Riesiger Hortfund von römischen Denaren in Polen

Insgesamt 1.753 Denare fand man bei Hrubieszow. Einer der größten römischen Schatzfunde, die je gemacht wurden, befindet sich nun im lokalen Museum. Foto: Anna Hyrchała.
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Mariusz Dyl suchte 2019 auf seinem Acker nach Geweihen und fand Silbermünzen, wie verschiedene Onlinemedien in diesem Jahr berichteten. Dyls Acker liegt bei Cichoborz, südlich des Ortes Hrubieszow (Region Lublin) im östlichen Polen nahe der Grenze zur Ukraine.

5,5 Kilogramm römische Silbermünzen

Wie so oft waren diese Münzen durch die Arbeit mit landwirtschaftlichen Geräten an die Oberfläche gekommen und über ein größeres Gebiet verstreut worden. Mariusz Dyl informierte sofort das örtliche Museum in Hrubieszow. Archäologen und Freiwillige fanden weitere 137 Münzen, so dass sich der Schatzfund auf insgesamt 1.753 Denare addierte, die wohl einst in einem Lederbeutel oder einer Holzkiste vergraben worden waren.

Wie uns der Direktor des Museums von Hrubieszow, Bartłomiej Bartecki, bestätigte, befindet sich der Fund von rund 5,5 kg Münzen in dem örtlichen Museum und soll dort auch dauerhaft verbleiben. Zur Zeit bemüht sich Bartecki um eine Finanzierung für die umfassende Analyse der Münzen und eine Publikation, beides geplant für 2021/2022. Auch über eine Ausstellung (möglicherweise online) wird bereits für 2021 nachgedacht.

1.753 Denare: die „Krone der Archäologie Polens“

Die polnischen Archäologen zeigten sich enthusiastisch über den Fund. Die Seite Nauka w Polsce zitiert Bartecki: „Das ist zweifellos der größte Schatzfund aus römischer Zeit in der Region Lublin und einer der bisher größten in ganz Polen.“ Andrzej Kokowski vom Archäologischen Institut der Maria Curie-Sklodowska Universität in Lublin erklärte gegenüber „Archaeology New Network“: „Der Schatz wird die Krone der Archäologie Polens sein.“

Der Münzhort besteht aus Denaren, von denen die frühesten unter Vespasian (69-79) geprägt wurden, die spätesten unter Septimius Severus (193-211), wie Bartecki auf dem aktuellen Stand gegenüber früheren Meldungen präzisierte. Bartecki verglich die Summe mit dem Sold eines römischen Legionärs, der etwa 300 Denare im Jahr erhielt, so dass der Schatzfund etwa 6 Jahreseinkommen eines Soldaten entsprach: „Dafür konnte man kein Dorf kaufen, aber es war keine kleine Summe, vor allem nicht für einen Barbarenstamm.“

Keine Silbermünzen, keine Zukunft

In dieser Gegend lebte im 2. Jahrhundert das germanische Volk der Vandalen, das allerdings von den einfallenden Goten nach Westen vertrieben wurde. Es waren diese Migrationsbewegungen, die ab dem 3. Jahrhundert das Römische Reich massiv bedrängten. Nach Ansicht der polnischen Archäologen verbargen die Vandalen noch vor ihrer Flucht Schätze wie diesen in der Hoffnung, bald wieder zurückzukehren. Doch das sollte sich als verhängnisvoll herausstellen, denn wie Kokowski „Archaeology New Network“ die historische Situation erläuterte: Die Goten blieben und den Vandalen war die Rückkehr verwehrt. Ohne ihre Wertgegenstände aber verfügten sie auch nicht mehr über die finanziellen Mittel, um Hilfstruppen anzuwerben. „Daher konnten die Goten friedlich über den Südosten ausdehnen und auch die (heutige) Ukraine besetzen.“ Den Vandalen blieb nur die Flucht nach vorne, sie zogen weiter und gründeten ein neues Reich in Nordafrika. Auf dem Weg dorthin plünderten sie 455 auch die Ewige Stadt Rom – und etablierten so den Begriff des „Vandalismus“.

 

Dies ist die Seite mit der ersten Meldung des lokalen Museums von Hrubieszow.

Hier der Bericht von Archaeology News Network.

Einen ergänzenden Bericht veröffentlichte Nauka w Polsce.