Münzkabinett Winterthur eröffnet neues Digitalportal

Ab sofort könne Sie die 60.000 Objekte des Münzkabinetts Winterthur im IKMK-Portal durchsuchen.
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Das Münzkabinett Winterthur macht seit einiger Zeit regelmäßig Schritte in Richtung Digitalisierung. Nun setzt das Museum zum großen Sprung an: Mit einem digitalen Portal (IKMK, Interaktiver Katalog des Münzkabinetts) vernetzt sich die Sammlung weltweit mit ähnlich gelagerten Museumssammlungen. Das Winterthurer Münzkabinett hat in den letzten Jahren seine digitale Präsenz ausgebaut: In den sozialen Medien (Facebook, Twitter, Instagram) wurde eine Community aufgebaut und die Ausstellung „Griechen 3.0“, die im September 2020 eröffnet wurde, kann mit interaktiven Inhalten per Tablet erkundet werden. Im zweiten Shutdown während der Pandemie erkundete das Museum neue Vermittlungsformen mit Kurzvideos.

Seleukidenreich, Antiochos I. Soter (281–260 v. Chr.), Tetradrachme, in Ekbatana geprägt. Münzkabinett Winterthur, Inv.Nr. G 4866. – Im Portal „Seleucid Coins Online“ ist die Winterthurer Münze der bisher einzige Beleg für diesen Typ.

Nun setzt das Museum zum Quantensprung an. Mit einem neuen digitalen Portal wird die international bedeutende Münzsammlung weltweit mit ähnlich gelagerten Sammlungen vernetzt. Das Portal ist weit mehr als ein neuer Online-Katalog. Die Anwendung von „Normdaten“, d.h. normierten, offenen Grunddaten (LOD: „Linked Open Data“) und kollaborativer Software sorgt dafür, dass nicht nur Daten angesammelt werden. Über gemeinsam verwendete Standards kommunizieren diese auch untereinander. Damit kann die insulare Aufbereitung und Dokumentation von Sammlungsobjekten (Datenportale mit rein lokalen Daten), die im Museumsbereich leider immer noch die Regel ist, durchbrochen werden.

Aigeai in Kilikien, Kaiser Domitian (81-96), Bronzemünze, 95/96 n. Chr. geprägt. Münzkabinett Winterthur, Inv.Nr. G 7064. – Im Portal „Roman Provincial Coinage“ ist die Winterthurer Münze, als das beste erhaltene Exemplar, das Referenzstück für diesen Typ.

Das Münzkabinett schließt sich gleich zwei großen, internationalen Netzwerken an, die mit Linked Open Data arbeiten. Zu einen ist es ikmk.net, ein Netz von 30 großen und kleinen Münzsammlungen in Deutschland, Österreich und Griechenland mit aktuell über 90.000 Datensätzen. Ankerpartner sind mit den Münzkabinetten von Berlin und Wien zwei der weltweit größten numismatischen Sammlungen. Das Winterthurer Münzkabinett, als erster Schweizer Teilnehmer, wird strategischer Partner im IKMK-Netzwerk. Das heißt, dass es nicht nur Daten liefert, sondern sich auch aktiv an der inhaltlichen Weiterentwicklung des Netzwerks beteiligt, etwa durch die Erarbeitung von neuen Normdaten.

In einem zweiten Daten-Netzwerk, museum-digital.org, ist das Winterthurer Münzkabinett ebenfalls der erste Schweizer Ableger. museum-digital umfasst 860 Museen in Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Irland, Brasilien, Indonesien und den USA mit zurzeit 800.000 Datensätzen. Im Gegensatz zu den meisten anderen musealen „Metaportalen“ fügt das Portal, genauso wie IKMK, nicht nur lokale Daten zusammen, sondern verknüpft sie über gemeinsame Normdaten miteinander.

Sitten, Bistum, Bischof Matthäus Schiner (1499–1522), Dicken, nach 1499 geprägt. Münzkabinett Winterthur, Inv.Nr. S 7189. – Diese Münze wurde von Friedrich Imhoof Blumer 1868 aus der Versteigerung der berühmten Sammlung Schulthess-Rechberg gekauft und 1871 dem Münzkabinett geschenkt.

Beide Netzwerke erlauben deshalb ganz andere Such- und Verknüpfungsmöglichkeiten als herkömmliche Metaportale, die in der Regel nur lokale Datensammlungen über eine Metasuche erschließen. Für Benutzerinnen und Benutzer, die Objekte suchen, heißt das, dass die Suchresultate viel gezielter und aussagekräftiger sind als bei herkömmlichen Suchabfragen. Zudem bieten beide Netzwerke zahlreiche Suchmöglichkeiten mit strukturierten, mit Normdaten hinterlegten Schlagwörtern.

Der Winterthurer IKMK erschöpft sich aber nicht nur darin, dass erstmals ein breites Publikum direkten Zugang zur Sammlung des Münzkabinetts erhält, die sonst nur in sehr kleiner Auswahl bei Ausstellungen gezeigt werden kann.

Zusätzlich wird ikmk-win.ch mit internationalen wissenschaftlichen Fachportalen verbunden, die ebenfalls mit Normdaten arbeiten. So wird es möglich, Winterthurer Münzen einzubinden in wissenschaftliche Onlinekataloge und Projektdatenbanken, die weltweit Daten sammeln und auswerten.

Aktuell werden entsprechende Portale zu römisch-kaiserzeitlichen Münzen (Online Coins of the Roman Empire – OCRE), zu provinzialrömischen Münzen (Roman Provincial Coinage – RPC), zu seleukidischen (Seleucid Coins Online – SCO) und zu ptolemäischen Münzen (Ptolemaic Coins Online – PCO) mit Winterthurer Sammlungsstücken ergänzt. Verknüpfungen zu weiteren Portalen werden in der nächsten Zeit hinzukommen.

Damit fliesst die bedeutende Winterthurer Münzsammlung (mit über 60.000 Objekten) direkt in die internationale Forschung ein. Diese Portale und Netzwerke bilden auch das Rückgrat für die künftige wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Münz- und Geldgeschichte der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit.

 

Erkunden Sie die Sammlung des Münzkabinetts der Stadt Winterthur im IKMK-Katalog.

Für weitere Informationen besuchen Sie die Website des Münzkabinetts Winterthur.

Nach einer längeren Renovierungsphase wurde das Münzkabinett Winterthur letztes Jahr wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.