnis von 4.000 Euro. Ein anthropomorphes Gefäß, hergestellt in Veracruz(?) zwischen 500 und 700 n. Chr., zeigte zwei männliche Gestalten mit übergroßen Köpfen und kurzen, stämmigen Beinen. Es realisierte 3.400 Euro, mehr als das Vierfache seiner Schätzung von 800 Euro.
Nr. 637: Steigbügelgefäß in Form eines sitzenden Fuchses. Moche, um 500 n. Chr. H 22 cm. Aus Sammlung Prof. Dr. Günther Marschall, Hamburg. Erworben 1967-1975. Ausguss ergänzt, sonst intakt. Schätzung: 400,- Euro. Zuschlag: 600,- Euro.
Und trotzdem, auch aus dieser Sammlung konnte ein Kenner für wenig Geld spektakuläre Objekte erwerben. Nehmen wir als Beispiel ein kleines Steigbügelgefäß der Moche, das um 500 n. Chr. entstand. Die Kunst dieses Volkes hat großartige Plastiken hervorgebracht, so auch diesen kleinen sitzenden Fuchs, der bei einer Schätzung von 400 Euro für nur 600 Euro verkauft wurde. Man möge nur einmal kurz überlegen, wie wenig 600 Euro sind, wenn man dieses unike Kunstwerk mit einem in Hunderttausenden von Exemplaren geprägten römischen Sesterz vergleicht…
Nr. 655: Buddha, Gandhara, ca. 2. Jh. n. Chr. H 51cm, B 19,5 cm, T 9,5 cm. Grüngrauer Schiefer. Aus Sammlung Prof. Dr. Günther Marschall, Hamburg. Erworben 1967-1975. Nimbus, Unterarme, Füße und kleine Kanten des Gewandsaums gebrochen. Taxe: 6.000,- Euro. Zuschlag: 14.000,- Euro.
Schließen wir mit einem Objekt der Sammlung Marshall, das uns in den Osten, nach Gandhara bringt. Ein wunderbarer Torso eines stehenden Buddhas aus dem 2. Jahrhundert nach Christus war mit 6.000 Euro geschätzt und wurde erst mit 14.000 Euro zugeschlagen.
Alle Ergebnisse können im Internet eingesehen werden.
Hier kommen Sie auf die Webseite des Auktionshauses.
Gerne schickt Gorny & Mosch auch die Ergebnisliste zu. Bestellungen unter Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513. Die nächste Auktion „Kunst der Antike“ ist für den Dezember 2017 geplant. Einlieferungen werden bis September 2017 entgegengenommen.