Skurriler Einbruch in die belgische Münzstätte

Bei der Beute handelt es sich um solche entwerteten Münzen, die durch Walzen als Zahlungsmittel unbrauchbar gemacht wurden. Foto: Peter Kopitz, © Monea.
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Brüssel, in der Nacht vom 20. zum 21. Februar. Gegen 1.30 Uhr verschaffen sich drei junge Männer Zutritt zu einem Gebäude am Boulevard Pacheco. Es ist die Königlich Belgische Münzstätte. Dabei lösen Sie die Alarmanlage aus. Die von einem Wachmann herbeigerufene Polizei kann zwei der Einbrecher festnehmen, aber ein dritter entkommt mit einem Teil der Beute. Was hat er gestohlen? Geht es wieder um Gold, Edelsteine, historische Münzen, Medaillen? Nein. Er erbeutet etwa 5 Kilo Schrott.

Münzstätte ohne Münzen

Man fragt sich schon, was die Diebe sich von dem Einbruch überhaupt versprochen hatten. Die Königlich Belgische Münzstätte ist zwar historisch bedeutend, schließlich wurde sie 1832 gegründet und besteht damit fast genauso lang wie das Königreich Belgien. Allerdings wird dort seit dem 1. Januar 2018 nichts mehr geprägt: Damals übernahm die Niederländische Münze die Herstellung der belgischen Euromünzen. In der belgischen Münzstätte werden neue Münzen nur noch konzipiert und bestellt, außerdem werden in der Qualitätskontrolle nicht mehr gut erhaltene Umlaufmünzen aussortiert und „entwertet“.

Das geschieht meist durch Walzen, die die aussortierten Münzen verformen und so entwerten. Und eben solche Münzen haben die Einbrecher gestohlen. Der Wert dieser entwerteten Münzen geht, wie der Name sagt, gegen Null. Bezahlen kann man damit jedenfalls nicht mehr – und selbst wenn: Gehen wir davon aus, es würde sich um 2 Euromünzen handeln. Dann entsprächen 5 Kilo davon etwa einem Wert von 600 Euro – nicht gerade eine Beute, für die sich ein Gefängnisaufenthalt lohnt. Es gibt Sammler, die sich für solche entwerteten Stücke interessieren, aber mehr als 20 Euro pro Münze auf Ebay darf man auch da nicht erwarten. (Es sei denn, es handelt sich um die berühmten Prägungen mit den drehenden Sternen.)

Die beiden gefassten Diebe stehen jedenfalls bereits vor Gericht, ihr Komplize konnte nach wie vor nicht geschnappt werden. In derselben Nacht wurde übrigens auch in das Schatzamt in Brüssel eingebrochen und einige Computer aus dem Empfangsbereich gestohlen, die aber nach Presseberichten keinerlei sensible Daten enthielten. Zufall?

Obwohl die Beute im Prinzip wertlos ist, setzt sich damit die gefühlte Häufung von Diebesfällen der letzten Jahre fort. Die trifft übrigens nicht nur unsere Münzwelt: Erst diese Woche wurden z.B. in Oxford drei bedeutende Gemälde alter Meister gestohlen, darunter ein Gemälde von Anthonis van Dyck. Darüber können Sie hier auf der Seite der BBC mehr lesen.

Über das Ende der Belgischen Münzstätte berichteten wir 2017.

Wenn man ein lohnendes Verbrechen mit entwerteten Münzen begehen will, dann muss man in anderen Dimensionen denken und zum Beispiel 29 Tonnen entwerteter Münzen bei der Deutschen Bundesbank kaufen. Wir berichteten über dieses lukrative Geschäft in der MünzenWoche.