11-10-2009 – 15-10-2009
Auktionen 180-183 – Nachbericht
132.250 Euro für 5 Rubel – Die Auktionswoche bei Gorny & Mosch im Rückblick
Am 16. Oktober 2009 ging für die Firma Gorny & Mosch eine erfolgreiche Auktionswoche zu Ende: In vier Auktionen kamen insgesamt ca. 5700 Katalognummern zum Ausruf, von den frühesten Münzen der Antike bis zu modernen Euro-Prägungen. Das Gesamtergebnis betrug ca. 4,1 Mio. Euro.* Erwartungsgemäß stießen die Auktionen 180 (Hochwertige Münzen der Antike) und 183 (Rußland) auf besonders großes Interesse. Hier gab es auch den höchsten Preis der gesamten Auktion: Ein sehr seltenes 5-Rubel-Stück Katharinas II. in vorzüglich bis Stempelglanz, 1763 im Roten Münzhof in Moskau geprägt, stieg von geschätzten 75.000 Euro auf 132.250 Euro.
Auktion 180 – Hochwertige Münzen der Antike
Schon der erste Tag brachte so manche Überraschung. Hatte die Gesamtschätzung 872.000 Euro betragen, summierte sich das Gesamtergebnis auf rund 1 Mio. Euro. Hier zeigte sich wieder einmal, daß viele Sammler durchaus bereit sind, sich Qualität etwas kosten zu lassen. Eine Tetradrachme aus Leontinoi, ein vorzügliches Prachtexemplar von außergewöhnlichem Stil, war seinem neuen Besitzer 21.850 Euro wert (Schätzung: 7.500 Euro), ein traumhafter Stater der thrakischen Stadt Abdera, wahrhaft ein Meisterstück spätklassischer Kunst, brachte es auf 17.250 Euro (Schätzung: 5.000 Euro), und eine vorzügliche Tetradrachme aus dem makedonischen Mende konnte mit 17.825 Euro ihren Schätzpreis (3.500 Euro) sogar um mehr als das Fünffache übertreffen. Eine Münze des Apollodotos I., zwar „nur“ gutes sehr schön, dafür aber recht selten, wechselte für mehr als das Doppelte ihrer Taxe, nämlich für 13.800 Euro, den Besitzer.
Auch bei den römischen Münzen gab es hohe Preise. Ein romano-kampanisches Didrachmon von hervorragendem Stil realisierte 9.200 Euro (Schätzung 3.500 Euro). Ein seltener Denar des Q. Pompeius Rufus mit den Porträts seiner beiden Großväter ging für 5.635 Euro (Schätzung 2.500 Euro) an seinen neuen Besitzer, ein beachtlicher Preis für einen republikanischen Denar!
Unter den kaiserzeitlichen Prägungen erzielte ein Aureus des Caracalla mit 23.000 Euro das höchste Ergebnis (Schätzung: 10.000 Euro), und das zu Recht: Hier bestimmte nicht nur die Erhaltung – fast Stempelglanz –, sondern auch die Seltenheit und die Herkunft aus berühmten alten Privatsammlungen den Wert.
Auktion 181 – Antike Münzen und Lots
Auch Auktion 181 hatte ihre Highlights, hier nur ein einziges der vielen beachtlichen Ergebnisse: Eine Großbronze des Maximinus Thrax aus Tarsos in Kilikien mit dem Parisurteil stieg von geschätzten 400 Euro auf 2.760 Euro.
Die ursprüngliche Schätzung von fast 600.000 Euro erreichte mit einem Endergebnis von 600.000 Euro volle 100%, ein Zeichen dafür, daß der Markt nicht nur für Spitzenware gesund ist. Daran beteiligt waren auch die beliebten Lots. Die Schätzung der 155 Nummern hatte 85.775 Euro betragen. Das stolze Gesamtresultat lautete auf fast 120.000 Euro.
Auktion 182 – Münzen aus Mittelalter und Neuzeit
Die Auktion 182 bot rund 2.000 Münzen aus Mittelalter und Neuzeit. Die Schätzung für diesen Bereich summierte sich auf rund 820.000 Euro, denen ein Zuschlag von ca. 990.000 Euro gegenüberstand.
Spitzenergebnisse erzielte der Bereich Altdeutschland mit folgenden Münzen: Ein Dukat von Anhalt-Bernburg, 1761, stieg auf 2.760 Euro (Schätzung 1.250 Euro), ein äußerst seltener Harzgold-Dukat von 1825 auf 9.200 Euro (Schätzung: 5.000). Ein anschauliches Exemplar des „Badehosen-Talers“ von Nassau-Oranien brachte 4.830 Euro (Schätzung: 3.000 Euro), ein Doppeldukat 1621 von Schlesien-Jägerndorf in fast Stempelglanz 7.820 Euro (Schätzung 6.500 Euro). Wesentlich unauffällig und trotzdem beachtlich waren die Lots: Dies galt sowohl für die homogenen Lots wie z. B. das der sächsischen Kleinmünzen des 19. Jh. in überdurchschnittlichen Erhaltungen (1.205 Euro / 2.050 Euro) als auch für die im Bereich „Vermischtes“ gelisteten Lots, die komplett verkauft werden konnten, zum Teil mit beachtlichen Steigerungen.
Ein erfreuliches Echo brachte die Versteigerung der Kappenabzeichen aus der Sammlung Dogan. Diese realisierten, obwohl die einzelnen Stücke meist im unteren zweistelligen Bereich geschätzt waren, das vierfache ihrer Taxe, nämlich 32.000 Euro. Zur Illustration: Ein rundes Bündnisabzeichen von 1914 kletterte von 50 auf 632 Euro, ein tragbares Goldbronze-Kreuz o. J. mit einer mittig aufgenieteten Mondsichel von 40 Euro auf unglaubliche 920 Euro.
Höhepunkt im Bereich der ausländischen Münzen wurde eine Spezialsammlung Polen. Alle 51 Nummern wurden verkauft, Saal- und Telefonbieter trieben die Zuschläge für die seltenen Stücke in unglaubliche Höhen. So brachte ein mit 2.500 Euro sehr konservativ geschätzter Taler von 1580 der Münzstätte Olkusz 103.500 Euro. Doch auch die Kleinmünzen stiegen in ungeahnte Höhen. So kostete ein Litauischer Groschen von 1580, geprägt in der Münzstätte Wilnius mit einer hübschen Tönung, aber „nur“ fast sehr schön 9.200 Euro statt der Schätzung von 180 Euro, ein Zeichen, wie sehr die polnischen Sammler auf Seltenheiten achten.
Auktion 183 – Rußland
Gleich zwei Tage dauerte Auktion 183. Am Donnerstag kamen hochwertige Münzen und Medaillen aus der russischen Zarenzeit zum Ausruf. Am Freitag fand die in Zusammenarbeit mit Oslo Mynthandel durchgeführte Versteigerung der russischen Kupfermünzensammlung des Norwegers Tom Willy Bakken statt.
Schon am ersten Tag merkte man, daß die Nachfrage nach seltenen und gut erhaltenen Goldmünzen der Zarenzeit ungebrochen ist. Ergebnisse von 77.500 Euro für einen Dukaten Peter I. von 1716 (Schätzung: 30.000 Euro) oder von fantastischen 132.250 Euro für ein 5-Rubel-Stück 1763 Katharinas’ II. zeigen, welche Bewegung im Sammlermarkt für russische Münzen liegt. Hier noch einige weitere Beispiele: Ein 2-Rubel-Stück von 1721 brachte 34.500 Euro (Schätzung: 15.000 Euro), ein überaus seltener Rubel von 1710 des Kadaschewsker Münzhofs in Moskau trotz seines verformten Schrötlings und des damit zusammenhängenden unvollständigen Prägebilds 14.950 Euro (Schätzung: 5.000 Euro). Ein ebenso seltener Rubel von 1724 aus St. Petersburg (Nr. 6050) in „nur“ schön bis sehr schön war einem Käufer 9.487,50 Euro wert (Schätzung 2.500 Euro).
Am nächsten Morgen stellte sich heraus, daß nicht nur die „großen“ Raritäten hohe Preise bringen sollten, sondern auch die ganz speziellen Münzen der Sammlung Backen. Die kundigen Sammler erkannten, welche Seltenheiten geboten wurden, und waren bereit, die Schätze mit höchsten Preisen zu erwerben. Wer wußte schon zu sagen, wann und ob ein ähnliches Stück je wieder auf dem Markt zu sehen sein würde. Viele waren persönlich angereist, andere hatten schriftlich hoch geboten oder griffen zum Telefon. Die Preise waren dementsprechend.
Eine Kopeke Peters I., 1711 MD, brachte die erste Überraschung: Gerade einmal auf 100 Euro geschätzt, erreichte sie nicht weniger als 1.725 Euro. Spektakulärer wurde es bei einem seltenen 5-Kopeken-Stück, 1764 unter Katharina II. als Kriegsgeld in Avesta geprägt. Der Endpreis summierte sich auf 36.800 Euro (Schätzung 25.000). Eine äußerst seltene Poluschka Alexanders I. 1804, Ekaterinburg, schaffte den Sprung auf das über Hundertfache ihrer Taxe: von 250 Euro auf unglaubliche 26.450 Euro.
So standen am Freitagabend den 950.000 Euro Schätzung der Auktion 183 1,5 Mio. Euro Zuschlag gegenüber.
* Alle Preise enthalten 15 % Aufgeld.
Nr. 410: ROM. Caracalla, 197-217 n. Chr. Aureus 204 n. Chr, Rom. Rs.: INDVLGENTIA AVGG / IN CARTH, Dea Caelestis. RIC 130(b). Selten. Fast Stempelglanz.
10.000 / 23.000 Euro
Nr. 4036: DEUTSCHLAND. Anhalt-Bernburg. Alexius Friedrich Christian. 1796-1834. Harzgold-Dukat 1825. Fr. 25. Sehr selten. Fast Stempelglanz.
5.000 / 9.200 Euro
Nr. 6174: RUSSLAND. Katharina II., 1762-1796. 5 Rubel 1763, Moskau, Roter Münzhof. Bitkin 3. Äußerst selten. Vorzüglich-Stempelglanz.
75.000 / 132.250 Euro