Münzpflege leicht erklärt. Teil 2: Die Wäsche

Endlich ist Münzwaschtag! Numiscontrol erklärt, was es bei der Pflege Ihrer Schätze zu beachten gilt. Foto: William Stewart auf Pixabay.
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Nachdem wir in Teil 1 unserer Serie die Vorbereitungen geklärt haben, kommen wir heute zum eigentlichen Waschtag unserer Münzen! Wie bei jeder normalen großen Wäsche, sorgen wir am Waschtag für Münzen ebenfalls für eine gute Organisation. Sortieren Sie zunächst die Münzen, die Sie baden möchten. Achten Sie darauf, dass möglichst immer nur ein einziges Münzmetall gleichzeitig im Waschtrog liegt und einweicht. Einzige Ausnahme sind Bimetaller, wie zum Beispiel die 1- und 2-Euromünzen. Nutzen Sie zum Waschen immer Behälter oder Schüsseln aus Plastik (kein Metall) und für die nachfolgenden Spülvorgänge empfiehlt sich ein handwarmer Wasserstrahl aus dem Hahn. Eine Schürze kann ebenfalls nicht schaden, also angezogen und los geht’s.

 

Münzpflege. Foto: William Stewart auf Pixabay.

Erste Schritte vor der Grundreinigung

Versuchen wir also nun unsere „betroffenen“ Münzen von leichten Verschmutzungen und kleineren Korrosionen zu befreien. Verkratzte Stücke werden wir hier aber nicht „heilen“ können, das sollte niemand erwarten. Wir wollen dagegen versuchen, die Oberflächen sanft zu reinigen, um unseren Stücken ein besseres Aussehen zu geben. Wie schon oft erwähnt, ist dabei Vorsicht geboten. Nicht alles kann oder wird gelingen. Darum immer zuerst mehrere Experimente mit weniger gut erhaltenen Münzen starten, um dabei genau zu beobachten und zu lernen.

Das anschließende Trocknen ist auch äußerst wichtig, denn hier kann vieles noch verdorben werden und eine gerade entfernte Korrosion kann durch ungenügendes Trocknen neue Nahrung bekommen. Alles braucht seine Zeit, denken Sie bitte auch hier daran. Mit unnötiger Eile oder unter Zeitdruck sollten Sie erst gar nicht beginnen. Noch etwas: Machen Sie sich über Ihre Reinigungsversuche immer stichpunktartige Notizen, solche Aufzeichnungen sind sehr nützlich. Wenn Sie dann in einem Jahr erneut einen Waschtag für Münzen ausrufen, hat man vieles vergessen und fängt wieder neu an. So haben Sie Ihre Erfahrungen schriftlich parat und können sie nutzen. Auch in großen Laboren fertigt man bei Versuchen Notizen und Protokolle an.

 

Der Trockenversuch

Hier können bei Verschmutzungen ein Zahnstocher aus Holz sowie ein Radiergummi sehr hilfreich sein. Gehen Sie immer mit ausreichender Vorsicht an die Sache und üben Sie möglichst wenig Druck aus, denn das könnte Spuren hinterlassen. Versuchen Sie die Verschmutzungen am Randstab oder an den Konturen der Prägungen mit dem Zahnstocher leicht abzulösen. Arbeiten Sie mit dem Radiergummi oder einem Wattestäbchen nach. Ein anschließendes Seifenbad beseitigt die Reste. Einen Versuch ist das immer wert.

 

Das reinigende Münzbad, kalt oder warm?

Nachdem unsere Münzen nach unterschiedlichen Metallen vorsortiert sind, können wir mit der Grundreinigung beginnen. Nicht bei jedem Metall ist es günstig, mit angewärmtem Wasser zu arbeiten, achten Sie bitte darauf. Bei der Aufzählung der wichtigsten Münzmetalle, gehe ich nochmals gesondert darauf ein. Benutzen Sie zum Umrühren der Seifenlösung nur Gegenstände aus Holz oder Plastik und achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Münzen auf einmal in das Bad legen, die Stücke sollten sich nicht berühren. Ob Sie nun Kernseife, Geschirrspülmittel für Ihr Seifenbad anrühren, oder die ganze Sache noch mit etwas Soda verstärken, müssen Sie ausprobieren. Ich selbst benutze für meinen ersten Versuch immer ein fettlösendes Geschirrspülmittel. Führt das Bad dann nicht zum gewünschten Erfolg, kann man stufenweise die Konzentration der Seifenlösung erhöhen.

Wer möchte, kann sich auch ein Münzbad aus Backpulver zubereiten. Achtung: Backpulver darf nicht in die Augen geraten, lieber vorsorglich eine Schutzbrille tragen! Das in Wasser aufgelöste Backpulver sondert sprudelnd Kohlendioxid ab, welches auch Schmutzpartikel von der Münze löst. Lassen Sie reinen Zitronensaft nur kurzzeitig einwirken und spülen Sie danach das Stück gut. Auch hier gilt: Probieren geht über studieren.

 

Aluminium-Münzen (z. B. Deutsches Reich, DDR, Polen, Tschechoslowakei)

Diese Münzen werden von keinem Magneten angezogen. Falls Sie unsicher sind, aus welchem Material die Münze gefertigt ist, machen Sie also eine Magnetprobe.

Das Bad in einer kalten Seifenlösung vertragen diese Stücke auch bis zu einer Stunde. Man kann noch etwas Geschirrspülmittel zur Entspannung dem Wasser beigeben. Dann vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger versuchen, den angelösten Schmutz zu entfernen. Keinen großen Druck anwenden. Nach dem Trocknen können Sie das Stück mit Backpulver leicht abreiben. Anschließend erneut in warmem Wasser abspülen und gut trocknen.

 

Aluminium-Münze aus der DDR vor dem Seifenbad. Foto: Angela Graff.

Eisen-Münzen (z. B. Deutsches Reich, Notgeld, Deutschland)

Meist wird man hier mit Rost zu kämpfen haben, und leider ist bei manchen Stücken wirklich nichts mehr zu retten. Zu sehr hat die Korrosion dem Stück zugesetzt. Leichte Flugrost-Erscheinungen sollte man aber bekämpfen, damit sie sich nicht noch mehr in das Material einfressen. Eine Garantie für Erfolg gibt es dabei nie! Bedenken Sie, dass wir es hier meist mit Legierungen zu tun haben, wobei Eisen nur einer der Bestandteile der Münze ist. Das gilt auch für die 1-, 2- und 5-Cent-Stücke aus der Eurozeit. Also, vorher genau informieren! Ein warmes Seifenbad schadet den Stücken nicht. Anschießend gut abspülen und lange trocknen. Ob mit dem Fön oder der warmen Heizung, probieren Sie es aus, was Ihnen besser erscheint. Bei hartnäckigen Fällen kann man noch etwas Kriechöl mit dem Wattetupfer auf die Stellen auftragen und einwirken lassen, gut abspülen und danach mit ein wenig Wundbenzin entfetten.

 

Kupfer-Münzen (z. B. Deutsches Reich, Deutschland)

Achten Sie darauf, dass wir es meist nicht mit reinen Kupfermünzen zu tun haben, sondern mit Kupferlegierungen. Auch hier empfehle ich ein klassisches handwarmes Seifenbad. Die Münzen immer sortenrein baden und keine anderen Metalle gleichzeitig mit ins Bad geben, denn das könnte zu Verfärbungen führen. Die Stücke können ruhig einige Stunden im Seifenbad verbleiben. Ein leichtes zusätzliches Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger ist erlaubt, vom Einsatz einer weichen Bürste halte ich dagegen wenig. Gut abspülen und vor allem immer gut trocknen. Nach dem Trocknen können Sie das Stück mit Backpulver leicht abreiben, anschließend erneut im warmen Wasser abspülen und gut trocknen. Gereinigte Münzen bitte immer mit Handschuhen oder einer beschichteten Münzpinzette anfassen, um Fingerabdrücke zu vermeiden.

 

2-Pfennig-Münze aus Deutschland von 1962 vor dem Seifenbad. Foto: Angela Graff.

Kupfer-Legierungen (z. B. Deutsches Reich, DDR, Deutschland)

Hier bitte unbedingt nach Art der Legierung vorsortieren und sortenrein in ein Seifenbad geben. Über die Legierungsart gibt der Münzkatalog Auskunft. Bei mäßigem Erfolg können Sie noch ein weiteres Seifenbad anwenden. Sonst verfahren Sie wie bereits oben erwähnt.

 

Nickel (z. B. Deutsches Reich 25 Pfennig)

Da es sich um ein sehr robustes Münzmaterial handelt, reicht ein Seifenbad zur Reinigung meist schon aus, ein Mikrofasertuch als Reinigungshilfe ist erlaubt. Ich schwöre allerdings auf ein sanftes Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger. Also immer vorher gut einweichen lassen, anschließend spülen und trocknen. Auch wenn die Stücke meist glänzen, nicht nachpolieren!

 

Zinkmünze aus dem Protektorat Böhmen und Mähren. Foto: Angela Graff.

Zink (z. B. Deutsches Reich, Deutschland, Protektorat Böhmen und Mähren)

Sind solche Stücke bereits korrodiert, dann sind sie meist verloren. Große Experimente haben hier keinen Sinn mehr. Einige Sammler schwören zwar auf ein Abbürsten mit einer feinen Messingbürste, doch damit wird nicht nur gereinigt, sondern auch immer das Material angegriffen. Daher halte ich nichts davon. Ob Sie zur Reinigung etwas Zitronensaft anwenden, ist Ihnen überlassen, auch hier gibt es positive Meldungen von Sammlern. Mein Rat: Wenn Sie es ausprobieren, dann immer zuerst an Stücken, die ohnehin keinen Sammlerwert mehr haben. Das anschließende Spülen und Trocknen nicht vergessen.

 

Zinn (z. B. Medaillen)

Als Münzmaterial wurde Zinn wenig genutzt, weil es ein sehr weiches Metall ist. Es gibt aber viele Medaillen aus Zinn. Oft genügt das reinigende Seifenbad, um die Stücke wieder ansehnlicher zu machen. Da Zinn eben sehr weich ist, sollten Sie zur Reinigung niemals eine Bürste benutzen, sollte sie noch so weich sein. Ein Mikrofasertuch genügt. Sind einzelne Stücke von der sogenannten Zinnpest befallen, dann kann man kaum noch etwas tun. Solche Stücke werden immer wieder weiße Flecke bekommen und sich ganz langsam auflösen.

 

Do!

  • Nehmen Sie immer Einzelstücke mit der gleichen Beschaffenheit und nicht verschiedene Metalle gleichzeitig.
  • Arbeiten Sie stets in vorher festgelegten Arbeitsschritten, so werden Sie routinierter.
  • Machen Sie sich Notizen über Ihre Beobachtungen sowie das Ergebnis der Reinigung, damit Sie später alles nachlesen können.
  • Lassen Sie den Münzen im Bad und bei der Trocknung genügend Zeit.
  • Immer auf Kinder und Tiere im Haushalt Rücksicht nehmen!

 

Don’t!

  • Das Wasser sollte nicht zu heiß sein (Verbrühungsgefahr)!
  • Kein heißes Wasser oder die Reinigungsmittel geöffnet oder unbeaufsichtigt herumstehen lassen!
  • Natron (Natriumbikarbonat, Speisenatron oder Backpulver) nie mit Natronlauge (Natriumhydroxid, Ätznatron) verwechseln, da diese sehr ätzend ist!
  • Stücke aus Kupfer nie mit anderen Münzmetallen zusammen lagern!
  • Bürsten, egal wie weich sie auch sind, nicht benutzen!

Ausprobieren macht den Meister, doch immer mit Vorsicht an die Sache gehen, sonst verdirbt man mehr als man verbessert.

Im dritten und letzten Teil der Serie, gebe ich noch einige Tipps zur Reinigung von Edelmetallen wie Gold und Silber. Außerdem werde ich noch die moderne Art des Aufbewahrung im „Slab“ näher betrachten: Ist ein solcher Holder wirklich sicher?

 

Hier lesen Sie Teil 1, der sich den Grundlagen und Vorbereitungen der Münzpflege widmet.

Mehr zu unserem Autor lesen Sie in dem Who’s who zu Reiner Graff.

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