Die bedeutende Ausstellung „Die Welt zwischen zwei Reichen: Kunst und Identität im Alten Vorderasien“ ist seit dem 18. März 2019 im Metropolitan Museum of Art zu sehen. Thematisiert wird der bemerkenswerte Kultur-, Religions- und Handelsaustausch von Städten wie Petra, Baalbek, Palmyra und Hatra zwischen 100 v. Chr. und 250 n. Chr. Während dieser Periode des Wandels war der nahöstliche Kulturraum das Zentrum des Welthandels und der Treffpunkt, an dem zwei mächtige, um regionale Hegemonie ringende Reiche aufeinandertrafen – das iranische Partherreich im Osten und das Römische Reich im Westen.
Überblick über die Ausstellung
Die Ausstellung zeichnet die altertümlichen Handelswege nach, beginnend mit den Königreichen im südwestlichen Teil der arabischen Halbinsel. Der Karawanenhandel mit den dort einheimischen Ernten von Weihrauch und Myrrhe, die weithin in der altertümlichen Welt verwendet wurden, brachten Reichtum. Die Kamelkarawanen durchquerten die Wüste zum nabatäischen Königreich und dessen spektakulärer Hauptstadt Petra. Von hier gelangten Waren nach Westen in den Mittelmeerraum, nach Norden und Osten durch Judäa und entlang der phönizischen Küste bis zur syrischen Wüste, wo die Oasenstadt Palmyra die Handelswege kontrollierte, die den Mittelmeerraum mit Mesopotamien, dem Iran und letztendlich China verbanden. In Mesopotamien transportierten Händler ihre Waren auf dem Tigris und Euphrat flussabwärts bis zum persischen Golf, wo sie auf die maritimen Handelswege nach Indien trafen. Diese Verbindungswege orientierten sich nicht an den Grenzen großer Reiche. Sie bildeten stattdessen Netzwerke, die Städte und Einzelpersonen über große Entfernungen hinweg miteinander verbanden.
In der gesamten Region wurden verschiedene politische und religiöse Gemeinschaften in der Kunst zum Ausdruck gebracht. Artefakte aus Judäa vermitteln während einer kritischen Phase des Kampfes gegen die römische Vorherrschaft eine ausgeprägte altertümliche jüdische Identität. Architektonische Skulpturen des kolossalen Heiligtums in Baalbek und Statuetten der Gottheiten davon enthüllen, wie eng die römischen religiösen Praktiken mit denen des alten Vorderasiens verflochten waren. Grabportraits aus Palmyra repräsentieren die Führungsschicht eines bedeutenden zeitgenössischen, globalen Handelszentrums. Wandgemälde und Skulpturen aus Dura Europos am Euphrat-Fluss illustrieren die erstaunliche religiöse Vielfalt einer Siedlung an der Grenze des Kaiserreichs. In Mesopotamien zeugen Texte aus den letzten Keilschrift-Bibliotheken der Babylonier davon, wie sehr Tempeleinrichtungen an Bedeutung verloren hatten und während dieser Epoche des Wandels ganz verschwanden.
Ein zentrales Thema der Ausstellung sind die Auswirkungen der jüngsten bewaffneten Konflikte im Irak, in Syrien und im Jemen für Ausgrabungsstätten, Denkmäler und Museen, so auch mit absichtlicher Zerstörung und Plünderung. Die davon betroffenen Städte Palmyra, Hatra und Dura Europos werden in der Ausstellung vorgestellt. Zum einen wird der entstandene Schaden besprochen, zum anderen erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Frage wie mit der Zerstörung von Kulturerbe heute und in der Zukunft umzugehen ist.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildeter Katalog, der sich an Fachkreise ebenso richtet wie an die allgemeine Öffentlichkeit. Der vom Metropolitan Museum of Art herausgegebene und von der Yale University Press vertriebene Katalog ist im Met Store erhältlich.
Hier sehen Sie außerdem noch eine Auswahl von Münzen, die die Herrscher und römischen Feldherrn illustrieren (weitere Kommentare zu den Herrscher finden Sie im englischen Artikel):
Die Ausstellung „Die Welt zwischen zwei Reichen: Kunst und Identität im Alten Vorderasien“ kann noch bis zum 23. Juni 2019 besucht werden.
Informationen über die Ausstellung finden Sie auch auf der Website des Metropolitan.
In der MünzenWoche haben wir über die Zerstörung und Plünderung der Kulturgüter im Vorderen Orient berichtet.
Im Frühjahr 2016 reiste Ursula Kampmann in den Iran. In ihrem Reisetagebuch berichtete sie unter anderem von den faszinierenden historischen Orten, die sie dort besuchte.
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