Eigentlich könnten die beiden Bücher, die wir Ihnen heute vorstellen wollen, hinsichtlich ihrer Aufmachung nicht unterschiedlicher sein. Ihnen ist lediglich eines gemeinsam. Sie beide beschäftigen sich mit dem Vatikan und seinen numismatischen Zeugnissen. Während ein prachtvoller Bildband, den die Staatliche Münzsammlung München in Zusammenarbeit mit dem Hirmer-Verlag publiziert hat, sich den päpstlichen Medaillen der Renaissance und des Barocks widmet, verfasste der amerikanische Münzhändler Peter Jencius einen Katalog der Umlaufmünzen des Vatikan zwischen 1929 und 1978.
Eines aber haben diese beiden Bücher gemeinsam: Der Sammler steht im Mittelpunkt.
Ein Buch, das nicht nur gekauft, sondern auch gelesen werden muss
Wenn heute noch jedes Jahr Millionen von Touristen – und zwar gleichgültig welcher Religionszugehörigkeit – nach Rom fahren, um zu den weltbekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu pilgern, dann sind sie die Erben der jungen Adligen, die seit der Renaissance nach Italien fuhren, um dort ihre Bildung zu vervollständigen. Sie lernten dort, welche Rolle für den Mann von Welt Münzen und Medaillen zu spielen hatten, und sie führten das, was sie in Rom zu sehen bekamen, in dem Umfang fort, den ihnen ihre eigenen Umstände daheim erlaubten. Jeder gebildete Mann besaß damals eine Sammlung von Münzen und Medaillen. Er unterhielt sich, zumindest wenn er einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen wünschte, kundig über numismatische Fragen. Welche soziale Funktion Medaillen spielen konnten, das erfährt man aus dem wunderbaren Bildband, den Matteo Burioni und Martin Hirsch als Herausgeber betreut haben.
Er beschreibt dieses Phänomen anhand der päpstlichen Medaillenprägung – zeitlich gesehen von den Anfängen der Reformation in Deutschland bis hin zum Sieg der Aufklärung. Dabei stellt er Auge und Geist gleichermaßen zufrieden. „Die silberne Stadt“ ist ein erfrischender Gegenentwurf zu all den immer gleichen Büchern, die wir schon zu den Medaillen der Päpste in unserem Bücherschrank haben. Nein, nicht schon wieder werden nacheinander alle Bauten Roms abgehandelt und beschrieben. Nein, nicht schon wieder lesen wir die ewig gleichen Viten der Päpste. Stattdessen finden wir eine Fülle von interessanten Details und Hintergrundinformationen, die gemeinsam ein großes Bild ergeben. Ja, es gibt einen Katalog und ja die Beschreibungen sind vorbildlich, aber das ist es nicht, warum ich dieses Buch jedem Münzsammler ans Herz lege.
Statt sich auf das einzelne Objekt zu beschränken, verfolgen die Autoren, anerkannte Numismatiker und Kulturhistoriker aus mehreren Ländern, die Botschaften und die Wege dieser Medaillen. Es geht um die Basics: Warum wurden diese Stücke hergestellt, und warum gab es so eine große Nachfrage danach? Wie kam man an diese Medaillen? Wie bestimmte man sie und wie bewahrte man sie auf?
Dieser Bildband hat mich richtiggehend begeistert. Den Autoren glückt es in einer fast spielerisch leichten Art und Weise, uns Sammlern einen Teil unserer Vergangenheit zurückzugeben. Und deshalb ist dieses Buch nicht nur ein klassisches Coffee Table Book, sondern ein Buch, das ein Münzsammler gelesen haben muss. Es sollte ihn mit Stolz erfüllen, ein zentrales Kulturerbe weiterzuführen, das einst eine der Grundlagen für ein kulturell geeintes Europa war.
Sammeln ist immaterielles Kulturgut!
Ein Handbuch für den Sammler
Was braucht ein Sammler als Grundlage für seine Sammlung? Richtig! Einen Katalog, der ihm exakt auflistet, welche Typen es gibt und wie selten sie sind. Exakt dies erfüllt der Katalog von Peter Jencius in englischer und italienischer Sprache. Jeder einzelne Münztyp ist exakt katalogisiert, beschrieben und mit Prägezahlen sowie einem Preis versehen. Dazu bietet die Einleitung die notwendigen internationalen Gesetze, auf Grund derer der Vatikan das Münzrecht behielt.
Was an diesem Katalog beeindruckt, ist die klare Ordnung und der Pragmatismus, mit dem ein Sammelgebiet aufgearbeitet wurde, dessen Münzen bis auf wenige Ausnahmen für relativ geringe Summen gekauft werden können.
Wie gesagt, unterschiedlicher könnten Bücher nicht sein. Aber eines gilt für beide Bücher. Sie sind in der Lage, neue Sammler zu gewinnen. Wer sich den Bildband „Die silberne Stadt“ ansieht, kann wohl gar nicht anderes als zu überlegen, ob er sich nicht in diese lange Tradition einreihen will, die das Sammeln päpstlicher Medaillen hat. Und Peter Jencius schenkt den Sammlern mit seinem Katalog ein wunderbares Werkzeug zu einem Gebiet, das noch sehr günstig zu sammeln ist.
Kaufen können Sie die silberne Stadt für 59,- Euro beim Hirmer-Verlag.
„Vatican City Coins“ erhalten Sie bei Peter Jencius.