31-10-2016 – 01-01-1970
Auktion 2: The Preussag Collection – Part II
1,6 Mio. Pfund für den zweiten Teil der Sammlung Preussag
Am 1. November 2016 versteigerte London Coin Galleries in Zusammenarbeit mit Künker, Osnabrück den zweiten Teil der Sammlung Preussag von Bergwerksgeprägen in London. Der erste Teil der Sammlung war bereits 2015 verkauft worden und hatte mit den 217 darin enthaltenen Lösern 6,4 Mio. Pfund gebracht. Auch der zweite Teil verkaufte sich unter großem Publikumsinteresse hervorragend, das Ergebnis stieg auf das Zweieinhalbfache der Schätzung, von 630.000 Pfund auf 1,6 Mio, was ungefähr 1,8 Mio. Euro entspricht. Damit brachte die Sammlung Preussag insgesamt mehr als 8 Mio. Pfund.
Los 1017: Brandenburg. Friedrich Wilhelm, 1640-1688. Dukat 1683, LCS, Berlin. „Guinea-Dukat“. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 2.500 GBP. Zuschlag: 8.500 GBP.
Wer Altdeutschland sammelte, durfte sich auf eine interessante Auktion freuen, denn der umfangreichste Teil der angebotenen Prägungen stammte aus diesem Sammelgebiet. Aus Braunschweig kamen mit 260 Losen die meisten Stücke, aber auch Henneberg, Hessen, Hohnstein, Stollberg und viele andere Gebiete waren mit einer reichen Auswahl vertreten.
Los 1152: Braunschweig-Calenberg. Johann Friedrich, 1665-1679. Doppelter Reichstaler 1678, Clausthal, aus der Ausbeute der Grube Herzog Johann Friedrich. Dickstück. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 6.000 GBP. Zuschlag: 13.000 GBP.
Auch im zweiten Teil der Sammlung Preussag waren noch einige wenige Löser zu finden. Sie erzielten durchweg gute Preise, vor allem wenn sie – wie die Münzen Johann Friedrichs von Braunschweig-Calenberg – prachtvolle Bergwerksszenen zeigten. So kletterte der sechsfache Löser zu 6 Reichstalern von 1677 mit der Darstellung des bekrönten Welfenross’ über einer detaillierten Szene mit unter- und oberirdischen Anlagen wie Göpel, Wasserkunst und Feldgestänge von 3.000 auf 12.000 Pfund (= 13.400 Euro). Ein doppelter Reichstaler von 1678 mit einer Darstellung von Stollen und Gängen unter der Erde brachte statt seiner Schätzung von 6.000 Pfund einen Zuschlag von 13.000 Pfund (= 14.500 Euro).
Los 1111: Braunschweig-Wolfenbüttel. Karl Wilhelm Ferdinand, 1780-1806. Dukat 1783, Braunschweig. „Harzgold-Dukat“. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 GBP. Zuschlag: 3.400 GBP.
Die seltenen Harzgold-Dukaten, die aus der Goldbeimischung im Silber des Rammelsberger Reviers geprägt wurden, erzielten ausgezeichnete Preise. Der Dukat 1783 von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde erst bei fast dem Dreifachen seiner Schätzung mit 3.400 GBP zugeschlagen (= 3.800 Euro).
Los 1277: Hannover. Goldmedaille 1830, von R. V. Jeuffroy, auf den Bruch des Vertrags von Amiens und die Besetzung von Hannover durch Consul Napoleon. Äußerst selten. Wohl Unikum in Gold. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 5.000 GBP. Zuschlag: 30.000 GBP.
Zum teuersten Einzelstück wurde, wie von Kennern eigentlich schon erwartet, eine Goldmedaille, die Napoleon 1830 auf die Besetzung Hannovers prägen ließ. Das besondere an dem Stück war nicht die Tatsache, dass für Entwurf und Ausführung der berühmte Vivant Denon verantwortlich zeichnete. Nein, viel beeindruckender war, dass es sich um ein Unikum in Gold handelte, das dazu aus dem Besitz der Familie Bonaparte stammt. Seinem neuen Eigentümer war dieser Reiz 30.000 Pfund plus Aufgeld wert (= 33.500 Euro).
Los 1315: Henneberg. 1/2 Reichstaler 1696, Ilmenau. Dickstück, geprägt mit den Stempeln des 1/4 Reichstalers. Ausbeute der Gruben in Ilmenau. Äußerst selten, wohl Unikum. Fast vorzüglich. Taxe: 3.000 GBP. Zuschlag: 11.000 GBP.
Ein anderes Unikum, ein Dickstück vom halben Henneberger Reichstaler aus dem Jahr 1696, geprägt in Ilmenau, realisierte 11.000 Pfund (= 12.300 Euro) bei einer Schätzung von 3.000 Pfund. Es war nur ein Beispiel für die vielen Überraschungen, die diese Auktion zu bieten hatte.
Los 1426: Nassau-Weilburg. Karl August, 1719-1753. Reichstaler 1752, Weilburg. Ausbeute der Mehlbacher Gruben. Sehr selten. Vorzüglich / Stempelglanz. Taxe: 2.500 GBP. Zuschlag: 8.000 GBP.
Eine Silbermedaille auf das Reformationsjubiläum von 1717, deren Rückseite Christian Wermuth mit einer prachtvollen Ansicht der Stadt Goslar versehen hatte, endete bei fast dem 10fachen ihrer Schätzung, bei 4.600 Pfund (= 5.100 Euro / Taxe: 500 GBP), ein Reichstaler Karl Augusts von Nassau-Weilburg, geprägt 1752 in Weilburg aus der Ausbeute der Mehlbacher Gruben, brachte mehr als das Dreifache seiner Taxe von 2.500 GBP, nämlich 8.000 Pfund (= 8.900 Euro).
Los 1464: Sachsen, Kurfürstentum. Johann Georg III., 1680-1691. Silbermedaillon zu 8 Reichstalern 1690, von M. H. Omeis, Ausbeute der Gruben St. Anna und Altväter. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 2.500 GBP. Zuschlag: 9.000 GBP.
Eine der wohl attraktivsten Bergwerksprägungen überhaupt, ein Silbermedaillon zu 8 Reichstalern aus dem Jahr 1690, hergestellt von M. H. Omeis, mit prachtvollen Einblicken in das über- und unterirdische Geschehen in den Gruben St. Anna und Altväter, kletterte von ihrer Schätzung mit 2.500 Pfund auf 9.000 Pfund (= 10.000 Euro), wobei das Stück auch in Bronze noch teuer war. In vergoldeter Bronze kostete es 2.800 Pfund, in Bronze 3.800 Pfund (= 3.100 resp. 4.200 Euro).
Los 1583: Trier. Lothar von Metternich, 1599-1623. Reichstaler 1617, Koblenz. Ausbeute der Vilmarer Gruben. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 12.500 GBP. Zuschlag: 17.000 GBP.
Das zweitteuerste Stück der Abteilung Altdeutschland kam aus Trier. Der seltene Reichstaler des Lothar von Metternich wurde 1617 in Koblenz aus der Ausbeute der Vilmarer Gruben geprägt. Das fast vorzügliche Stücke endete mit 17.000 Pfund (= 19.000 Euro) bei einer Schätzung von 12.000 Pfund.
Los 1591. Württemberg. Eberhard Ludwig, 1693-1733. Reichstaler 1728, Stuttgart. Ausbeute der Grube Dreikönigstern. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 300 GBP. Zuschlag: 6.000 GBP.
Zwei große Überraschungen gab es, bei denen ein Stück auf das Zwanzigfache seiner Schätzung stieg. Die erste davon war das Ergebnis für einen Reichstaler Eberhard Ludwigs von Württemberg aus Stuttgart, der 1728 mit Silber der Grube Dreikönigstern hergestellt wurde. Das sehr schöne, mit FS punzierte Stück stieg von bescheidenen 300 Pfund auf einen Zuschlag von 6.000 Pfund (= 6.700 Euro).
Los 1596. RDR. Silbergussmedaille 1533 des Grafen Nikolaus III. von Zrinyi. Aus der Ausbeute des Silberbergbaus im Zrinyi-Gebirge. Äußerst selten. Sehr schön, zeitgenössischer Guss. Taxe: 500 GBP. Zuschlag: 10.000 GBP.
Die zweite Überraschung war eine Silbergussmedaille von 1533, die Graf Nikolaus III. von Zrinyi in Auftrag gab. Sie zeigte auf der Vorderseite ein Bild des Harfe spielenden Königs David, auf der Rückseite ein Wappen mit dem lateinischen Motto „Was immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende“. Geschätzt mit nur 500 Pfund, endete die Medaille ihren Höhenflug bei runden 10.000 Pfund (= 11.000 Euro).
Los 1608. RDR. Karl VI., 1711-1740. 2 Dukaten 1725, Prag. Ausbeute der Gruben in Eule (Jélové). Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 GBP. Zuschlag: 26.000 GBP.
10.000 Pfund, das war die Schätzung gewesen, die man für einen äußerst seltenen doppelten Dukaten Karls VI., geprägt 1725 in Prag aus der Ausbeute der Gruben in Eule (Jélové), angesetzt hatte. Das Stück wurde zum zweitteuersten Einzelstück der Auktion mit seinem Zuschlag von 26.000 Pfund (= 29.000 Euro).
Los 1637: Österreichische Standesherren. Wilhelm, 1581-1592. Dukat 1587, Reichenstein. Ausbeute der Reichensteiner Gruben. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 1.500 GBP. Zuschlag: 9.000 GBP.
Ein eigentlich unauffälliger Dukat – sehr schön, gewellt – des Wilhelm von Rosenberg aus dem Jahr 1587, geprägt in Reichenstein, wurde mit 9.000 Pfund zugeschlagen (= 10.000 Euro / Taxe: 1.500 GBP), ein Goldgulden des Wladislaus II. von Ungarn, geprägt um 1500 in Nagybanya und ebenfalls „nur“ sehr schön bis vorzüglich mit 2.600 Pfund (= 2.900 Euro / Taxe: 300 GBP).
Los 1747: Bolivien. Carlos III., 1665-1700. 8 Reales 1687, Potosi. Ausbeute der Minen von Potosi. Sehr selten. Gelocht, sehr schön. Taxe: 500 GBP. Zuschlag: 8.000 GBP.
Schließen wir mit 8 Reales 1687 aus Potosi, gelocht und „nur“ sehr schön, aber sehr, sehr selten. Das voll zentrierte Stück begann mit 500 Pfund, um erst bei 8.000 Pfund Zuschlag zu enden (= 9.000 Euro).
Nur noch ein kurzer Hinweis darauf, wie begehrt Lots sein können. 11, zum Teil äußerst umfangreiche Lots beendeten die Auktion. Ihre Schätzung betrug insgesamt 115.500 Pfund. Der Gesamtzuschlag lautete auf mehr als das Dreifache, auf 391.300 Pfund (= 436.400 Euro).
Alle Ergebnisse finden Sie auf der Webseite von Künker.