Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, München

22-06-2010 – 01-01-1970

Auktion 189 – Kunst der Antike

Der Saal war gesteckt voll. Einige potentielle Käufer hatten nicht einmal mehr einen Sitzplatz ergattert. Das Telefon läutete ununterbrochen und via Internet kamen ständig neue Gebote herein. Kurz, viele Sammler von antiken Objekten hatten sich entschieden, am 23. Juni 2010 bei der Auktion 189 der Firma Gorny & Mosch in München mitzumischen. Rund 1,6 Mio. hatte die Schätzung betragen. Das Endergebnis lag bei stolzen 1,87 Millionen!

Nr. 22: BESONDERE OBJEKTE. Achämenidisches Silberrhyton. H 33 cm. 6.-4. Jh. v. Chr. 150.000 / 149.500 Euro

Die Auktion begann traditionell mit den „besonderen Objekten“. Bei den Sammlern stießen diese exquisiten Stücke auf großes Interesse, was sich deutlich an den erzielten Preisen abzeichnete: Fast die Hälfte des Auktionsumsatzes wurde in diesem Sektor gemacht! Der Höhepunkt war zweifellos ein achämenidisches Silberrhython, das nicht nur wegen seines hervorragenden Erhaltungszustandes, sondern auch durch seine ebenso schlichte wie eindrucksvolle Gestaltung begeisterte. Sein neuer Besitzer war bereit, 149.500 Euro dafür zu zahlen (Nr. 22, Taxe: 150.000 Euro).
Aber von Anfang an. Schon das erste „besondere Objekt“, ein ausdrucksvolles Marmorbildnis eines älteren, bärtigen Mannes, überstieg seine Schätzung bei weitem (Nr. 1, 25.000 / 43.700 Euro). Ein hellenistischer Jünglingskopf des 2. Jahrhunderts v. Chr. wechselte für 63.250 Euro den Besitzer (Nr. 3, Taxe: 35.000 Euro). Und so ging es weiter. Ein qualitätvolles Marmorporträt eines Bärtigen aus der Zeit der Alleinherrschaft des Kaisers Gallienus (259-268 n. Chr.) war einem Liebhaber römischer Porträtkunst 29.900 Euro wert (Nr. 6A, Taxe: 20.000 Euro). Zwei Meisterwerke griechischer Toreutik, eine Hydria und ein Hydriahenkel aus Bronze mit wundervoll ausgearbeitetem plastischen Dekor wurden erst bei 46.000 bzw. 48.300 Euro zugeschlagen (Nr. 24-25, Taxe bei beiden: 15.000). Ein chalkidischer Helm des 5. Jahrhunderts v. Chr. in prachtvoller Erhaltung erreichte gar mehr als das Dreifache seines Schätzpreises (Nr. 31, 12.000 / 41.400 Euro).

Nr. 33: BESONDERE OBJEKTE. Großes silbernes Prozessionskreuz. Teilweise vergoldetes Silberblech. H 40 cm, B 22 cm. Byzantinisch, ca. 12. Jh. n. Chr. 45.000 / 63.250 Euro

Vergessen wir nicht das silberne, teilweise vergoldete byzantinische Prozessionskreuz mit aufgesetzten Bildnismedaillons, ein außergewöhnliches Stück aus dem 12. Jahrhundert, das mit 63.250 Euro zu den teuersten Stücken der Auktion zählte (Nr. 33, Taxe: 45.000 Euro).
Ein weiterer Höhepunkt der Auktion war die schöne Auswahl von Glasgefäßen unterschiedlichster Formen und Verzierungen. Gefragt waren vor allem Stücke aus der griechisch-römischen Antike. Sie wurden nahezu ausnahmslos verkauft. Eine Flasche der späten Kaiserzeit mit geometrischen Mustern erzielte mit 12.650 Euro das höchste Ergebnis und konnte zugleich ihren Schätzpreis um fast das Vierfache steigern (Nr. 59, Taxe: 3.500 Euro).
Unter dem Schmuck ragte eine goldene byzantinische Gewandnadel des 6. Jahrhunderts n. Chr., ein prachtvoll gearbeitetes Exemplar eines seltenen Typs, heraus (Nr. 108, 7.000 / 10.925 Euro). Aus dem Bereich Steinschneidekunst sei ein orangefarbener Karneol mit seiner außergewöhnlichen Darstellung des Liebesgottes Eros erwähnt, der für 6.325 Euro zugeschlagen wurde (Nr. 219, Taxe: 3.000 Euro).
Auch am Nachmittag zeigten die Käufer ein ungebrochen lebhaftes Interesse. Immer wieder faszinierten die antiken Skulpturen und die griechischen Vasen – hier blieb kaum etwas unverkauft. Ein hellenistischer Marmortorso aus dem Besitz eines Gelehrten ließ seinen Schätzpreis von 15.000 Euro bald hinter sich und fand für 21.850 Euro einen neuen Liebhaber (Nr. 231). Eine anmutige Statuette der Aphrodite mit Eros hätten zu viele gerne gehabt. Ihr Preis betrug 12.650 Euro, und damit mehr als das Dreifache der Schätzung von 4.000 Euro (Nr. 235A). Unter den Vasen konnte ein attischer Glockenkrater des Telos-Malers das beste Ergebnis erzielen (Nr. 352, 4.000 / 11.500 Euro). Lag es an der vollendeten Gefäßform, an der seltenen Variante der Theseus-Minotauros-Legende oder einfach daran, dass die attische Vasenmalerei gern als Inbegriff der Antike gesehen wird?
Doch nicht nur die griechisch-römische Antike war vertreten, auch das alte Ägypten war mit einer hochkarätigen Auswahl präsent: Eine Holzstatuette einer schreitenden Frau aus dem mittleren Reich mit einem fein gemusterten Gewand, das die Brust unbedeckt lässt, wurde für 12.650 Euro verkauft (Nr. 479, Taxe: 10.000 Euro), ein schwarzer Skarabäus mit winzigen Hieroglyphen, einem Auszug aus dem Totenbuch, sogar für mehr als das Doppelte seines Schätzpreises (Nr. 490, 10.000 / 23.000 Euro).

Nr. 581: PRÄKOLUMBISCHE KUNST. Pektoral in Form eines Kopfes. Höhe ca. 17 cm. Späte präklassische Periode, 400-300 v. Chr., Contal-Stil, West Mexiko. 3.000 / 7.475 Euro

Die Sparte Präkolumbische Kunst – eine Neuheit bei Gorny & Mosch – stieß auf außergewöhnliches Interesse. Kaum ein Stück ging zurück. Bei zahlreichen Objekten gab es heiße Bietergefechte, so zum Beispiel bei einem Pektoral in Form eines Kopfes aus der präklassischen Periode von 400-300 v. Chr. aus West Mexiko. Das Stück mit einem Gutachten von Ferdinand Anton erzielte 7.475 Euro (Nr. 581 / 3.000 Euro). Eine sehr seltene Halskette mit 22 hockenden Fröschen aus Goldblech der Tairona-Kultur brachte es auf 5.290 Euro (Nr. 595, 4.500).
Neben den genannten Highlights gab es viele preisgünstigere Angebote, die sich wie immer großer Beliebtheit erfreuten. Besondere Aufmerksamkeit fanden die Lots, die sich über die verschiedenen Gebiete verteilten. Diese Spezialität von Gorny & Mosch ist genau das Richtige für Einsteiger, aber auch Spezialsammler. Nennen wir hier nur ein Beispiel: So brachte ein Lot von 25 steinernen Objekten aus präkolumbischer Zeit 2.760 Euro statt der Schätzung von 500 Euro (Nr. 594).

Nr. 469: GRIECHENLAND UND ROM, Lampen. Spätantike Tonlame mit Palme. Nordafrika, 4.-5. Jh. 300 / 1.265 Euro

Wie gesund der Markt gerade für erschwingliche Objekte ist, zeigt eindrücklich die hübsche Serie von Tonlampen, die Gorny & Mosch anboten. Die 16 Stücke waren insgesamt mit exakt 10.000 Euro geschätzt. Das Endergebnis lag weit darüber. Fast 22.000 Euro erzielten die nicht spektakulären, aber dennoch sehr hübschen Stücke. So stieg zum Beispiel der Preis für eine mit 300 Euro taxierte spätantike Lampe aus Nordafrika, deren Spiegel eine einfache Palme zeigte, auf 1265 Euro (Nr. 469).
Wer diesmal kein Glück gehabt hat, kann es im Dezember wieder versuchen. Bis Anfang Oktober sind Einlieferungen möglich. Setzen Sie sich in Verbindung mit Dr. Christoph von Mosch oder Dr. Georg Morawietz, Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, 80333 München, Tel: +49 / 89 / 24 22 643-0, info@gmcoinart.de.