von Katharina Depner
8. November 2018 – Über 300.000 Geldscheine aus aller Welt – in München hat eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Papiergeld ihren Sitz. Die HVB Stiftung Geldscheinsammlung sammelt, bewahrt und erforscht Geldscheine aus allen Ländern der Welt. Ziel und Anspruch ist es, das Papiergeld von seinen Anfängen bis heute exemplarisch zu dokumentieren und es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Über die Sammlung
Der Kern der heutigen Geldscheinsammlung geht zurück auf die private Sammlung von Albert Pick. Im Jahr 1930, im Alter von acht Jahren, begann Albert Pick deutsche Notgeldscheine zu sammeln. Diese Leidenschaft weitete sich bald auf alle Gebiete des Papiergeldes aus. Schließlich erreichte die private Sammlung in den 1960er Jahren einen Umfang von über 180.000 Scheinen. Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, München, übernahm 1964 diese Sammlung und stellte im Gegenzug Albert Pick als Kurator an.
Albert Pick (1922-2015).
Als Kurator der Sammlung entfaltete Albert Pick eine rege Tätigkeit. Die Bank gewährte ihm einen jährlichen Etat, mit dem er die Sammlung weiter ausbauen konnte. Daneben begann er, Bücher und Kataloge über sein Sammelgebiet zu schreiben. Sein bekanntestes Werk ist der 1975 erstmals und seitdem in vielen Auflagen erschienene „Standard Catalog of World Paper Money“. In diesem Katalog erhielt jeder jemals edierte Geldschein eine sog. „Pick-Nummer“, das heißt für jedes Land wurden die emittierten Geldscheine nach der Reihenfolge ihrer Ausgabe durchnummeriert. Mit der Kombination „Land/P-Nr.“ hat jeder weltweit erschienene Geldschein eine gültige Signatur.
Über die Stiftung
Die HypoVereinsbank errichtete 2003 eine Stiftung mit dem Namen „HVB Stiftung Geldscheinsammlung“. Zweck der Stiftung ist die Förderung dieser bedeutenden Sammlung auf dem Gebiet des Papiergeldes. Die Stiftung soll dieses Kulturdenkmal unterhalten, wissenschaftlich auswerten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Die öffentliche Präsentation ist ein zentraler Aspekt der Stiftungsarbeit. In Ausstellungen, Publikationen und Vorträgen werden die Geschichte des Papiergeldes und seine Bedeutung als Kulturträger dargestellt. Geldscheine sind weit mehr als nur ein Zahlungsmittel, sie sind ein Teil der Politik-, Wirtschafts- und Geldgeschichte eines Landes. Zudem spiegeln sie Kultur und Selbstverständnis eines Landes und seiner Regionen wider.
Deutsche Bundesbank, 5 Deutsche Mark, 1970 mit dem „Bildnis einer jungen Venezianerin“ von Albrecht Dürer.
So zeigt zum Beispiel die erste Banknotenserie der Deutschen Bundesbank berühmte Gemälde deutscher Maler. Auf dem 5-DM-Schein ist das „Bildnis einer jungen Venezianerin“ von Albrecht Dürer zu sehen. Für die zweite Banknotenserie wurden bedeutende Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft ausgewählt, die das kulturelle Erbe Deutschlands repräsentieren.
Weitere Stiftungszwecke sind Erhalt und Aufbau der Sammlung. Durch Ankäufe werden kontinuierlich Neu-Emissionen hinzugefügt und vorhandene Serien ergänzt. Konservatorische Maßnahmen, wie etwa die Unterbringung der Geldscheine in säurefreien und alterungsbeständigen Alben, gehören ebenso zur Stiftungsarbeit – bei 300.000 Sammlungsstücken ist allein dies eine große Herausforderung.
Über die Bestände
Die HVB Stiftung Geldscheinsammlung dokumentiert die Entwicklung des Papiergeldes von ihren Anfängen bis heute. Sie beginnt mit chinesischen Scheinen der Ming-Zeit aus dem 14. Jahrhundert und geht bis zu den heute emittierten Banknoten weltweit. Die Bestände gliedern sich dabei in drei Teile. Den ersten Teil bildet das sogenannte „Weltpapiergeld“. Damit sind die regulären Ausgaben von Staaten, Regierungen und konzessionierten Notenbanken gemeint. In Europa beginnt es mit den ersten Banknotenausgaben in Schweden und England im 17. Jahrhundert. Die Schwedische Reichsbank und die Bank of England sind noch heute aktiv und zählen damit zu den ältesten Notenbanken der Welt.
Schweden, 10 Daler Silvermynt, 1666.
Einen zweiten Teil bildet das Notgeld, ein Ersatzgeld, das in wirtschaftlichen Krisenzeiten ausgegeben wird. In Europa betrifft dies vor allem die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie die Zwischen- und Nachkriegszeit. Besonders umfangreich sind die Bestände des deutschen, österreichischen, niederländischen und russischen Notgeldes.
Der dritte Teil umfasst Spezialsammlungen, wie Briefmarken-Geld, Regio-Geld oder Höllengeld, ein Fantasiegeld, das in China den Verstorbenen mit ins Jenseits gegeben wird. Zudem werden auch Geldscheine verwahrt, die aus einem anderen Material als Papier bestehen wie etwa Leder, Holz oder Stoff.
Über die digitale Präsenz der Geldscheinsammlung
Die HVB Stiftung Geldscheinsammlung ist seit 2017 in bavarikon vertreten. Es werden ausgewählte Bestände mit den Schwerpunkten „Bayerns Papiergeld“ und „Seltene Geldscheine aus aller Welt“ präsentiert. bavarikon ist das Portal zu Kunst, Kultur und Landeskunde des Freistaats Bayern. Es präsentiert Kunst- und Kulturschätze aus bayerischen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen. bavarikon ist eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Den laufenden technischen, redaktionellen und organisatorischen Betrieb von bavarikon trägt die Bayerische Staatsbibliothek.
Bayerische Notenbank, 100 Mark, 1900.
Für die Durchführung dieses Projekts nutzt die HVB Stiftung Geldscheinsammlung die numismatische Datenbank Kenom. Sie bietet numismatischen Sammlungen und Museen ein Online-System zur Erschließung, Erfassung und Digitalisierung ihrer Bestände. Für alle Interessierten werden diese Daten in einem virtuellen Münzkabinett zugänglich gemacht.
Die Präsentation der HVB Stiftung Geldscheinsammlung ist auf der Seite von bavarikon verfügbar.
Das virtuelle Münzkabinett Kenom finden Sie hier.
Mehr Informationen zur Stiftung, Sammlung und zu aktuellen Projekten finden Sie auf der Webseite der HVB Stiftung.
Wir haben auch berichtet über die virtuelle Ausstellung über „Notgeld in Bayern 1914-1923“ der HVB Stiftung.