Tadadadaa: Beethoven in der Medaillenkunst

Für viele Musikliebhaber ist das Beethovenhaus in Bonn eine Art Pilgerort. Foto: Thomas Wolf via wikimedia commons / CC BY-SA 3.0 de.
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Im Beethoven-Haus öffnet sich zurzeit ein Blick in eine ganz besondere Schatzkammer: Zum ersten Mal wird dort eine Auswahl aus der großen Zahl der bekannten Medaillen und Plaketten auf Beethoven gezeigt. Anders als Münzen sind Medaillen kein Zahlungsmittel. Ihr Wert liegt vielmehr in ihrer künstlerischen Gestaltung, die sie zu Miniaturdenkmälern werden lässt. In dieser speziellen Form der Kleinreliefs haben sich bis in die jüngste Gegenwart zahlreiche Künstler auch mit Beethoven beschäftigt. Die Sonderausstellung, die seit dem 3. Februar und bis zum 30. Juni 2022 gezeigt wird, stellt diese besonderen Dokumente einer Erinnerungskultur ausgewählten Darstellungen des Komponisten gegenüber, die als Inspirationsquelle für die Medailleure dienten. Zudem wird ein Einblick in den reichhaltigen Bereich der Gedenkmünzen geboten, die nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt zur Ehre Beethovens geprägt wurden. Gezeigt werden hauptsächlich Exponate aus dem eigenen Bestand des Beethoven-Hauses, aus der Privatsammlung Offermann in Bergisch Gladbach-Bensberg und aus der Biblioteca Beethoveniana, Collezione Carrino in Muggia, Italien. Die Ausstellung wurde von der Gielen-Leyendecker-Stiftung ermöglicht.

Georges Aglane (1912–1994): Gedenkmedaille auf Ludwig van Beethoven, Nivelles 1970. Bronze, Durchmesser 7,5 cm (Beethoven‐Haus Bonn).

Medaillen und Münzen, die an bedeutende Persönlichkeiten erinnern, sind in Europa seit der Antike beliebt. Bis ins 18. und frühe 19. Jahrhundert hinein wurden auf diesen Kleinreliefs vor allem Herrscher und Fürsten abgebildet, die mit der Ausgabe einer Münze ihren Machtanspruch demonstrierten oder durch die Verleihung einer Medaille Verdienste um ihren Staat honorierten. „Mit dem wirtschaftlichen und politischen Aufstieg des Bürgertums im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden aber auch vermehrt Gedenkmedaillen auf geschätzte Künstler und Wissenschaftler geschaffen, die als eine Art kleine Denkmäler der Erinnerungspflege und der privaten Belehrung dienen sollten und daher beim Bildungsbürgertum besonders geschätzt wurden“, erläutert Silke Bettermann, die die Ausstellung als Kunsthistorikerin am Beethoven-Haus kuratiert hat.

Salvador Dalí (1904–1989): Beethoven‐Medaille einer nicht identifizierten Prägeanstalt, 1985. Gold, Durchmesser 2,8 cm (Sammlung Offermann, Bensberg).

Beethoven, der bereits im frühen 19. Jahrhundert als einer der größten Stars im Bereich der Musik galt, war für zahlreiche bildende Künstler schon zu seinen Lebzeiten außerordentlich interessant. So wurde er immer wieder von jungen Malern und Bildhauern darum gebeten, ihnen für die Gestaltung seines Porträts als Gemälde, Büste oder auch als Medaille Modell zu sitzen. Nach seinem Tod nahm das Interesse an Erinnerungsstücken schnell zu, und damit wurden auch Beethoven-Medaillen rasch beliebt. Schon im Todesjahr des Komponisten 1827 wurden in Wien und Paris die ersten Prägungen mit seinem Bild hergestellt. Seitdem entstand bis in die jüngste Gegenwart hinein eine kaum überschaubare Menge an Medaillen, Plaketten und Gedenkmünzen, die ihn ehren. Auf Münzen und Medaillen finden sich nicht nur neue Lesarten bekannter Darstellungen, sondern auch Um- und Neudeutungen, die Perspektivwechsel anbieten. Eines der Highlights in der Sonderausstellung ist eine Medaille, die nach einem Beethoven-Portrait von Salvador Dalí gestaltet wurde. Die in dessen Werk „Beethovens Kopf“ von 1973 außerordentlich zerrissenen Gesichtszüge des Komponisten werden im Relief der Medaille wieder stärker zusammengefasst. „Der Eindruck züngelnder Flammen, der dadurch entsteht, soll auf die brennende Inspiration des Genies anspielen“, so Silke Bettermann.

Valentin Lilienweiß (tätig 1. Hälfte 20. Jahrhundert) zugeschrieben: Gedenkmedaille des Bonner Männergesangvereins „Apollo“ auf Ludwig van Beethoven, Bonn 1927. Bronze, Durchmesser 7,0 cm (Beethoven‐Haus Bonn).

Besondere Beachtung verdienen aber nicht nur die Vorderseiten der Medaillen, die meist eine frei aus der Phantasie der Medailleure geschaffene Darstellung – in der Regel ein Porträt Beethovens – zeigen, sondern auch die Rückseiten. Hier sind häufig Wappen, Symbole, musikalische Motive oder Allegorien zu sehen. Beliebt sind auch Inschriften, die auf den besonderen Anlass der Ausgabe einer Medaille oder Plakette hinweisen. Denn häufig wurden solche Kleinreliefs zu speziellen Gelegenheiten wie Geburtstags- oder Todestags-Jubiläen oder zu besonderen Festen gefertigt. Zum 250. Geburtstag etwa beteiligten sich gleich zehn Medailleure an der Edition 2020. Diese Miniaturkunstwerke werden vollständig in der Ausstellung gezeigt.

Münze der Volksrepublik China auf Ludwig van Beethoven, 1990. Silber, Durchmesser 3,9 cm (Beethoven‐Haus Bonn und Sammlung Offermann, Bensberg).

Neben Medaillen sind seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch zahlreiche Gedenkmünzen auf Beethoven entstanden. Obwohl beide Gruppen einander in Material und Größe sehr ähneln, unterscheiden sie sich doch in ihrer Zweckbestimmung eindeutig. Denn anders als Medaillen werden Gedenkmünzen von Staaten bzw. Regierungen als offizielles Zahlungsmittel ediert und weisen dementsprechend eine Wertseite auf, durch die sie als solches erkennbar sind.

Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen:

Silke Bettermann, Kleine Denkmäler für einen großen Komponisten. Beethoven in der Medaillenkunst. 64 Seiten, 135 Abbildungen. Verlag Beethoven-Haus Bonn. 12 EUR.

Der Katalog ist im Shop des Beethoven-Hauses und im Buchhandel erhältlich.

Öffnungszeiten des Museums: Derzeit Donnerstag bis Montag – 10 bis 18 Uhr

 

Über aktuelle Änderungen und die Vorgaben für den Museumsbesuch informiert die Webseite des Beethoven-Hauses.

2019 ließ die Bundesregierung eine 20 Euro-Gedenkmünze auf Ludwig van Beethoven prägen.

Anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten veröffentlichten die Bonner Münzfreunde den dritten Band der Bonner Numismatischen Studien: Beethoven in Nummis.