Der Pressenbauer Schuler rechnet damit, die pandemiebedingten Rückschläge im Corona-Jahr 2020 bei Auftragseingang und Ergebnis in den kommenden ein bis zwei Jahren wieder aufholen zu können. Der aktuelle Orderzufluss unter anderem aus dem Bereich Elektromobilität, die nachhaltigen Kostensenkungen durch den laufenden Transformationsprozess im Unternehmen und die Erfolge bei der Markteinführung attraktiver digitalisierter Produkte erlaubten diese Prognose, sagte Vorstandvorsitzender Domenico Iacovelli am Dienstag in Göppingen. Beim Umsatz werde sich im laufenden Jahr der schwache Auftragsbestand Ende 2020 allerdings noch einmal bemerkbar machen.
Schwacher Auftragseingang 2020
„Es sollte uns gelingen, 2021 den schwachen Auftragseingang des Vorjahres deutlich zu übertreffen und das operative Ergebnis nach EBITA wieder positiv zu gestalten“, erklärte der Vorstandschef. „Im vergangenen Jahr waren die Orderbücher in den ersten beiden Monaten gut gefüllt, bevor Corona das Geschäft monatelang weitgehend zum Stillstand gebracht hat. In der Summe ist der Auftragseingang 2020 um gut 20 Prozent gefallen.“ Vorsorgemaßnahmen für Kapazitätsanpassungen und Umstrukturierungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich drückten das EBITA in den negativen Bereich.
Seit der Komplettübernahme durch die österreichische Andritz-Gruppe verzichtet Schuler auf die Veröffentlichung eigener Kennzahlen. Sie fließen bei Andritz in die Daten des Geschäftsbereichs Metals Forming ein, die das Unternehmen Anfang März veröffentlicht hat.
Wettbewerb drückt Margen
Nach einem kompletten Stillstand im zweiten Quartal konnte Schuler im dritten und vierten Quartal zunehmend Aufträge für Anlagen zur Produktion von konventionellen Karosserien und Außenhaut-Teilen wie aber auch Batteriegehäusen und Elektroblechen seitens neuer und etablierter Anbieter von E-Fahrzeugen verbuchen. „Dieser positive Trend setzt sich aktuell fort, wird aber noch kompensiert durch die niedrige Investitionstätigkeit der traditionellen Automobilhersteller und vor allem der zuliefernden Industrie. In Europa stärker als im Rest der Welt“, sagte Iacovelli. „Dementsprechend gibt es nicht erst seit Corona auf vielen unserer Absatzmärkte einen knochenharten Preiswettbewerb, der manche Hersteller an den Rand des Machbaren zwingt und bei Schuler natürlich auch die Margen gedrückt hat.“
Gegenmaßnahmen führen bei Schuler zu positiven Ergebnissen
Dem steuert Schuler bereits seit 2019 mit einer Reihe von Maßnahmen entgegen. Dazu zählten im abgelaufenen Geschäftsjahr die Schließung des seit längerem defizitären Werkzeugbaus in Weingarten, die Konzentration der Geschäftseinheit Hydraulische Pressen in Gemmingen und eine weitere Verschlankung der Führungs- und Verwaltungsstrukturen. Diese Maßnahmen trugen dazu bei, dass das Unternehmen seit der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder positive operative Ergebnisse erwirtschaftet.
Wichtiger Teil des Transformationsprozesses ist auch die weitgehende Digitalisierung der Steuerungs- und Automatisierungstechnologie der Pressen. Die entsprechenden Angebote hat Schuler in seiner neuen „Digital Suite“ auf den Markt gebracht. Zu deren Produkten gehören unter anderem Schuler Connect als virtuelles Service-System zur Fehlerbehebung ohne Techniker vor Ort oder die Visual Die Protection, mit der sich unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz drohende Schadensursachen beim Einsatz von Werkzeugen frühzeitig erkennen und beseitigen lassen. „Das bringt unseren Kunden messbaren Mehrwert in Form von sinkenden Stückkosten und verringerten Anlauf- und Ausfallzeiten“, sagte Vorstandschef Iacovelli.
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Wie es bei Schuler zugeht, lesen Sie in Ursula Kampmanns Bericht von ihrem Besuch in Göppingen.
Was macht Schuler eigentlich? Auf YouTube stellt Schuler sich in einem aktuellen Übersichtsvideo vor.