PCGS geht für 700 Millionen Dollar an Investoren

Collectors Universe profitiert klar von Corona. Seit Jahresbeginn hat das Unternehmen seinen Börsenwert verfünffacht! Grund dafür war aber nicht die Münzsparte, sondern der boomende Sammlersektor von Sportkarten.
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Collectors Universe, die Muttergesellschaft der Münzgradingfirma PCGS, wurde für rund 700 Millionen Dollar an eine Gruppe privater Investoren verkauft. Nat Turner, ein Sammler von Sportkarten, kauft gemeinsam mit D1 Capital Partners und Cohen Private Ventures das Unternehmen für einen Preis von 75,25 Dollar pro Aktie auf. Der Deal soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden, wie Collectors Universe in einer Pressemeldung am 30. November 2020 erklärte. Auch Münzsammler wird dieser Vorgang betreffen.

PCGS – 30 Jahre Münzgrading

PCGS (Professional Coin Grading Service) wurde 1985 von Münzhändlern gegründet als Firma, die unabhängig Münzen bewertet und in sogenannte Holder verpackt, damit sich ihr bewerteter Zustand nicht mehr ändert. Wenige Jahre später erweiterte das Unternehmen sein Grading-Portfolio und benannte sich daher um in Collectors Universe (Börsenkennzeichen: CLCT). Fortan waren Münzen nur noch ein Bereich unter verschiedenen, aber der mit Abstand wichtigste. Münzen waren ein Sammelgebiet für Erwachsene – und immer auch eine Geldanlage. Das in den USA ebenfalls beliebte Sammlergebiet der Sportkarten blieb ein Jungenthema, dem sich PSA (Professional Sports Authenticator) widmete. Der Chef von PSA, Joseph Orlando, wechselte 2017 auf den Chefposten von CLCT. Doch vorerst schien sich nichts zu ändern.

Hier liegt der wahre Wert von CLCT: PSA macht im Bereich Sportkarten das, was PCGS bei Münzen macht. Diese Baseballkarte von 1909 dürfte mit ihrem Erhaltungsgrad aktuell zwischen etwa 400.000 und 890.000 Dollar wert sein. Quelle: CLCT.

Corona lässt Karten an Münzen vorbeiziehen

Auch der Marktwert von CLCT pegelte sich über all die Jahre in der Gegend zwischen 14 und 25 Dollar pro Aktie ein mit vereinzelten Spitzenpegeln von etwa 29 Dollar. Eine verlässliche Größe für Anleger. Doch dann kam die Überraschung: Seit Januar 2020 kletterte der Börsenwert des Unternehmens in ungeahnte Höhen. Im Januar waren die Aktien noch mit knapp 15 Dollar bewertet worden. Als CLCT verkauft wurde, stand der Marktwert bei über 70 Dollar pro Anteil und die Käufer erhöhten diesen Wert nochmals um 3,7% auf atemberaubende 75,25 Dollar. Da fragt man sich: Wie kann das Unternehmen plötzlich so viel Wert sein?

A.J. „Bert“ Moyer, Vorstand von Collectors Universe, gibt einen Hinweis in seiner Stellungnahme: „Nach genauer Überlegung können wir bekanntgeben, dass wir eine Übereinkunft erreicht haben, die den bemerkenswerten Wert widerspiegelt, den Collectors Universe durch sein stimmiges Handeln in diesen schwierigen Zeiten erreicht hat. Diese Übernahme bedeutet eine unmittelbare Bonuszahlung für unsere Aktionäre und wird unseren Angestellten und Sammlern und Händlern auf der ganzen Welt hervorragende Möglichkeiten eröffnen.“

Nicht von ungefähr dürfte der Verweis auf Corona sein. Der Münzmarkt steht gut da, trotz Corona muss man sagen. Sportkarten hingegen stehen blendend da, gerade wegen Corona, wie es scheint. Dieses ehemalige Kinderhobby erfährt zumindest in den USA zur Zeit einen solchen Boom, dass Sammlerkarten das Nischenhobby Numismatik auf der Rennbahn des Marktes in einer Staubwolke hinter sich gelassen haben. Es ist daher sicher auch kein Zufall, dass die Investorengruppe der künftigen Eigentümer von Nat Turner geleitet wird, einem bekannten Sammler von Sportkarten, der dieses Hobby mit Joseph Orlando teilt, dem CEO von CLCT. Orlando wird auch weiterhin das Unternehmen leiten.

Und die Folgen für Münzsammler?

Was heißt das für Münzsammler? Hand aufs Herz: Wir wissen es (noch) nicht. John Feigenbaum hat gemutmaßt, CLCT werde möglicherweise die Münzsparte verkaufen. In jedem Fall, so Feigenbaum, werde die Zukunft von CLCT nicht mehr von der Numismatik bestimmt, sondern von dem lukrativeren Geschäft mit Sportkarten.

Allerdings fragt sich, ob dieser Trend andauert. Die Investoren spekulieren ganz offensichtlich damit. Münzen mögen momentan keine so dramatische Wertsteigerung erfahren haben, wie Sammlerkarten, aber sie trotzen doch verhältnismäßig gut allen Widrigkeiten des Wirtschaftslebens. Niemand weiß, ob die Welt der Sammlerkarten nicht wieder so schnell in die Tiefe stürzt, wie ihr Wert in die Höhe geschnellt ist. Gesundes Wachstum sieht anders aus. Und dann könnten Münzen auch bei CLCT wieder in der Gunst steigen – falls PCGS dann noch zu dem Unternehmen gehört.

 

Den genauen Börsenwert von CLCT können Sie gut auf der NASDAQ-Seite verfolgen.

Eine offizielle Meldung finden Sie auf der Seite von CLCT.

Die genauen finanziellen Einzelheiten nennt Bloomberg.

Und hier lesen Sie die Analyse von John Feigenbaum.

Wenn Sie bisher noch nichts von diesen Karten gehört haben, schauen Sie mal auf die Seite von PSA, wo Sie auch einen Überblick nach Kategorien finden, was einzelne Karten aktuelle wert sind.