Wer glaubt, der Einzelne könne nichts bewegen, der soll sich doch einmal ansehen, wie stark ein einzelner Händler das Sammelgebiet von vielen Münzsammlern beeinflussen kann. Was regelmäßig und vielleicht sogar mit interessanten Kommentaren in Auktionskatalogen und Listen angeboten wird, das findet auch das Interesse einer breiten Sammlerschicht.
So hat sich aus einer Freundschaft, die auf einer Münzbörse in Singapur geschlossen wurde, das Interesse für Schweizerische Schützentaler und -medaillen im fernen Osten entwickelt. Denn Schützentaler und Schützenmedaillen vereinen in sich vieles, was vor allem in Singapur, Hongkong oder China geschätzt wird. Sie sind aus Silber, groß und zum Teil aufwändig gestaltet. Es gibt häufige Stücke und große Seltenheiten; aber alle haben eines gemeinsam: Was heute für seltene Schützentaler gezahlt wird, ist im Verhältnis zu ihrer Rarität immer noch relativ wenig.
Warum man in Singapur Schützentaler sammelt
Der bekannte Schweizer Münzhändler Marcel Häberling, ehemaliger Präsident des VSBN, besuchte erstmals im Jahr 2011 die Münzbörse in Singapur. Er brachte eine Fülle von Schweizer Schützentalern mit, die sofort interessierte Käufer fanden. Einer von ihnen, Keh Wee Kwang, war so fasziniert, dass er nach einigen Jahren als Sammler auf die Seite der Händler wechselte. Heute ist er stolzer Besitzer einer florierenden Münzhandlung in Singapur, auf deren Website in chinesischer Sprache die Geschichte der Schweizer Schützentaler erzählt wird.
Die beiden haben sich mit Jürg Richter, „dem“ Spezialisten für Schweizer Münzen, Medaillen und Banknoten, der schon eine Vielzahl von Katalogen verfasst hat, zusammengetan und eine englisch-chinesische Ausgabe seines grundlegenden Werks zu Schweizer Schützentalern und Schützenmedaillen herausgebracht, die im Gietl-Verlag erschienen ist.
Eine Lektion in Schweizer Legenden
Während die erste und die zweite Auflage des Werks ihren Schwerpunkt auf dem Katalog hatten, entschied sich das Autorentrio, für die dritte Ausgabe die offiziellen Medaillen, die anlässlich der Eidgenössischen Schützenfeste erschienen sind, ausführlich zu beschreiben. Dies ist auch notwendig, denn die vielen in der Schweiz nur zu vertrauten Gestalten, Symbole, Mythen und Legenden, sind für Nutzer mit anderem kulturellen Hintergrund völlig unverständlich.
Nehmen wir als Beispiel eine Medaille des Jahres 1893, deren Vorderseitendarstellung auf die Schlacht bei St. Jakob an der Birs im Alten Zürichkrieg anspielt. Wer schon im Kindergarten gehört hat, wie überheblich damals die französischen Krieger waren, dem ist die Antwort „Da, friss eine der Rosen!“ nur zu vertraut. Alle anderen müssen entweder Deutsch lernen, um den deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu lesen oder können die Geschichte jetzt in der 3. Auflage des Katalogs der Schweizer Schützentaler auf S. 52 finden.
Es war eine sehr wichtige und sinnvolle Entscheidung der Autoren, sich in die Position von Menschen zu versetzen, die nicht mit den Schweizer Geschichtsmythen aufgewachsen sind. Selbst im deutschen Sprachraum wird mancher Sammler nur zu gerne auf diese Ausgabe zurückgreifen, um den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Schützentaler zu verstehen.
Schokolade aus Freiburg, Uhren aus Neuchâtel
Die englisch-chinesische Ausgabe des Katalogs zeichnet sich nicht nur bei diesen Münzbeschreibung durch ihr interkulturelles Verständnis aus. In kleinen Einführungen zu den ausgebenden Münzständen zeigt sich, dass jemand sehr gründlich darüber nachgedacht hat, was potentielle Leser über einen bestimmten Kanton wissen können und wissen wollen. Touristen werden hier ihre Schweiz wiederfinden – und das jenseits von Zahlen, historischen Fakten, Karten und Wappen. Wahrscheinlich lernen die Leser sogar noch etwas über die Kantone, was sie auf ihrem nächsten Europa-Trip dann verifizieren werden.
Dieses Buch ist ein Geniestreich, der zeigt, was es bringt, nicht den Niedergang des Sammelns zu bejammern, sondern die Chancen, die sich einem bieten, wahrzunehmen. Ausgezeichnete Information so aufbereitet, dass sie den Kunden dort erreicht, wo er steht! Solche Bücher helfen, für ein eigentlich kleines Gebiet mit begrenzter Sammlerschaft – wie es die Schweizer Schützentaler und -medaillen eigentlich wären – eine internationale Nachfrage aufzubauen.
Sie können das Buch direkt beim Gietl Verlag bestellen. Bitte nutzen Sie diese direkte Möglichkeit. Gerade kleine Spezial-Verlage brauchen unsere Unterstützung durch eine Direktbestellung.
Kunden im fernen Osten können das Buch natürlich auch über Emporium Antiquities beziehen. Dort gibt es übrigens auch einen im Gietl-Verlag erschienenen Leitfaden zum Sammeln von Schweizer Schützenmedaillen, der in drei Sprachen eine Einführung ins Thema gibt.