01-06-2013 – 01-01-1970
Auktion 156: Numismatische Raritäten
170.000 Euro für Eumenes II.
170.000 Euro (mit Aufgeld 195.500 Euro) ist ein bemerkenswerter Preis für eine bemerkenswerte Münze. Es handelt sich um eine hellenistische Tetradrachme, die auf der Vorderseite das Porträt von Eumenes II. zeigt, also von jenem Herrscher des pergamenischen Reichs, der in Zusammenarbeit mit dem römischen Imperium seine Macht durch den Friedensvertrag von Apameia entscheidend vergrößern konnte. Damit ist diese Münze die einzige pergamenische Prägung, die eine lebende Person auf der Vorderseite zeigt. Alle anderen beschränken sich darauf, das Bildnis des Dynastiegründers Philhetairos zu wiederholen.
177: Eumenes II. (Mysien). Tetradrachme, nach 189 v. Chr. SNG France 5, 1627. BMC 47var. 3. bekanntes Exemplar. Vorzüglich. Ausruf: 18.000 Euro. Zuschlag: 170.000 Euro.
Moderne Wissenschaftler haben deshalb einen interessanten Hintergrund für dieses Stück rekonstruiert. Sie sind der Ansicht, dass die Münze im Jahr 172 von Attalos II., dem Bruder des Eumenes, ausgegeben wurde, als dieser in Pergamon erfuhr, dass der nach Rom gereiste Eumenes bei einem Attentat in der Nähe von Delphi ums Leben gekommen sei. Die antiken Quellen berichten, dass Attalos schnell reagierte: Er heiratete die Witwe seines Bruders und übernahm dessen Thron. Man nimmt an, dass er zugleich diese Münze ausgeben ließ, die das Porträt des gerade Verstorbenen zeigt.
Die beiden Dioskuren auf der Rückseite werden als bewusst gewähltes Symbol der Bruderliebe interpretiert: Kastor und Polydeukes galten in der griechischen Mythologie als Zwillinge. Während Polydeukes unsterblich war, zählte Kastor zu den Menschen. Die Zwillinge waren unzertrennlich, bis Kastor starb. Polydeukes flehte daraufhin seinen Vater Zeus an, ihm seine Unsterblichkeit zu nehmen. Der stellte den Sohn vor eine bemerkenswerte Wahl: Selbst ewig jung zu bleiben und unter den Göttern zu wohnen; oder mit Kastor zusammen einen Tag in der Unterwelt, einen Tag bei den Göttern zu sein, während beide älter würden, um letztlich zu sterben. Polydeukes wählte das zweite und wurde damit zum Inbegriff der Bruderliebe.
Attalos stand vor einer anderen Wahl, als er von einem zweiten Boten erfuhr, dass sein Bruder während des Attentats zwar schwer verletzt worden sei, es ihm aber schon wieder besser ginge. Attalos hätte nun einen Krieg gegen Eumenes beginnen können, um sich selbst die Macht über das pergamenische Reich zu sichern. Die Römer hätten ihn wohl unterstützt. Doch Attalos hatte gesehen, wie eben diese Uneinigkeit viele hellenistische Reiche zu Grunde gerichtet hatte. So trat er zurück und übergab Eumenes wieder die Herrschaft. Die Münzen mit dem Porträt dürften zu diesem Zeitpunkt wohl zurückgezogen worden sein, was sie zu äußerst seltenen Zeugnissen dieser Ereignisse macht. Nur drei Exemplare dieser Emission sind bekannt, und bei dem bei Lanz versteigerten Stück handelt es sich um das am besten erhaltene.
9: Ostkelten (Thrakien). Imitation einer Tetradrachme von Thasos, nach 148 v. Chr. Lukanc 1263. Selten. Vorzüglich. Ausruf: 210 Euro. Zuschlag: 2.000 Euro.
Dies war nicht das einzige bemerkenswerte Ergebnis. Viele keltische und griechische Münzen brachten sehr respektable Preise. Gleich zu Beginn stieg eine vorzügliche, barbarisierte Tetradrachme, die nach dem Vorbild der Münzen von Thasos geprägt worden war, von ihrem Ausruf mit 210 Euro auf fast das Zehnfache, auf 2.000 Euro.
Auch bei den sizilischen Münzen gab es einige spektakuläre Preisanstiege. Hatte der Ausruf einer kleinen Litra von Aitna aus den Händen des „Brüsseler Meisters“ 900 Euro gelautet, betrug der Zuschlag exakt das Fünffache: 4.500 Euro.
57: Syrakus (Sizilien). Tetradrachme, ca. 470-466. Boehringer 413. Selten. Fein getönt. Vorzügliches Prachtexemplar. Aufruf: 6.000 Euro. Zuschlag: 17.000 Euro.
Eine fein getönte, vorzügliche Tetradrachme der Stadt Syrakus mit dem Ketos auf der Vorderseite stieg von 6.000 Euro auf 17.000 Euro.
131: Korinth. Stater, 405-345. Ravel 619. Selten. Fast Stempelglanz. Ausruf: 1.500 Euro. Zuschlag: 3.800 Euro.
Und einige vorzügliche Statere nach korinthischem Typ brachten, wenn der Stil hübsch und das Beizeichen interessant war, zwischen 2.000 und 3.800 Euro.
224: Antiochos I. Soter, 281-261 (Syrien). Tetradrachme, Smyrna, nach 269. SC I 310.2. Selten. Vorzüglich. Ausruf: 1.200 Euro. Zuschlag: 6.500 Euro.
Wir haben unseren Bericht über die griechischen Münzen mit einer hellenistischen Tetradrachme begonnen, beenden wir ihn also auch mit einer: Eine Tetradrachme von Antiochos I. Soter, geprägt in Smyrna stieg von ihrem Ausruf mit 1.200 Euro auf 6.500 Euro.
Nicht ganz so spektakulär, aber sehr solide waren die Preise für römische Münzen, gleich ob Republik oder Kaiserzeit. Hier spielte Erhaltung und Stil eine große Rolle.
243: C. Iulius Caesar. Denar, 46/5. CR. 468/2. Vorzüglich. Ausruf: 1.800 Euro. Zuschlag: 3.600 Euro.
Anders kann man es sich nicht erklären, dass ein Denar Caesars – auf der Vorderseite die Büste der Venus, auf der Rückseite zwei gallische Gefangene unter einer Trophäe – von 1.800 Euro auf 3.600 Euro kletterte.
249: Ahenobarbus. Denar, 41. Cr. 519/2. Vorzüglich. Ausruf: 1.500 Euro. Zuschlag: 5.500 Euro.
Ein perfekter Denar des Ahenobarbus brachte gar 5.500 Euro bei einem Ausruf von 1.500 Euro.
304: Traian, 98-117. Sesterz, ca. 112-114. Rv. Hafen von Ostia. RIC – (cf. 632). Vorzüglich / Sehr schön. Ausruf: 3.000 Euro. Zuschlag: 9.500 Euro.
Der seltene Sesterz des Trajan mit dem Hafen von Ostia auf der Rückseite wurde mit 9.500 Euro zugeschlagen (Ausruf: 3.000 Euro) und der mindestens genauso seltene Denar des Septimius Severus mit der Darstellung einer Tierhatz im Circus Maximus mit 4.500 Euro (Ausruf: 900 Euro).
402: Aurelianus, 270-275. Aureus, 274. RIC 15. Vorzüglich. Ausruf: 6.000 Euro. Zuschlag: 17.000 Euro.
Bemerkenswert waren natürlich auch die Preise, die römisches Gold erzielte. Ein vorzüglicher Aureus des Marcus Aurelius brachte 10.000 Euro, ein Aureus des Aurelianus in perfekter Erhaltung gar 17.000 Euro.
Schließen wir noch mit einem Ergebnis aus der Abteilung Neuzeit. Der sehr seltene Dukat Maximilians I. von 1517, geprägt in St. Veit wurde mit 18.000 Euro ausgerufen und mit 26.000 Euro zugeschlagen.
Der Auktionskatalog und die Ergebnisse stehen im Internet zur Verfügung.
Die nächste Auktion Lanz 157 findet im Dezember statt. Einlieferungen sind jederzeit möglich: Numismatik Lanz, Maximiliansplatz 10, 80333 München, E-Mail: info@lanz.com, Tel: +49 / 89 / 29 90 70, Fax: +49 / 89 / 22 07 62