Thomas Pesendorfer war von 1997 bis zu seiner Pensionierung bei der Münze Österreich im Jahr 2016 an der Gestaltung von 18 Münzen beteiligt, die den Titel Coin of the Year gewannen. Ich sage „beteiligt“, weil bei der Münze Österreich die Münzproduktion traditionell in einem eng verbundenen Team geschieht und die Münzen oft von zwei oder mehr Teammitgliedern gestaltet werden, wobei viele der COTY-Gewinner Vorder- und Rückseitendesigns haben, die von verschiedenen Designern stammen. Zwar ist es an sich schon eine Leistung, dass ein Team preisgekrönte Kombinationen wie diese kreieren kann, doch wird dadurch die Vergabe des COTY Lifetime Achievement Awards manchmal erschwert. Aber mehr als genug verdiente Kandidaten zu haben, ist sicherlich ein „Problem“, das wir gerne in den Griff bekommen.
Bullionhändler und -sammler kennen Pesendorfer sicherlich als Designer der Wiener Philharmoniker-Bullionmünze, die die Münze Österreich an die Spitze des Marktes brachte. Pesendorfers ikonisches Design der Wiener Philharmoniker findet sich auf Ausgaben in verschiedenen Metallen und Stückelungen, von denen zwei mit COTY-Preisen ausgezeichnet wurden; eine Leistung, die meiner Erinnerung nach einzigartig ist.
Die Münze wurde von Pesendorfer zu Beginn seiner Karriere entworfen. Für die Rückseite wählte er acht charakteristische Orchesterinstrumente: Im Vordergrund vier Violinen auf beiden Seiten eines Cellos und dahinter das Wiener Horn, das Fagott und die Harfe.
Die Vorderseite zeigt die berühmte Orgel aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, der weltweit als Ort der Neujahrskonzerte der Philharmoniker bekannt ist.
Obgleich das Design des Philharmonikers unbestreitbar brillant ist, war es nicht der einzige Preisträger in Pesendorfers Karriere. Viele seiner Kreationen werden in der numismatischen Welt geschätzt, und haben, wie bereits erwähnt, COTY-Preise gewonnen. Kurz nach dem COTY in der Kategorie „Beste Goldmünze“ für seinen „Wiener Philharmoniker“ Schilling von 1989-2000 entwarf Pesendorfer einen wunderschönen silbernen 500 Schilling für Hallstatt und die Seengebiete, der in der Kategorie „Künstlerischste Münze“ ausgezeichnet wurde. Im Anschluss daran gewann er den Preis für die beste Crown-Münze für das Motiv der olympischen Bändertänzerin auf einem 200-Schilling-Stück, das bis heute ein sehr beliebtes Sammlerstück ist.
Drei seiner 100-Schilling-Gedenkmünzen von 1997 bis 2000 wurden in verschiedenen COTY-Kategorien ausgezeichnet, und zwei Bi-Metall-Umlaufmünzen mit einer von Pesendorfer gestalteten Seite wurden im gleichen Zeitraum ebenfalls mit Preisen geehrt. Pesendorfer fertigte eine Rückseite für eine der 25-Euro-Niob-Münzen an, die seit ihrem Erscheinen im Jahr 2008 den COTY-Wettbewerb deutlich dominiert haben.
2007 gewann ein Entwurf von Pesendorfer auf die S.M.S. St. Georg den COTY „Beste Silbermünze“. Dies löste eine Reihe von COTY-Gewinnen für Münzen mit seinen Entwürfen aus, die 2012 mit einer zweiten Auszeichnung für sein berühmtes Wiener-Philharmoniker-Design gekrönt wurde, diesmal als 1,50-Euro-Münze, der ersten Anlagemünze in Silber der Münze Österreich.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Pesendorfer vor allem Enwürfe für Münzen in Silber und unedlen Metalle vorgelegt. Ab 2013 gestaltete er gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Designteams eine Reihe von Goldmünzen, die mit dem COTY-Preis ausgezeichnet wurden, darunter die Serie „Gustav Klimt und seine Frauen“ und die aktuelle Serie der 100-Euro-Goldmünzen „Unseren Wildtieren auf der Spur“.
Pesendorfers kontinuierliche Leitung als Chefgraveur der Münze Österreich über mehr als 20 Jahre hinweg ist eindeutig ein Hauptfaktor für den großen Erfolg des Programms der Prägestätte während seiner dortigen Zeit und auch weit darüber hinaus, da viele der Designer, mit denen er in diesen Jahren zusammenarbeitete, selbst Auszeichnungen erhalten haben.
Nach der Pensionierung von Thomas Pesendorfer im Jahr 2016 wurde Helmut Andexlinger, mit dem er mehrere Münzen entworfen hatte, Leiter des Designteams. Dabei unterstützen ihn der sehr erfahrene Herbert Wähner und die drei neuen Teammitglieder Anna Rastl, Kathrin Kuntner und Rebecca Wilding. Mit Thomas Pesendorfer als „elder statesman“ in beratender Funktion ist jedoch durchaus noch immer eine Kontinuität zu erkennen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Fachschule für Metalldesign in Steyr die Ausbildungsstätte aller Graveure der Münze Österreich ist. Helmut Andexlinger ist sich der Bedeutung dieser Gemeinsamkeit durchaus bewusst und des Zusammengehörigkeitsgefühls, das die gemeinsame Ausbildungserfahrung für seine talentierte Abteilung mit sich bringt.
Pesendorfer besuchte die Fachschule für Metalldesign in Steyr ursprünglich, um Bildhauer zu werden, entdeckte aber seine Berufung in der Metallgestaltung und wurde schließlich zur Münze Österreich, einem Mekka für österreichische Graveure, berufen. Während seiner Zeit dort hat er die Höhen seines Berufs erklommen, bleibt aber mit den Füßen fest auf dem Boden und weigert sich zu akzeptieren, dass Gravieren eine Kunst ist, sondern betrachtet es eher als „künstlerisches Handwerk“.
Diese Sichtweise hat Pesendorfer bei seiner Arbeit offensichtlich sehr geholfen. Im Ruhestand widmet Pesendorfer sein Leben sozialen Aktivitäten, von denen einige darin bestehen, sein Fachwissen in der Münzherstellung einzusetzen, um das Leben von Kindern, Flüchtlingen und älteren Menschen angenehmer zu gestalten. Heute führt er ein bescheidenes, aber erfüllendes Leben, und es ist uns eine große Freude, ihm diesen COTY Lifetime Achievement Award in Anerkennung seiner herausragenden Karriere zu überreichen.
Dieser Artikel wurde erstmals in der Aprilausgabe von World Coin News veröffentlicht.
Hier finden Sie die Gewinner des COTY-Awards 2022.
Pesendorfers österreichischer Kollege Herbert Wähner wurde 2014 ebenfalls mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet.
Weitere geprägte Münzen von Thomas Pesendorfer finden Sie in unserer Datenbank Cosmos of Collectibles.
Und die spannende Geschichte des Wiener Philharmonikers erzählt Ursula Kampmann in einer eigenen Monographie, die sie der österreichischen Anlagemünze gewidmet hat.