Pannen auf 0-Euro-Scheinen Teil 1

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Ob in Deutschland, Europa oder Übersee: Das 0-Euro-Souvenirschein-Fieber ist ausgebrochen. Die gute alte Ansichtskarte hat sich verschämt zurückgezogen. Der 0-Euro-Schein dominiert. Doch gelegentlich kommt es bei der Planung oder später in der Wertpapierdruckerei im französischen Oberthur zu kleinen Pannen und Druckausfällen, die erst der aufmerksame Sammler entdeckt. Gerade solche Scheine sind von besonderem Interesse – auch finanziell! Deshalb muss der Spezialsammler, wie bei Münzen, nach Fehldrucken suchen. Wird nämlich ein Fehler im Druckbild bemerkt, veranlasst der Herausgeber eine Korrektur und gibt berichtigte Scheine, meist nur ein Teil der gesamten Auflage, motivgleich aus. So gibt es dann vom selben Motiv Scheine mit Fehlern und Scheine ohne.

Ich möchte Ihnen mit einer Zusammenfassung von Fehlern, Fehldrucken und Pannen auf den bisher ausgegebenen Scheinen, einen Einblick in die Spezialwelt der deutschen 0-Euro-Souvenirausgaben geben und dabei auch einen kleinen Blick über den Tellerrand wagen. Einen früheren kleinen Überblick lesen Sie noch in diesem Artikel.

Vom 0-Euro-Schein-Fieber ergriffen

Als der erste Schein in Deutschland (Zoo Duisburg XEFV 2016-1) im Jahre 2016 ausgegeben wurde, hatte man auch gleich die Rückseite „europäisch angepasst“, schließlich hatten dort seit 2015 nur französische Bauwerke dominiert. Nun gab es neben dem Eifelturm auch „Big Ben“, das Brandenburger Tor, das Kolosseum, das Manneken Pis und die Basilika Sagrada Familia zu sehen. Noch im Juni 2017 hat man Big Ben durch das Torre de Belém ausgetauscht, wohl als Reaktion auf den in Großbritannien angestrebten „Brexit“.

Nach einem eher bescheidenen Anfang in Deutschland mit gerade einmal dreizehn Ausgaben im Jahre 2016, startete man dann so richtig durch. Kataloge, die einen Überblick über die Scheine beabsichtigten und noch im Herbst 2018 erschienen, sind schon längst wieder überholungsbedürftig geworden.

In Deutschland möchten viele einen Schein mit eigenem Motiv zu einem Anlass herstellen lassen. Viele Sammler stöhnen zwar, wenn wieder zwölf neue Motivausgaben angekündigt werden, doch offenbar müssen sich die Herausgeber bisher noch keine Sorgen über eine sinkende Nachfrage machen. Nicht selten tauchen am Ausgabeort einige Sammler auf, um gleich 300 Scheine und mehr kaufen. Auch im Internethandel blüht das neue Sammelgebiet auf, besonders dann, wenn 0-Euro-Spezialitäten im Angebot sind. Und davon gibt es schon einige interessante, nämlich Fehldrucke und Fehler, die aus fehlerhaften Druckplatten resultierten, seien diese bewusst oder unbewusst entstanden. Dazu kommen dann noch seltsame Bilder, die ein Original zeigen sollen, aber doch nicht original sind.

Die Bandbreite an Fehlern aller Art ist breit, man muss sie nur entdecken. Nicht selten wurde bei der Motivwahl auch über die Stränge geschlagen und es kam zu einem Rechtsstreit oder könnte noch zu einem solchen kommen. Dabei sind diese Scheine ja „nur“ als Souvenir gedacht. Mit ein wenig mehr Vorsicht sowie Fingerspitzengefühl seitens des Herausgebers und des Auftraggebers beim Druck in Oberthur ließe sich ein europäisches Sammelgebiet noch attraktiver machen. Museen, Schlösser und besondere kulturelle Einrichtungen schätzen mittlerweile die Idee der 0-Euro-Scheine und erhoffen sich davon gesteigerte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. „Pillepalle“- Ausgaben oder „Märchen-Scheine“ spülen den Erlös in die falschen Kassen, auch wenn sie noch so hübsch gestaltet sind. Der Sammler muss hier selbst entscheiden.

In der Tabelle sind die wichtigsten Fehler die man auf deutschen 0-Euro-Souvenirausgaben finden kann aufgeführt und bewertet. Dabei wurde sich am ursprünglichen Verkaufspreis, dem Verkauf von Händlern sowie dem Verkauf/Versteigerung auf Internetauktionen orientiert.

Tabelle mit einer Übersicht der Fehler und Fehldrucke (Stand März 2019)

Ausgabe Jahr und Motiv Serie Fehler bzw. Fehldruck Bewertung
Mozarthaus-Salzburg 2017-1 XELH Länderkennung „X“ statt „N“ 10 EUR
DDR Museum-Berlin 2017-1 XELZ Wappen der DDR, falsche Darstellung 12 EUR
DDR Museum-Berlin 2017-2 XELZ Wappen der DDR, falsche Darstellung 12 EUR
DDR Museum-Berlin 2018-3 XELZ Wappen der DDR, falsche Darstellung 15 EUR
Miniature Wunderland Hamburg 2018-4 XEAH „Miniature“ statt Miniatur 25 EUR
Albrechtsburg Meißen 2018-2 XENQ Massive Druckausfälle im Motiv 35 EUR
30 Jahre Mauerfall 2018-1 XECD Motiv ohne Künstlername Birgit Kinder 15 EUR
Fußball WM Russia 2018-2-RU XERU Basilius-Kathedrale statt Kreml noch 5 EUR
Berlin-Siegessaule 2018-1 XEDC „Siegessaule“ statt Siegessäule 10 EUR
Museum aan de Ijzer Nieuwpoort 2018-1 ZEAG „Nieuwpoort“ statt Diksmuide 200 EUR
Bratislava 2018-1 EEAB „Bratislavký hrad“ statt Bratislavský hrad 75 EUR
Santa Claus’ Main Post Office 2018-1 und 2018-2, beide Ausgaben LEAH „Artic“ Circle statt „Arctic Circle“ 30 EUR
Deutsches Spionagemuseum Berlin 2019-1 XEER Wappen der DDR an der Brückenkonstruktion vorne statt hinten noch 5 EUR
Fall der Mauer 2019-1 XEEQ „Ehrich“ Honecker, also E(h)rich mit „h“ noch 15 EUR
DDR Museum 2019-5 XELZ Mauer vor dem Tor ist falsch, sie stand dahinter geplant

 

MOZARTHAUS-SALZBURG mit „X“ statt „N“. Foto: Angela Graff.

Der erste Fehler

Obwohl der Schein aus Österreich stammt, bekam er – aus welchem Grund auch immer – im Mai 2017 den Länder-Kennbuchstaben „X“ aufgedruckt. Dabei ist für Ausgaben aus Österreich der Kennbuchstabe „N“ vorgesehen. Es folgte zwar noch im November 2017 eine weitere Ausgabe mit richtigem Buchstaben und neuem Motiv, doch bleibt der Schein mit dem „X“ eine beim Sammler beliebte Ausgabe mit einem Fehler.

 

MINIATURE WUNDERLAND HAMBURG statt MINIATUR. Foto: Angela Graff.

Es kann allerdings auch einmal ein Buchstabe zu viel auf den Schein gedruckt werden, so geschehen bei der vierten Ausgabe vom Miniatur Wunderland Hamburg. Auf den ersten 2.400 Scheinen der Serie 2018-4 hatte man das gezeigte Motiv mit „MINIATURE WUNDERLAND HAMBURG“ bezeichnet. Richtig wäre aber „MINIATUR WUNDERLAND HAMBURG“ gewesen. Eine korrigierte motivgleiche Ausgabe folgte dem fehlerhaften Schein mit gleicher Seriennummer.

Pannen, Urheberrechte und Fehldrucke

Hier müssen wir zunächst unterscheiden und klarstellen, ob es eine Panne in der Druckerei gab oder ob der Hersteller selbst für den Fehler verantwortlich war. Es gibt sogar Fehler in den Motiven der 0-Euro-Souvenirscheine, die durchaus beabsichtigt sind!

Auf den ersten drei Ausgaben des DDR Museum-Berlin, wurden leider einige Details abgeändert und entsprechen nicht dem originalen Motivvorbild. Gerade bei zeitgeschichtlichen Motiven ist das problematisch und äußerst bedenklich. Wollen wir denn bewusst Fehler in den Darstellungen an unsere Nachfahren weitergeben? Das alles dient nicht der Sache!

Warum wurde daher auf den drei Ausgaben das dort gezeigte DDR-Wappen derartig abgeändert? Es muss doch einen Grund geben. Auf den drei Ausgaben (2017-1, 2017-2 und 2018-3) taucht das DDR-Wappen in drei verschiedenen Varianten auf, keine davon ist historisch richtig! Oberflächlichkeit dient niemals der intensiven Aufarbeitung. Im Gegenteil. In dieser Galerie führe ich Ihnen die Problematik einmal vor Augen.

 

Erste Ausgabe:

  • DDR-Wappen falsch, Variante 1.
  • Warum hat man das Foto einer Presseagentur mit der Person stehend auf der Mauer (2017-1) horizontal gespiegelt?
  • Warum bediente man sich beim Grafikportrait von Karl Marx gerade bei der ehemaligen 100-Mark-DDR-Banknote?

Zweite Ausgabe:

  • DDR-Wappen falsch, Variante 2.

Dritte Ausgabe:

  • DDR-Wappen falsch, Variante 3.
  • Auf der Ausgabe 2018-3 vom DDR Museum-Berlin hat man die Stahlwerker-Figur, den Schriftzug darunter und noch weitere Details einer ehemaligen DDR-Briefmarke (Ausgabe Fünfjahrplan von 1957) entnommen und dann für das neue Werk verwendet. Der entwerfende Künstler der Marke war damals Erich Gruner, was die Herausgeber des neuen Scheins unterschlagen. Auch wenn der Staat DDR längst Geschichte ist, die Urheberrechte an Werk, Text oder Komposition bestehen weiter.

Solche 0-Euro-Souvenirscheinausgaben taugen nichts, sind als zeithistorische Belege unbrauchbar. Sie könnten dem Herausgeber sogar Ärger bringen. Keine Druckerei kann für diese Dinge verantwortlich gemacht werden, denn bereits bei der Motivwahl kam es zu den Pannen, bewusst oder auch unbewusst.

In Teil 2 wenden wir uns dem Mauerfall, Motiven aus dem wiedervereinigten Deutschland und dem Ausland zu.