26-11-2012 – 27-11-2012
Auction sale 7
1,3 Millionen Schweizer Franken für eine komplette Sammlung der ersten islamischen Golddinare
Applaus brandete auf, als am 27. November 2012 im noblen Genfer Hotel Beau-Rivage Los Nummer 439 zugeschlagen wurde. 1,3 Millionen Schweizer Franken Zuschlag hatte das spektakulärste Los der beeindruckenden Partie islamischer Münzen gebracht. Genf hat damit nicht nur Zürich als Zentrum des exklusiven Münzhandels abgelöst, sondern auch London, das jahrzehntelang als Dreh- und Angelpunkt der islamischen Numismatik galt.
439: Sammlung von 56 umayyadischen Dinaren von AH 77 bis 132 (696-750). Besonders bemerkenswert ist der äußerst seltene Dinar des Abd al-Malik aus dem Jahr AH 77. Es handelt sich um die wohl schönste Serie dieses historisch und religionsgeschichtlich so wichtigen Ensembles. Schätzung: 400.000 CHF. Zuschlag: 1.300.000 CHF.
Es war aber auch ein ganz besonderes Los, mit dem Numismatica Genevensis seine Partie islamischer Münzen begann. Im Jahr 77 nach der Hidschra, europäischer Zeitrechnung nach im Jahre 696, beschloss Abd al-Malik bin Marwan (AH 65-86; 685-705 n. Chr.) einen neuen Münztyp zu prägen. Er gab die byzantinischen Vorbilder auf und entschied sich für eine rein islamische Botschaft, die seine Münzen in Zukunft verkünden sollten: „Es gibt keinen Gott außer Gott. Er ist einzig und niemand ist ihm gleich.“ Mit fast den gleichen Worten bekennen Muslime bis heute ihren Glauben. Und nur dieses Glaubensbekenntnis nimmt den Platz auf der Vorderseite ein, den auf byzantinischen Münzen die Kaiser innehatten. Die Umschrift ist Vers 33 der 9. Sure entnommen: „Mohammed ist der Gesandte Gottes, den er mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass er sie über alle anderen Religionen siegen lasse.“
Auch die Rückseite wird von einer Botschaft des Heiligen Koran beherrscht; Sure 112, Vers 1-3: „Er ist Allah, ein Einziger, Allah der Absolute. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden.“ Die Umschrift lautet: „Im Namen Gottes, dieser Dinar wurde im Jahr 77 geprägt.“
Damit hatte Abd al-Malik eine Münze eingeführt, deren Stabilität in Gewicht und Goldgehalt sie zu der beliebtesten Handelsmünze des Mittelalters machen sollte. Nicht nur in den islamischen Ländern, überall wo man mit den Luxuswaren des Orients handelte, war der Golddinar das Geld der Wahl.
Numismatica Genevensis konnte in seiner bisher 7. Auktion ein komplettes Ensemble aller Jahrgänge der frühesten rein islamischen Goldmünzen anbieten, mit allen Seltenheiten dieser Serie, jedes einzelne Stück in herausragender Erhaltung. Mit seinem Zuschlag von 1,3 Millionen Franken gegen eine Schätzung von 400.000 wurde dieses Los das teuerste der ganzen Auktion.
Auktion 7 von Numismatica Genevensis war eine Auktion der Rekorde. Hier ein paar Beispiele. Der undatierte Dinar des Abu al-Hayyay Yusuf (AH 794-795; 1391-1392) aus Granada in vorzüglich stieg von seiner Schätzung mit 50.000 auf 140.000 Franken. „Nur“ 100.000 Franken brachte ein 5 Toman in vorzüglich, der AH 1233 (1817-1818) im iranischen Täbris geprägt worden war.
21: Gela (Sizilien). Tetradrachme, um 440-430. Jenkins 371, 8 und Tf. 48 (dieses Exemplar). Regling 550 (dieses Exemplar). Aus den Sammlungen Gotha, R. Käppeli 49 und Herbert Cahn. Kabinettstückchen. Schätzung: 15.000 CHF. Zuschlag: 160.000 CHF.
Die meisten Rekordpreise gab es im Bereich der antiken Münzen, bei Kelten, Griechen und Römern. Eine Tetradrachme aus Gela von feinstem Stil in bester Erhaltung und mit einer makellosen Provenienz stieg von ihrer Schätzung mit 15.000 auf unglaubliche 160.000 Franken.
286: Eukratides (Baktrien), 171-135. Goldstater, Merv. Mitch. Typ 176var. Oikonomedes (1968), Gruppe B. Selten und vorzüglich. Schätzung: 100.000 CHF. Zuschlag: 170.000 CHF.
Ein Goldstater des Eucratides wurde gar mit 170.000 Franken zugeschlagen.
Noch mehr kosteten zwei keltische Münzen mit dem ganzen Charme moderner Abstraktion. Ein äußerst seltener Goldstater der Aulerci wechselte mit 100.000 Franken den Besitzer, ein Goldstater der Parisii, wohl von den schönsten Stempeln, die ein keltischer Stempelschneider je schuf, 140.000 Franken.
321 Augustus, 27 v. Chr.-14 n. Chr. Aureus, 19-18, Pergamon. RIC vgl. 82, 511var. Calicó 157 (stempelgleich). Selten. Vorzüglich. Schätzung: 75.000 CHF. Zuschlag: 240.000 CHF.
Nennen wir hier noch drei Ergebnisse aus dem römischen Bereich: Ein seltener Aureus des Augustus mit der Sphinx auf der Rückseite realisierte 240.000 Franken, ein perfekter Sesterz des Caligula mit der historisch hoch interessanten Opferszene, wohl das beste überhaupt bekannte Stück dieser Emission, 250.000 Franken und ein Silbermedaillon des Constans zu vier schweren Siliquen aus dem Jahre 342/3, geprägt in Siscia, stieg auf 200.000 Franken.
965: Brasilien. Maria I., 1786-1805. Goldbarren 1792, Sabara. Gomes 30.01. Ein exzeptionelles Exemplar. Vorzüglich. Schätzung: 150.000 CHF. Zuschlag: 280.000 CHF.
Natürlich gab es auch im Neuzeitbereich viele Überraschungen und Rekordergebnisse. Der Barren aus dem brasilianischen Sabara, ein Museumsstück von größter historischer Bedeutung, brachte 280.000 Franken, das spektakuläre 10-Ecu-Stück in Gold aus Savoyen mit dem Doppelporträt des Fürsten Charles-Emmanuel II. und seiner Mutter, geprägt 1641, 200.000 Franken.
1579: Russland. Alexander II., 1855-1881. 25 Rubel in Gold 1876, St. Petersburg. Fr. 162. Bitkin 565. Äußerst selten: nur 100 Stück geprägt. Vorzüglich. Schätzung: 150.000 CHF. 340.000 CHF.
Zum teuersten Stück der Münzen aus aller Welt wurde ein russisches 25-Rubel-Stück in Gold aus dem Jahr 1876. Diese äußerst seltene Münze wurde nur in 100 Exemplaren geprägt. Der Zuschlag entsprach der Seltenheit: 340.000 Franken.
Die vollständige Ergebnisliste können Sie herunterladen auf der Website von Numismatica Genevensis.