Es ist doch beruhigend, dass nicht jeder Einbruchsversuch in deutsche Museen auch von Erfolg gekrönt ist. Nur wenige Wochen vor dem dreisten Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden im November 2019 wäre es beinahe zu einem weiteren spektakulären Coup in der deutschen Museumslandschaft gekommen. In den frühen Morgenstunden des 8. Oktober 2019 verschafften sich mindestens zwei Personen Zugang zum Rheinischen Landesmuseum in Trier.
Tathergang
Ihr Vorgehen war brachial: Über ein Baugerüst gelangten sie zu einem Fenster im ersten Stock, dass sie aufbrachen. Von dort bewegten sie sich zielgerichtet zum Münzkabinett, wie anhand der Sensoren in Museum ermittelt werden konnte. Sie brachen die Glastür zwischen ihnen und dem Schatz gewaltsam auf. Dann versuchten sie mit Vorschlaghämmern, die Panzerglashaube zu zertrümmern, die das letzte Hindernis darstellte – doch da verließ sie das Glück. Denn das Panzerglas splitterte zwar, wollte aber einfach nicht zu Bruch gehen. Da das massive Vorgehen längst den Alarm ausgelöst hatte, mussten die Täter bald mit leeren Händen über einen Nebeneingang fliehen.
Bei der überstürzten Flucht ließen sie Teile ihres Werkzeugs und Sporttaschen zurück. Trotz Kameraaufnahmen der Täter sah es lange so aus, als fehle jede Spur von ihnen. Doch nun führten die zurückgelassenen Tatwerkzeuge zu einem Fahndungserfolg. Über DNS-Spuren konnte ein achtundzwanzigjähriger Niederländer als Tatverdächtiger ermittelt werden, der bereits am 11. Dezember 2020 von den niederländischen Behörden ausgeliefert wurde. Die Staatsanwaltschaft Trier hat nun Anklage erhoben, sie lautet auf versuchten Diebstahl im besonders schweren Fall. Der Verdächtige bestreitet den Vorwurf. Wann es zur Verhandlung kommt, ist noch nicht bekannt. Für einen Zusammenhang zu den Einbrüchen aus Berlin und Dresden gibt es keine Anhaltspunkte, obwohl das ähnliche Vorgehen – schnell und brachial – daran erinnert.
Ein unschätzbarer Wert
Der Fund des Schatzes 1993 war eine absolute Sensation, ein „archäologischer Lottogewinn“, wie die Presse damals schrieb. Die ca. 196 n. Chr. vergrabenen 2650 Aurei gelten als größter Hortfund römischer Goldmünzen überhaupt. Und nicht nur die reine Zahl ist beeindruckend, sondern auch die Tatsache, dass viele extrem seltene Exemplare darunter sind. 88 Münzen gelten sogar als bis dahin unbekannt und unpubliziert.
Um so schmerzlicher war die Vorstellung, die Diebe hätten mit ihrem Diebstahl Erfolg gehabt. Und die Vorstellung, sie hätten vielleicht statt des unglaublichen Sammlerwerts sicherheitshalber und nach Vorbild der Diebe aus Berlin auf den Materialwert gesetzt – und so für gerade einmal 18,5 Kilogramm Gold im Wert von ca. 800.000 Euro einen absolut unschätzbaren Wert vernichtet.
Was für ein Glück, dass die Scheibe standgehalten hat. Vorbildlich war übrigens die Reaktion der Trierer. Die haben nämlich sogleich die Münzen an einen geheimen Ort ausgelagert und die beachtlichen Gelder locker gemacht, um die Münzen zukünftig u.a. durch noch dickeres Panzerglas und eine moderne Sicherheitstür ausreichend zu schützen. Eine Neueröffnung nach den Umbaumaßnahmen ist noch für 2021 angedacht. Danach – und sobald die Pandemie es wieder zulässt – legen wir einen Besuch dringend ans Herz.
Hier kommen Sie zur Seite des Rheinischen Landesmuseums in Trier.
Unter der Rubrik „Verbrechen“ finden Sie bei uns zahlreiche Meldungen zu den Einbrüchen der letzten Jahre.
Auch über den Trierer Münzschatz haben wir schon mehrfach berichtet: Hier anlässlich des Besuchs von Ursula Kampmann in Trier und hier anlässlich des 25. Fundjubiläums 2018.