Münzen der Malediven

Peter Budgen, Maldives Local Coins. 1070-1331 AH / AD 1660-1913. Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte 11. Bremer Numismatische Gesellschaft, Bremen 2020. 220 S., farbige Abbildungen. Hardcover, 30,5 x 21,5 cm. ISBN: 978-3-00-063702-5. 39 Euro.
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An was denken Sie, wenn Sie das Wort Malediven hören? An Traumstrände und Palmen? An ökologische Krisen und Luxustourismus? Geben wir zu, das Thema Münzen steht ganz unten auf unserer Liste, wenn es um die Malediven geht. Und doch illustrieren eben diese Münzen, dass das Paradies der Malediven nicht geschichtslos ist, sondern eine Vergangenheit hat, für die Münzen Zeugnis ablegen.

Der Autor Peter Budgen

Nun ist es nicht unbedingt naheliegend, dass ein begeisterter Numismatiker und Sammler sich dafür entscheidet, die Münzen der Malediven zu studieren. Auch Peter Budgen brauchte ein Schlüsselerlebnis, um damit zu beginnen. Auslöser war für ihn ein Arbeitsaufenthalt auf den Inseln. Eines Tages sah er eine alte maledivische Münze, über die niemand etwas zu wissen schien. Das erregte seine Neugier – und zwar im Jahre 1975. In all den seither vergangenen Jahrzehnten ließ ihn diese Neugier nicht mehr los. 2020, nach fast einem halben Jahrhundert Beschäftigung mit dem Thema, publizierte Peter Budgen im Rahmen der Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte seinen kommentierten Katalog der Münzen der Malediven der Epoche zwischen 1660 und 1913.

Das Buch

Wer noch nie mit Münzen der Malediven zu tun hatte oder vielleicht gar die arabische Schrift nicht beherrscht, wird den klaren Aufbau des Buchs zu schätzen wissen. Es ist weit mehr als ein Katalog, gibt es doch zahlreiche historische und numismatische Hinweise. Im ersten Kapitel, das sich mit der Forschungsgeschichte beschäftigt, wird minutiös die alte Literatur aufgelistet, kurz beschrieben und bewertet. Ob islamischer Kalender, ob der dreiseitige Überblick zur maledivischen Geschichte, der Autor hat sorgfältig überlegt, was sein Leser zum Verständnis braucht.

Sein numismatischer Überblick – von der Kauri bis ins 20. Jahrhundert – fasst die alte Literatur zusammen und fügt eigene Überlegungen hinzu. Fast doppelt so viel Raum widmet der Autor den ungewöhnlichen Münzemissionen wie sternförmigen Bronzelarins resp. Gold- und Silberprägungen. Nach ausführlichen Überlegungen zum verwendeten Material und zu den Prägemethoden, handelt der Autor noch kurz die Inschriften und die Darstellungen ab, ehe er zum Katalog übergeht.

Der Katalog

Wer maledivische Münzen zu sammeln beginnen will, wird sich über die historischen Einleitungen freuen, die der Autor jedem einzelnen Herrscher voranschickt. Dazu gibt er eine numismatische Einleitung, fasst also zusammen, was unter diesem Herrscher geprägt wurde.

Es folgt der Katalog. Darin hat jeder Münztyp eine eigene Nummer. Es gibt nicht nur fotographische Reproduktionen, sondern auch Umzeichnungen, was die Identifizierung einer Münze enorm erleichtert. Dazu gibt Budgen die Umschrift in arabischer Sprache wieder und bietet zusätzlich eine englische Übersetzung. Wer mehr darüber wissen will, kann in einer Tabelle am Ende des Buchs die wichtigsten arabischen Namen, Worte und Zahlen finden, die auf den Münzen der Malediven vorkommen. Last but not least listet der Autor die Zahl der ihm bekannten Stempel und hilft mit zusätzlichen Informationen.

Mit anderen Worten, selbst wer nicht in der Lage ist, arabische Buchstaben zu lesen, wird mit diesem Katalog Münzen der Malediven ohne großen Aufwand bestimmen können!

Nun könnte man sich ja fragen, wie oft man in die Verlegenheit kommt, Münzen der Malediven zu bestimmen. Aber das wäre die falsche Frage. Schließlich geht es beim Sammeln und bei der Numismatik eben genau nicht darum, sich nur mit den Dingen zu beschäftigen, die häufig sind. Gerade die seltenen Stücke liefern die interessantesten Seitenblicke auf unsere Kultur.

Mich jedenfalls hat es erst verblüfft, dass es auf den Malediven überhaupt Münzen gab, und dann habe ich mich gefragt, wozu man sie auf diesen paradiesischen Inseln gebraucht hat. Bei der Gelegenheit ist mir aufgefallen, dass die Malediven nicht immer eine Urlaubsdestination waren, sondern eine wichtige Station für Handelsreisende im Indischen Ozean. Ich wusste auch nicht, dass die Malediven einer der weltweit wichtigsten Lieferanten für die internationale Währung Kaurischnecke waren. Jetzt bin ich neugierig. Wahrscheinlich hätten diese Inseln doch mehr zu bieten als Strände, Meer und Sonnenstich. Ohne Peter Budgens Buch hätte ich darüber nie nachgedacht.

 

Kaufen können Sie dieses Buch bei der Bremer Numismatischen Gesellschaft für bescheidene 39 Euro. Wenn man die Arbeit und die Liebe betrachtet, die in dieser Publikation stecken, dann kann man das höchstens als eine Schutzgebühr bezeichnen.