Israel lässt keine Altertümer mehr seine Landesgrenzen passieren, ein totaler Import- und Exportstopp für antike Objekte, Münzen eingeschlossen. So stellte sich offenbar die israelische Altertumsbehörde IAA (Israel Antiquities Authority) die neue Regelung vor. Doch dann nahm die Geschichte eine entscheidende Wendung.
Gerüchte und Fakten
Interessanterweise kursierte dieses Thema außerhalb Israels bislang nur als Gerücht. Der amerikanische Anwalt und Kulturgutschutzexperte Peter Tompa erwähnte die Pläne des IAA unter Berufung auf einen Hinweis des Experten David Hendin. Hendin selbst betonte gegenüber der MünzenWoche, dass er ebenfalls nur von anderen erfahren habe, dass Israel den Export von Altertümern beenden wolle. Betroffen von dem Exportverbot seien sogar Objekte, die außerhalb Israels gekauft wurden und nur weiterverkauft würden. Peter Tompa sah hinter diesen Plänen Lobbyisten, die die Position der Archäologie gegenüber dem Handel stärken wollen. Viel mehr war außerhalb Israels bislang nicht bekannt.
Israels Problem mit den Altertümern
Wie andere Länder auch, bekämpft Israel – mit einer eigenen Abteilung innerhalb der IAA – Raubgräber und den illegalen Handel mit Antiken. Wie wichtig es ist, das Kulturgut vor Ort zu schützen, haben wir in der MünzenWoche immer wieder hervorgehoben.
Wer in Israel mit Altertümern handelt (darunter versteht das Gesetz alle Objekte, die vor 1700 datiert sind), benötigt dafür eine Lizenz der IAA. Doch immer wieder heißt es, die einzige Möglichkeit, das Kulturgut der Welt zu schützen, bestehe darin, den Handel mit antiken Objekten komplett zu verbieten. Lobbyisten haben jahrelang die Bedeutung des illegalen Handels mit Altertümern übertrieben, um die Gesetzgebung in verschiedenen Ländern zu verschärfen. Dabei wird bis heute ignoriert, dass der illegale Handel mit Altertümern nur einen verschwindend geringen Teil des Marktes ausmacht – und keineswegs – wie wiederholt kolportiert – den internationalen Terrorismus in großem Stil finanziere.
Israels Verbot des Antikenhandels
Aus gut informierten Kreisen in Israel hat die MünzenWoche erfahren, dass die Antikenhändler des Landes tatsächlich im Sommer 2021 einen Brief erhielten, der sie darüber informierte, dass ab dem 1. September 2021 keine Import- oder Exportlizenzen mehr für antike Objekte erteilt würden. Etwas später ging dieser Brief sogar an Sammler. Damit wäre der Antiken- und Münzhandel zwar nicht verboten worden, aber auf Israel selbst beschränkt worden – mit Auswirkungen auf den weltweiten Handel antiker Münzen aus Israel. Der Brief habe auch dazu aufgefordert, Bedenken anzumelden.
Und das taten die Betroffenen! Vor allem der Antikenhändler Gideon Sasson aus Jerusalem bemühte sich um eine Koalition gegen diese Gesetzesänderung. Viele andere Händler und Sammler ließen ihre Anwälte schriftliche Einwände einreichen, selbst aus der Museumswelt habe es Kritik gegeben. Der Protest zog sich bis in die höchsten Kreise der Regierung. Das Ergebnis: Elie Escuzido, der neue Direktor der IAA beerdigte die Gesetzesinitiative still und leise. Gideon Sasson erhielt einen Telefonanruf von Amir Ganor, dem Leiter der IAA-Abteilung für Verbrechensaufklärung und -prävention. Ganor bestätigte in diesem Gespräch, dass es auf Anordnung von Escuzido keine Änderungen an der bisherigen Gesetzeslage geben werde.
Die Behörden scheinen diesen Vorstoß jedoch nicht weiter publik gemacht zu haben. Offenbar wurde darüber weder in der israelischen noch in der internationalen Presse berichtet und auch an die anderen Sammler und Händler ging keine offizielle Mitteilung.
Ein gemeinsames Vorgehen von Sammlern, Händlern und Museen kann also viel bewirken. Das sollten Numismatiker auch in anderen Ländern zur Kenntnis nehmen.
Die genauen Regelungen zum Antikenhandel finden Sie auf der IAA-Seite.
Hier lesen Sie mehr über die Onlinepetition „Zum Erhalt des privaten Sammelns“ in Deutschland.
Eine gründliche Analyse zum Antikenhandel als Sündenbock lieferte übrigens Ivan Macquisten (auf Englisch).