Schatzfund aus der Zeit Wilhelms des Eroberers

Ein Teil des Horts von Chew Valley von oben. Foto: Pippa Pearce. © The Trustees of the British Museum.
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Das „Portable Antiquities Scheme“ (PAS, Programm für kleinere archäologische Funde) des British Museum berichtet, dass der bisher größte Fund aus der Zeit unmittelbar nach der normannischen Eroberung entdeckt wurde.

Der Hortfund besteht vor allem aus Münzen, die Harald II. (1066) – den letzten angelsächsischen König Englands – oder seinen Nachfolger Wilhelm den Eroberer – den ersten normannischen König Englands – abbilden. Der Fund ist sowohl der größte normannische Münzfund, der seit 1833 entdeckt wurde, als auch der größte jemals gefundene Hort aus der Zeit unmittelbar nach der normannischen Eroberung.

Sondengänger finden einen Schatz

Als sie im Januar 2019 das Land in der Nähe von Chew Valley, Somerset mit Metalldetektoren absuchten, entdeckten einige Sondengänger, darunter Lisa Grace und Adam Staples, die ersten Münzen. Zusammen mit fünf Kollegen fanden sie insgesamt 2.528 Münzen, die über eine kleine Fläche hinweg im gepflügten Boden verstreut waren. Wie es der Treasure Act 1996 verlangt, wurde der Fund dem örtlichen Verwaltungsbeamten – dem „Coroner“ – gemeldet. Am Tag nach ihrer Entdeckung wurden die Münzen ins British Museum gebracht, wo sie zu Identifikationszwecken gesäubert und in einem Bericht für den Coroner katalogisiert wurden. Der Hort ist gut erhalten und besteht aus 1.236 Münzen von Harald II. und 1.310 Münzen des ersten Typs von Wilhelm I. sowie aus einigen Bruchstücken von Münzen.

Schatz oder kein Schatz?

Der örtliche Coroner wird den Fund nun untersuchen, um festzustellen, ob es sich um einen Schatz („Treasure“) nach der Definition des Treasure Acts handelt. Nach den Bestimmungen des Treasure Acts, für die in England das British Museum zuständig ist, erhalten Museen die Möglichkeit, Schatzfunde zu erwerben. Falls der / die Finder und / oder Besitzer des Landes, auf dem der Schatz gefunden wurde, eine Entschädigung einfordern möchte(n), wird der Fund vom unabhängigen „Treasure Valuation Committee“ bewertet und die Museen müssen die Mittel für den Kauf zusammenbringen. Für den Fall, dass der Fund vom Coroner zu einem Schatz erklärt wird, haben die Roman Baths & Pump Room in Bath bereits Interesse am Kauf des Horts für Ihre Sammlung angemeldet.

Der Münzhort ist ein Zeugnis des Kampfs gegen die Normannen

Der Fund ist von großer Bedeutung, nicht zuletzt, da er fast doppelt so viele Münzen Haralds II. enthält wie alle bisher bekannten Münzfunde zusammen. Die meisten dieser Stücke wurden in Sussex und im Südosten produziret, was auf die finanziellen Vorbereitungen der Gegend auf den Widerstand gegen die Normanneninvasion hindeutet. Außerdem enthält der Fund fünfmal mehr Stücke des ersten Münztyps, der von Wilhelm I. nach seiner Krönung am Weihnachtstag von 1066 ausgegeben wurde. Der Fund bietet daher eine beispiellose Möglichkeit, die Veränderungen der Münzprägungen in der Zeit unmittelbar nach der Eroberung durch die Normannen zu studieren. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass sowohl die Münzen Haralds als auch die Wilhelms in mehr Münzstätten geprägt wurden, als bisher bekannt war. So gibt es Münzen Haralds, die in der örtlichen Münzstätte von Bath geprägt wurden. Aufgrund der sprachlichen Qualität der Inschriften der Münzen wird zudem vermutet, dass die normannischen Stempelschneider, die diese Münzen herstellten, Schwierigkeiten mit der altenglischen Sprache hatten.

Zwittermünze („Mule“) von Eduard dem Bekenner und Wilhelm I. Foto: Pippa Pearce. © The Trustees of the British Museum.

Der Hort von Chew Valley beinhaltet auch das erste bekannte Beispiel einer Zwittermünze von Harald und Wilhelm. Zwittermünzen – oder auf Englisch „Mules“ – sind Münzen, bei denen Vorder- und Rückseite jeweils das Münzbild eines anderen Münztyps tragen. Das deutet darauf hin, dass der Münzmeister dieser Münze für eine Seite einen schon vorhandenen Stempel wiederverwendet hat. Eine frühe Form der Steuerhinterziehung, denn so musste der Münzmeister nicht jedes Mal eine Gebühr zahlen, wenn neue Stempel erworben wurden – indem ein alter Stempel wiederverwendet wurde, konnte die Gebühr auf illegalem Wege umgangen werden. In diesem Fall zeigt die Zwittermünze, dass die Münzen mit dem Namen Haralds II. weiterhin produziert wurden, auch nachdem Wilhelm I. nach der normannischen Eroberung die Kontrolle über das Land übernommen und eine eigene Münzprägung eingeführt hatte. Der Fund enthält auch eine seltene Zwittermünze von Haralds Vorgänger, Eduard dem Bekenner (1042–66) und Wilhelm I.

Penny von Wilhelm I. Foto: Pippa Pearce. © The Trustees of the British Museum.

Die historische Bedeutung

Die genauen Umstände, unter denen der Hort vergraben wurde, sind unklar. Er wurde um 1067/8 vergraben. In 1067 griffen die Waliser Herefordshire an, 1068 belagerte Wilhelm selbst die Stadt Exeter und später im selben Jahr kehrten Haralds Söhne aus Irland zurück und plünderten das Gebiet um die Mündung des Avons, Bristol und Somerset. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der letzte dieser Überfälle direkt mit dem Münzhort in Verbindung steht, jedoch haben alle drei für unruhige Zeiten im Südwesten gesorgt, was dazu geführt haben könnte, dass Vermögensgegenstände aus Sicherheitsgründen vergraben wurden.

Gareth Williams, Kurator für Prägungen des frühen Mittelalters im British Museum, meint: „Dies ist ein äußerst bedeutender Fund für unser Verständnis für die Auswirkungen der normannischen Eroberung im Jahre 1066. Eine der großen Debatten unter Historikern dreht sich um die Frage, inwiefern Kontinuität oder Veränderung stattfand – sowohl in den Jahren unmittelbar nach der Eroberung als auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Überlieferte historische Quellen konzentrieren sich meist auf die oberste Schicht der Gesellschaft, und auch Münzen sind Symbol von Autorität und Macht. Jedoch wurden sie zugleich von Arm und Reich im alltäglichen Leben verwendet, daher helfen uns Münzen dabei, zu verstehen, wie die Veränderungen, die durch die normannische Herrschaft ausgelösten wurden, die Gesellschaft als Ganzes beeinflussten.“

Ratsmitglied Paul Crossley, Mitglied des Kabinetts für Soziales im Bath & North East Somerset Council, stellte fest: „Wir freuen uns sehr über den Fund dieses bedeutenden Horts im Nordosten von Somerset, der so eng mit unserer Region verbunden ist. Falls wir die Münzen erwerben können, werden wir uns für die lokale Ausstellung der Stücke einsetzen und eine Kooperation mit dem British Museum anstreben, um sie als Leihgabe für andere Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, so dass sie einem breiteren Publikum zugänglich sind.“

Lisa Grace und Adam Staples, zwei der Personen, die den Fund entdeckten, berichteten: „Es ist ein überwältigendes Gefühl, diesen spektakulären Hort entdeckt zu haben. Wir haben 15 Jahre lang davon geträumt, und nun ist der Traum wahr geworden.“

Rebecca Pow, Ministerin für Kunst, nationales Erbe und Tourismus stellte fest: „Dies ist eine sehr aufregende Entdeckung, bedeutende Funde wie dieser bringen neue Erkenntnisse über die bemerkenswerte und faszinierende Geschichte unseres Landes. Falls der Coroner zu dem Ergebnis kommt, dass der Hort von Chew Valley ein Schatz ist, hoffe ich, dass er ein neues Zuhause in einem der Museen Großbritanniens findet, wo er von allen gesehen, studiert und genossen werden kann.“

 

Für weitere Informationen über das Portable Antiquities Scheme besuchen Sie die Website des PAS oder lesen Sie unseren englischen Artikel zum 20. Geburtstag des PAS.

Das British Museum verkündete schon im Januar 2019, dass die Anzahl der Schatzfunde durch Privatpersonen bereits zum zweiten Jahr in Folge auf Rekordhöhe lag.

2016 entdeckte ein Sondengänger eine bedeutende angelsächsische Siedlung.