07-03-2010 – 11-03-2010
Künker im März
von Dietrich Schmidtdorff
Über acht Millionen Euro für 6840 Lose
„Die Russen laufen wieder super“, nickte man sich am Rand der Osnabrücker Frühjahrsauktion zu. Ein Eindruck, den über 400 Saalbieter direkt vor Ort und kurz darauf 3000 schriftlicher Bieter über die Ergebnisliste mit harten Zahlen belegen konnten. Von 705 russischen Nummern wurden 690 verkauft, die Taxe um rund 84 Prozent überboten, ein auf 60000 Euro veranschlagtes „Sahnestück“ für stolze 70000 Euro zugeschlagen. Hierbei handelte sich um ein historisch bedeutsames Set von 17 Medaillen der Familie Demidov. Das reichte indes nicht zum Platz eins unter dem umfänglichen Angebot in den vier Katalogen 165 – 168. Das mit 80000 Euro (Taxe und Zuschlag) teuerste Stück kam vielmehr aus Polen – es war Stephan Bathorys höchst seltener Taler 1580.
Der äußerst seltene Talar (Taler) des polnischen Königs Stephan Bathory aus dem Jahr 1580 wurde für 80000 Euro zugeschlagen.
Der Gesamtzuschlag der zweiten Märzwoche addierte sich auf 8,3 Millionen Euro (Taxe: 6,3 Millionen Euro). 6840 Positionen und damit über 96 Prozent des Angebots wurden verkauft, nur 249 Nummern gingen in den Nachverkauf. Für den Erfolg war es sicher nicht nachteilig, dass ein Teil der Ware kurz vor der Auktion noch im neuen Münchner Büro (unter bisheriger Adresse) zu besichtigen war. Zu den kundenfreundlichen Dienstleistungen Künkers zählt ferner, dass ein im Katalog 165 untergebrachtes Spezialthema nun auch als Sonderkatalog zu haben ist: „Tauftaler und Taufmedaillen, Die Sammlung W.R. Fassbender“ kann unter www.kuenker.de als 91seitige PDF-Datei heruntergeladen werden – kostenlos, versteht sich.
Es lassen sich hier nicht alle „Rosinen“ aus dem Osnabrücker Auktions-„Kuchen“ herauspicken. Also nur einige Beispiele, wie etwa Dadlers attraktive goldene Taufmedaille aus Augsburg 1626, Zuschlag 4200 Euro (Taxe: 3000 Euro). Dass das Thema Tauftaler und -medaillen abschließende Lot von 205 Medaillen und Jetons überbot seine Taxe um 1000 auf 16000 Euro. Von der Sammlung Fassbender blieb kein einziges Stück liegen. Das buchstäblich schwerste Lot der gesamten Auktionswoche war die Nummer 2754 mit 25 Alben „Deutschland und alle Welt“: Die auf 45000 Euro geschätzten 5100 Münzen gingen erst für 65000 Euro weg.
Manche Taxe wurde um ein Vielfaches überboten. Ein Kupfer-Lepton 1828 aus Ägina, Taxe 250 Euro, wurde für 4800 Euro zugeschlagen, ein irischer Farthing o.J. (ca. 1674) statt für 1250 für 5500 Euro, und ein Danziger Sechsgröscher 1535 fuhr statt 2500 stolze 23000 Euro ein. Verbesserte ein rumänisches 5-Lei-Stück 1881 seine Taxe fünffach auf glatte 10000 Euro, so wurde die Einschätzung für einen böhmischen Denar Boleslaus’ IV. Chrobry gleich um den Faktor 18 nach oben korrigiert: 18000 Euro. Man sieht: Es war eine spannende Woche.
Was machten die großen Sammelgebiete – oder „Kuchenstücke“, um im Bild zu bleiben – in Osnabrück? Auf das Mittelalter hatte viele Appetit. Ein Denar Karls des Großen aus Bourges erzielte 7500 (Taxe: 5000) Euro, ein Denier der Touraine des zehnten Jahrhunderts 4800 (3000) Euro, ein Regensburger Denar des 1. Typs unter Heinrich IV. 4800 (1000) Euro. Ein besonderes „Tortenstück“ dann die Gold-Euros – alle 436 Gedenkmünzen gingen für zumeist dreistellige Zuschläge weg, etliche, namentlich französische Euros, aber auch vierstellig. Da schau her: Coco Chanel. Die vor zwei Jahren ihr zu Ehren geprägte 5-Euro-Münze erbrachte statt erwarteter 200 Euro bemerkenswerte 6100 Euro.
Auch die bedeutende Sammlung Irland ging praktisch komplett weg und verbesserte ihre Gesamttaxe für 195 Nummern von 80000 um über 60 Prozent auf 134000 Euro. An dem Erfolg war u.a. ein Groat o. J. (1460/1463) beteiligt, der 3800 Euro erzielte (Taxe: 1250 Euro). Ähnliches ließe sich aus dem Bereichen Sachsen, Preußen oder Braunschweig darstellen. Weitere „Rosinen“: Die mit 46 Stück komplette Sammlung bayerischer Geschichtstaler kam auf 11500 (8000) Euro, ein halber Dukat Maria Theresias 1759 aus Karlsburg, für 400 Euro angeboten, verlangte schließlich 6000 Euro, Zar Peters 1721 in Moskau geprägter Rubel steigerte sich auf 12000 (2000) Euro.
Mit rund 900 verkauften Griechen und Römern war der Auktions-“Kuchen“ schließlich verteilt. Besonders „schmackhaft“: Ein Solidus von Valentinianus III. (425-455) für Licinia Eudoxia erreichte immerhin 45000 Euro (Taxe: 50000 Euro), ein Medaillon zu acht Aurii des Claudius II. Gothicus (268-270) ließ seinen Schätzpreis um 4000 Euro hinter sich und kam auf 54000 Euro. – Weitere Einzelheiten und Ergebnisse im Internet unter www.kuenker.de.