Mit Trauer müssen wir die Nachricht bekanntgeben, dass unsere hochgeschätzte und geliebte Kollegin Dr. Katalin Bíró-Sey, die ehemalige Chefredakteurin des Numizmatikai Közlöny (Numismatisches Bulletin), der Zeitschrift der Ungarischen Numismatischen Gesellschaft, im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Sie verließ uns nach einer kurzen Leidenszeit unerwartet. Dabei hatten wir gedacht, sie würde noch viele Jahre bei uns sein. Sie war der Fels in der sich schnell verändernden Welt, der die Vergangenheit mit der Gegenwart verband.
Dr. Katalin Bíró-Sey gehörte zu der Generation, die in den 1950er Jahren erwachsen wurde, deren berufliches Leben bereits nach der harten Diktatur (Rákosi-Regime) in der so genannten Kádár-Ära stattfand. Sie erlebte und überlebte auch die Revolution von 1956 und verbrachte ihr Leben in aller Stille und diplomatisch im Umgang im Ungarischen Nationalmuseum. Unter alles andere als einfachen Umständen erlangte sie dennoch international berufliche Anerkennung. Sie hatte eine ruhige, geduldige, man könnte sagen mütterliche Art, mit der sie es immer wieder schaffte, Konflikte zu lösen, ernste Streitigkeiten mit ruhigen Worten zu schlichten und aufkommende Probleme auszugleichen.
Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie als Kuratorin der Sammlung antiker Münzen im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums und war neben Professor Lajos Huszár maßgeblich an der Revision und Neuordnung der gesamten Sammlung des Kabinetts beteiligt. Sie hat zahlreiche Münzfunde im Numizmatikai Közlöny und in verschiedenen archäologischen Fachzeitschriften publiziert: u.a. den Hódmezővásárhely-Szikáncs-Solidus-Hort aus dem 5. Jahrhundert, über sie 1971 eine ihrer ersten Publikationen auf Deutsch vorlegte (in Dresden, DDR): Frühbyzantinischer Solidus-Fund von Szikáncs. Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden 1970–1971. Sie hat auf internationalen Konferenzen (London 1986, Spoleto 1988) mehrere Vorträge über die Bedeutung des Hortfundes gehalten. Leider sind die meisten ihrer Arbeiten nur in ungarischer Sprache mit einer fremdsprachigen Zusammenfassung veröffentlicht worden. Ihr erstes Werk, das in englischer Sprache veröffentlicht wurde, war die Publikation der Münzfunde von Brigetio im Jahr 1977 (Coins from the identified sites of Brigetio and the questions of local currency. Budapest, Magyar Nemzeti Múzeum /Ungarisches Nationalmuseum/ 1977). Sie beteiligte sich an der Einführung des Ungarischen Fundmünzenprogramms (Die Fundmünzen der römischen Zeit in Ungarn. Bd.1. Komitat Fejér. Bonn-Budapest 1990). Ihr weiteres Spezialgebiet war die keltische Münzprägung in Ungarn. Im Jahr 1984 erschien ihr Buch in der BAR-Reihe (Oxford) mit dem Titel „Bronzemünzen-Prägung im südlichen Transdanubien“. Eine ihrer letzten Veröffentlichungen war (mit Mitautoren) ddie „Erläuterung des Bronzfundes von Tokorcs in Westungarn, Budapest im Jahr 1998.
Sie war auch eingebunden in der Lehre an der Universität und in die Schulung der BÁV-Gutachter (Kommissionsgesellschaft). Auf nationalen und internationalen Konferenzen präsentierte sie die Ergebnisse der antiken Münzprägung in Ungarn, die zu einem großen Teil auf ihre Arbeit zurückzuführen sind. Sie vergaß auch nicht das breite Publikum, das sich für die römische Münzprägung interessierte und für das sie hilfreiche Bücher schrieb und zahlreiche lehrreiche Vorträge hielt bei Veranstaltungen der Ungarischen Numismatischen Gesellschaft und des Verbands der Münzsammler.
Ab 1993 begann ein neues Kapitel ihres Lebens, als sie im Alter von fast sechzig Jahren die antike Münzsammlung des Königlichen Münzkabinetts in Oslo betreute. Zehn lange Jahre verbrachte sie in der norwegischen Hauptstadt, wo sie auch den Ruf der ungarischen Numismatik förderte sowie berufliche Kontakte zu den ungarischen Kollegen aufbaute.
Nach ihrer Rückkehr nach Ungarn setzte sie ihre Arbeit in der Münz- und Medaillensammlung fort, unterstützte die Mitarbeiter und war ein aktives Mitglied der Ungarischen Numismatischen Gesellschaft, die sie bis zu ihrem Lebensende auch finanziell unterstützte.
Mit schwerem Herzen nehmen wir Abschied von ihr. Ihr Name wird immer unter den Großen der Numismatik bleiben.