Schatzsucher auf vier Pfoten: Zwei Hunde sorgen für Münzfunde

Ein solcher Lagotto-Romagnolo-Welpe hat kürzlich in England einige goldene Sovereigns ausgegraben.
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Wie jeder weiß, kann ein Hund das Leben seines Besitzers bereichern. Mit etwas Glück gilt das sogar finanziell, wie zwei numismatisch veranlagte Hunde in den letzten Wochen bewiesen haben. Ganz ohne Metalldetektoren erschnüffelten sie unterirdische Münzhorde. Wäre also ein Hund ein lohnendes Investment für Sondengänger?

Fund 1: Ollie, der Trüffel-Welpe mit der goldenen Nase

Der erste Fall führt uns in die englische Küstenstadt Blackpool in Lancashire. Dort hat ein Mann seiner neunjährigen Tochter kürzlich Ollie geschenkt, einen süßen kleinen Welpen. Klein-Ollie ist ein Lagotto Romagnolo, gehört also zu einer italienischen Hunderasse, die häufig zum Aufspüren und Ausgraben von Trüffeln eingesetzt wird. Dieses Schnüffeltalent scheint auch Ollie in die Wiege gelegt worden zu sein, obwohl seine Nase wohl eher auf Gold anschlägt, wie er am 30. März 2022 bewies. Nach gerade einmal 10 Minuten (!) auf seinem allerersten Spaziergang (!!) im Park mit seiner Familie begann Ollie plötzlich wie wild zu graben. Sein Besitzer staunte nicht schlecht, als der Welpe etwas Goldenes zu Tage förderte: Ganze 15 goldene Sovereign-Münzen aus dem 19. und 20. Jahrhundert hatte Ollie gefunden. Über den Fund ist sonst wenig bekannt, auch nicht, ob und wie viel Ollies Besitzer von dem Fund abgeben müssen. Ein Goldhändler soll den Wert der Münzen auf 6.000 Pfund (etwa 7.150 Euro) beziffert haben. Damit hat der Welpe bereits seinen Ankaufpreis von 2.000 Pfund (ca. 2.300 Euro) verdreifacht – wenn das mal keine gute Investition war! Der Besitzer sagte gegenüber der Presse, dass er es kaum erwarten könne, mit seinem kleinen Goldjäger wieder auf die Pirsch zu gehen, wobei er jedoch betonte, dass Ollie für ihn ganz klar der eigentliche Schatz sei. Ist das nicht herzallerliebst? Wir sind gespannt, ob Ollie seinem Herrchen noch mehr Gold erschnüffeln wird.

Fund 2: Kajtuś und sein historischer Grabungsfund

Aus numismatischer Sicht ist der zweite Fund deutlich interessanter. Der vierbeinige Held dieser Geschichte heißt Kajtuś. Am 7. April 2022 war sein Herrchen mit Kajtuś in der Nähe der polnischen Stadt Wałbrzych in Niederschlesien spazieren. Plötzlich fing der Hund an zu graben und legte bald ein zerbrochenes Tongefäß voller Münzen frei. Sein Besitzer kontaktierte die zuständige Außenstelle Wałbrzych des Amts für Denkmalschutz in Niederschlesien. Die hinzugezogenen Archäologen identifizierten die Münzen als Brakteaten – hauchdünne, einseitig geprägte Silbermünzen aus dem Mittelalter. In diesem Fall sollen sie mehrheitlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen, geprägt wurden sie in Münzstätten in Schlesien, Sachsen und Brandenburg. Über die genaue Zahl der Münzen liegen noch keine Angaben vor, den Bildern nach dürften es mindestens um die 100 Exemplare sein. Der Fund soll alles andere als alltäglich sein: Wie das Landesdenkmalamt Niederschlesien bekanntgab, wurde nach der ersten Einschätzung der Archäologen seit mindestens 100 Jahren kein solcher Fund mehr gemeldet – wobei unklar ist, ob sich diese Aussage auf Niederschlesien oder Polen insgesamt bezieht.

Unter anderem aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit wurden Brakteaten sehr häufig verrufen. Sie wurden also nach wenigen Jahren wieder eingezogen, eingeschmolzen und durch neue Typen ersetzt. Aufgrund dieser Kurzlebigkeit gibt es viele nur selten erhaltene Brakteaten-Typen, was hoffen lässt, dass neue Typen im Fund identifiziert werden könnten. Das Landesamt für Denkmalschutz in Wrocław hat jedenfalls angegeben, dass die Münzen in außergewöhnlich gutem Zustand und kaum beschädigt seien, was die Fotos bestätigen.

Die Brakteaten werden nun genauer untersucht, konserviert und hoffentlich auch veröffentlicht, sollten die nötigen Forschungsgelder zusammengebracht werden. In jedem Fall sollen die Münzen nach Abschluss der Untersuchungen in einem Museum ausgestellt werden.

Abschließend bleibt zu hoffen, dass Kajtuś für seinen herausragenden Fund mit einer angemessenen Zahl Leckerlis entlohnt wurde. Wie das zuständige Landesamt für Denkmalschutz Niederschlesien vielleicht nicht ganz ernstgemeint auf Facebook mitteilte, sei der Hund nun ein begehrter Experte der polnischen Archäologie: „In Anbetracht seiner Fähigkeiten gibt es bereits Anfragen von Archäologen nach seiner Teilnahme an laufenden Ausgrabungen.“

Die Nase eines Hundes ist ein Meisterwerk der Evolution, das für uns unvorstellbare Sachen wahrnehmen kann. Beispielweise können Hunde Diabetes oder Krebs beim Menschen erschnüffeln – und Münzen? Foto: 85Miranda / Pixabay.

Gold stinkt nicht?

Bei allem Spaß: Ob Hunde tatsächlich Gold und Silber unter der Erde erschnüffeln können, ist mindestens umstritten. Es gibt dazu rege Diskussionen in diversen Internetforen von Sondengängern. Hunde können in einem für uns kaum vorstellbaren Maß Gerüche wahrnehmen, angeblich sogar solche, deren Quellen sich bis zu 12 Metern unter der Erde befinden. Ein Haken: Im Prinzip haben Gold und Silber selbst keinen Geruch. Allerdings könnten Reaktionen zwischen Metall und Erdreich durchaus zu einem für Hunde wahrnehmbaren Geruch führen. Ob Ollie und Kajtuś etwas in die Richtung oder vielleicht einen unscheinbaren Beifund des Schatzes erschnüffelt haben? Oder waren diese Funde vielleicht doch nur ein doppelter, glücklicher Zufall? Schließlich geht man davon aus, dass es 900 Millionen Hunde auf der Welt gibt, und graben gehört nun einmal zu deren Lieblingsbeschäftigungen. Da muss ja zwangsläufig ab und an auch mal ein Schatz gehoben werden!

Es ist schwer zu sagen. Sollten Sie einen Hund haben, würde ich ihn an Ihrer Stelle jedenfalls ab und an mal beim Gassigehen seiner Nase folgen lassen. Man weiß ja nie…

 

Bilder des englischen Welpen und seiner Funde finden Sie unter anderem auf der Seite der Dailymail – Achtung, hier werden Sie gewaltig mit Werbung bombardiert!

Bilder zum polnischen Schatzfund finden Sie auf der Facebookseite des Landesamtes für Denkmalschutz Niederschlesien.

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Auf der Seite des Bayrischen Rundfunks finden Sie einen spannenden Beitrag zur Ausbildung von Geldspürhunden.