Die Sanierung des Westflügels im Landesmuseum Zürich ist abgeschlossen. Der Gebäudetrakt wurde in den Zustand von 1898 zurückgeführt und mit modernster Technik ausgerüstet. Das Resultat: Eine Schatzkammer, die das Beste aus jeder Epoche in sich vereint.
Die Sanierung des historisch einzigartigen Westflügels war auch eine Rückkehr zu den Ursprüngen des Landesmuseums. Das von Gustav Gull entworfene und 1898 eröffnete Haus entstand in der Blütezeit des Historismus. In dieser Epoche wurden nicht nur verschiedene historische Stile vereint, sondern auch neue Elemente kreiert und dem Gesamtbild beigefügt. Diese Stilvielfalt machte die Renovation des Gebäudeteils äußerst anspruchsvoll.
In enger Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege ist es gelungen, den Westflügel zu großen Teilen in den Originalzustand von 1898 zurückzuführen. Dies bedingte jedoch nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit der Architektur, die sich von Raum zu Raum an anderen Epochen orientiert, sondern auch mit der Art der Ausstellungspräsentation. Diese spielte beim Bau des Museums vor über 120 Jahren eine entscheidende Rolle: Raum und Objekt wurden damals als Einheit betrachtet. Gustav Gull baute quasi die Ausstellungsräume um die gezeigten Exponate herum und schaffte so eine historisch dichte Atmosphäre, welche den Zugang zur Vergangenheit erleichterte und Geschichte erlebbar machte.
Entstanden ist aber nicht eine reine Hommage an die Vergangenheit, sondern – ganz in historistischer Manier – eine Rückbesinnung auf historische Stärken. Diese wurden mit modernster Technologie ergänzt. So rekonstruierten die Architekten Christ & Gantenbein Originalböden und passten sie den heutigen Bedürfnissen an, legten Lichthöfe wieder frei und öffneten Fenster, die in den letzten Jahrzehnten zugemauert wurden. Außerdem brachten sie längst vergessene Malereien wieder an die Oberfläche. Entstanden ist eine kunsthandwerkliche Schweizer Schatzkammer, in der sowohl Museumsliebhaber, wie auch architektonisch Interessierte auf ihre Rechnung kommen.
Der Westflügel beherbergt auch eine der weltweit größten und bedeutendsten Fingerringsammlungen. Sie beleuchtet die vielseitige Geschichte dieses Schmuckstücks und deckt eine Zeitspanne von über 4000 Jahren ab.
Seit 2015 besitzt das Schweizerische Nationalmuseum die über 2500 Ringe umfassende Sammlung Alice und Louis Koch als Leihgabe. Sie beleuchtet die Geschichte des Fingerrings vom alten Ägypten über die Römer, das Mittelalter und die Neuzeit bis in die Gegenwart und ist Teil der Dauerausstellung „Die Sammlung“ im Landesmuseum Zürich. Unter den Objekten befinden sich zahlreiche außerordentliche Exponate wie ein römischer Goldring mit dem Porträt der Gemahlin von Kaiser Mark Aurel oder der berühmte Goethe-Ring. Diesen hat der Dichter einer jungen Frau geschenkt, die er begehrte. Erfolgreich war er damit übrigens nicht.
Die Sammlung wurde vom Frankfurter Juwelier Louis Koch und seiner Frau Alice angelegt. Die beiden begannen vor über 100 Jahren bedeutende Fingerringe aus der Antike, dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock zu sammeln. Ihre Nachkommen erweiterten den Zeitraum mit Objekten aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Zu den zeitgenössischen Ringen hat Schmuck-Historikerin Beatriz Chadour-Sampson 2019 ein Buch veröffentlicht. Das umfangreiche Werk ist im Kunstbuchverlag arnoldsche Art Publishers erschienen.
Fingerringe sind weit mehr als schöne Schmuckstücke. Sie haben einen besonders persönlichen Bezug zum Träger und einen hohen Symbolwert. Geschenkt werden sie als Zeichen von Freundschaft, Liebe, Ehe und Trauer. Ringe widerspiegeln den Glauben respektive Aberglauben eines Menschen oder erinnern ihn an bedeutende Ereignisse. Siegel- und Zunftringe stehen für Familientradition, Rang oder Autorität. Die Objekte ermöglichen auch immer einen Blick in die historischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Epochen und sind deshalb wichtige Zeitzeugen.
Für weitere Informationen zur Ausstellung im Westflügel besuchen Sie die Seite des Landesmuseum Zürich.
Dort finden Sie auch mehr Informationen zu den aktuellen Ausstellungen.
Mehr über den Zürcher Architekten Gustav Gull erfahren Sie hier.
Die Ausstellung wurde vom Atelier Brückner inszeniert.
Das Atelier Brückner hatte auch zuvor schon die neue Dauerausstellung betreut.
Mit Eberhard Schlag, einem der Geschäftsführer von Atelier Brückner sprach die MünzenWoche 2011 zum Thema „Szenografie und Numismatik“.