29-10-2012 – 30-10-2012
Raritäten-Auktion Nr. 219-222
Krönungsmünze krönte Künkers Raritäten Auktionen mit 360.000-Euro-Zuschlag
Das Auktionsjahr 2012 ging für die Firma Künker glänzend zu Ende: Am 30. und 31. Oktober wurde ein Gesamtzuschlag von 12,3 Millionen Euro erzielt – gut 76 Prozent mehr, als die Gesamttaxe für die vier vorgelegten Kataloge erwarten ließ. Nur 18 der insgesamt 2152 Lose blieben für den Nachverkauf übrig. Den größten Anteil an dem hervorragenden Auktionserfolg hatte zweifelsohne der Katalog 219 mit dem vierten (und letzten) Teil der Sammlung des Schweden Julius Hagander. Die 377 Nummern ließen die Taxen im Schnitt um 111 Prozent hinter sich und kamen auf rund 1,7 Millionen Euro. Ein einziger Restant hier im ersten Katalog der beiden Auktionstage, die 17 anderen gingen auf das Konto des vierten Katalogs (Nr. 222) mit russischen Geprägen. Diese 573 (von 590) Nummern verkauften sich mit über 1,38 Millionen Euro aber so hervorragend, dass auch sie die Gesamttaxe deutlich, und zwar um 102 Prozent, hinter sich ließen. Im zweiten Katalog (Nr. 220) tummelten sich 300 Hessen, die statt 1,4 rund 2,5 Millionen einfuhren. Ein Plus von rund 55 Prozent. Mit dem dritten Katalog (Nr. 221) gingen weitere Sammlungsteile des Hamburger Immobilienmaklers Vogel in neue Hände über: Alle 885 Lose wurden verkauft. Doch statt erwarteter vier Millionen Euro addierten sich die Zuschläge auf knapp sieben Millionen Euro, etwa 72 Prozent mehr als die Gesamtschätzung.
Nach dieser Gesamtübersicht nun der Griff zur Lupe: Was gab es im Einzelnen zu sehen? Zunächst einmal einen großzügig ausgestatteten Schweden-Katalog – ein wahrhaft bibliophiler Genuss, den Fritz Rudolf Künker (in Kooperation mit Ulf Nordlind) den Sammlern da ins Bücherregal gestellt hat! Die Qualität der Sammlung und die Seltenheit der Exponate haben die umfangreiche Bebilderung und ausführlichen Texte auch verdient. Gemessen an den Zuschlägen hat Christina den größten Zuspruch erfahren:
Nr. 7053: SCHWEDEN. Christina (1632-1654). 10 Dukaten 1645. Ahlström 30 (XR, dieses Expl., unter Erfurt); Fb. 926 („Very rare“, unter Erfurt). Hagander 198 (dort unbekannter Münzort). Neumann – . Sechstes bekanntes Exemplar, drittes bekanntes Exemplar in Privatbesitz, feine Goldpatina, sehr schön bis vorzüglich Taxe: 30.000 Euro. Zuschlag: 120.000 Euro.
Die Königin mit der scharf geschnittenen Nase und den großen Augen erzielte für ihre zehnfachen, nur in extrem wenigen Exemplaren bekannten Dukaten von 1644 und 1645 aus der Münzstätte Riga 110.000 und 120.000 Euro. Die Schätzungen waren von jeweils 30.000 Euro ausgegangen. Unter schwedischer Herrschaft haben auch deutsche Städte geprägt, etwa Augsburg 1632 einen dreifachen Dukat für nunmehr 22.000 Euro (Taxe 15.000 Euro), Erfurt 1634 einen Reichstaler für 20.000 Euro (Taxe 5.000 Euro) oder Hildesheim 3 Dukaten 1631 für 44.000 Euro (Taxe 20.000 Euro). Es handelt sich, wie bei so vielen Objekten Haganders, um das jeweils einzige Exemplar in Privatbesitz.
Nr. 7589: HESSEN-KASSEL. Karl (1670-1730). 2 Goldgulden 1677 (Edergold). Fb. 1271 („Unique“). Kirchheimer 63. Schütz 1247. Unikum, sehr schön. Taxe: 100.000 Euro. Zuschlag: 100.000 Euro.
Mit den Raritäten ging es im nächsten Katalog, Sammelgebiet Hessen, weiter. Der wahrhaft einzige doppelte Edergoldgulden 1677 des Landgrafen Karl war auf 100.000 Euro getaxt und erzielte – Überraschung! – 100.000 Euro. Vom Reichstaler 1687 desselben Herrschers lag das zweite bekannte Exemplar vor, Taxe 30.000 Euro, Zuschlag 55.000 Euro. Die numismatisch leicht überschaubare Landgrafschaft Hessen-Marburg – sie hat nur zwischen 1567 und 1604 bestanden – war mit immerhin 13 Großsilbermünzen vertreten.
Nr. 7522: HESSEN-MARBURG. Ludwig IV., „der Ältere“. (1567-1604). Dicker doppelter Reichstaler 1595. Dav. 9292. Schütz 512. Zweites bekanntes Exemplar, scharf geprägt mit dunkler Patina, vorzüglich. Taxe: 30.000 Euro. Zuschlag: 75.000 Euro.
„Knüller“ war dabei der dicke doppelte Reichstaler 1595 des ersten (sowie letzten) Regenten, Landgraf Ludwig IV., mit stolzen 75.000 Euro (Taxe 30.000 Euro). Das Doppelte, 60.000 Euro brachte der mit 30.000 geschätzte breite dreifache Reichstaler 1629 des Landgrafen Wilhelm V. Den Erwartungen entsprach der Zuschlag von 5.500 Euro (Taxe 5.000 Euro) für die Silbermedaille 1765 des Darmstädters Ludwig VIII. auf die Hirschjagd bei der Dianaburg. Doch ein Superlativ auch hier: Der erlegte Prachthirsch war ein legendärer 32-Ender, von dem man heute noch spricht. Sechsmal mehr als die erwarteten 1.000 Euro fuhr ein Sterntaler 1776 aus Kassel ein, über den man gern in den USA als „Blooddollar“ spricht. Grund: Landgraf Friedrich II. hatte Soldaten vermietet, die England gegen den Freiheitskampf der nordamerikanischen Kolonien einsetzte.
Künker hat von der umfangreichen Sammlung Vogel im Dezember 2011 und im Juni 2012 die ersten Teile aufgelöst, jetzt folgten mit Teil drei „Goldraritäten“ und Teil vier „Hamburger Münzen und Medaillen“. Das Angebotene, so ein Beobachter, „erschlägt alles“. Zum Beispiel zwei Goldmedaillen im Gewicht von 7 Dukaten, die ein glückloser Aspirant auf das Amt des Stempelschneiders der Münze Hall privat anfertigte, um seinen potentiellen Arbeitsgeber Erzherzog Karl zu beeindrucken. Das erste Stück, eine Nachahmung des ersten Guldiners stieg von 80.000 auf 140.000 Euro …
Nr. 8038: RDR. Maximilian I. (1490-1519). 7 Dukaten o. J. (posthume Prägung um 1563). Egg S. 44. Fb. 13 a („Very rare“). M./T. S. 41. Moeser/Dworschak, Erzherzog Sigismund, S. 98. Zweites bekanntes Expl., vorzüglich. Taxe: 25.000 Euro. Zuschlag: 180.000 Euro.
… das zwei Beispiel eine Nachprägung der berühmten Hochzeitmünze Maximilians mit Maria von Burgund von 25.000 auf beeindruckende 180.000 Euro. Seine Taxe von 25.000 Euro auf 130.000 Euro verbesserte ein Unikum, ein über 40 Gramm schwerer zwölffacher Dukat o.J. (um 1525) von Ferdinand I.
Nr. 8051: RDR. Ferdinand III., 1625-1637-1657. 40 Dukaten 1629, Prag. Dietiker -. Doneb. – (vgl. 2353, dort in Silber). Fb. 45 („Rare“). Halacka -. Herinek 83 (dort Münzstätte Glatz). Slg. Horsky – (vgl. 1965, dort als 100 Dukaten). Vermutlich einziges im Handel verbliebenes Exemplar, vorzüglich. Taxe: 150.000 Euro. Zuschlag: 360.000 Euro.
Absoluter Höhepunkt der beiden Osnabrücker Tage war ein fast 140 Gramm schweres Goldstück zu 40 Dukaten, 1629 in Prag auf die böhmische Krönung von Ferdinand III. geprägt und vermutlich einziges im Handel verbliebenes Exemplar. Im Katalog stand das vorzügliche Stück mit 150.000 Euro, der Hammer fiel bei 360.000 Euro. Ein uniker 20-facher Dukat 1628 des Sachsen Johan Georg I. war mit 50.000 Euro geschätzt, ging aber erst für 140.000 Euro weg. Die Geschichte der reichen Hansestadt an der Elbe spiegelt sich in ihren Goldmünzen. Nur zwei Beispiele: Goldabschlag zu 8 Dukaten von den Stempeln des 32 Schilling-Stücks 1808 zugeschlagen für 40.000 Euro (Taxe 20.000 Euro), doppelter Bankportugalöser zu 20 Dukaten 1665 zugeschlagen für 65.000 Euro (Taxe 20.000 Euro).
Russland ist seit einigen Jahren ein starkes Sammelgebiet, ein Nachlassen war auch in den Osnabrücker Oktobertagen nicht zu bemerken. Die Bandbreite der russischen Münzen und Medaillen reichte wieder von Kupfer über Silber bis Gold. Auch hier nur wenige Beispiele (alles weitere im Internet). Ein Rubel 1729 des Zaren Peter I., auf 1.500 Euro geschätzt, wurde für 16.000 Euro zugeschlagen …
Nr. 9484: RUSSLAND. Nikolaus II. (1894-1917). Rubel 1905. Bitkin 59 (R1). Dav. 293. Sehr seltener Jahrgang in außergewöhnlicher Erhaltung, herrliche Patina, PP, min. berührt. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 48.000 Euro.
… und ein Rubel 1905 von Nikolaus II. steigerte sich von 7.500 auf 48.000 Euro. Sozusagen standesgemäß fiel das Ergebnis für ein 25-Rubel-Stück (2 1/2 Imperial) des letzten Zaren aus dem Jahr 1908 aus: Taxe 80.000 Euro, Zuschlag 145.000 Euro.
Ausführlich Ergebnislisten finden Sie auf der Seite des Auktionshauses Künker.