Wo kommt das Gold für die Münzen her?

Sujet „Gold, Gold, nur du allein...“, Gold, Katharinenburg, Ural, Russland, Sammlung Mineralogie, Universalmuseum Joanneum, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner.
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Gold – ein Metall mit sehr vielen „Gesichtern“ … Es gibt wohl nur wenige Materialien auf unserer Erde, die alle Menschen kennen und mit denen sie unterschiedlichste Vorstellungen verbinden. Gold bedeutet für die einen Reichtum und Wohlstand, Prunk, Macht und Gier, für andere wiederum Ausbeutung und Unterdrückung, Korruption, Rausch und Umweltverschmutzung. Die aktuelle Sonderausstellung im Naturkundemuseum in Graz zeigt bis zum 17. Juli 2022 anhand von etwa 200 Objekten, wie Waschgold in der Steiermark gewonnen, in verschiedenen Bereichen eingesetzt sowie be- und verarbeitet wird.

Gestalter und Grafiker Dietmar Jakely, Kurator Bernd Moser, Co-Kurator Hans-Peter Bojar und Leiter des Naturkundemuseum Wolfgang Paill (v. l. n. r.), Foto: Universalmuseum Joanneum/C. Nestroy.

Das sonnengelb strahlende Gold war schon in den alten Hochkulturen das wichtigste Schmuckmetall und gab zu den verschiedensten Zeiten Anlass für erbitterte Kämpfe um Land und Leben. Ob die Alchemisten auf der Suche nach dem Rezept waren, wie man Blei in Gold verwandelt, oder ob sie doch auf der „höheren“ Suche nach dem „Stein der Weisen“ waren, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.

Gold aus der Steiermark

Aber es gibt auch die naturwissenschaftliche, speziell mineralogische und die sammlerische Sicht auf das edle Metall. Der Schwerpunkt der diesjährigen Ausstellung im Naturkundemuseum des Universalmuseums Joanneum liegt auf den zwei großen Untergruppen: Flussgold und Berggold. Die beiden Haupträume der Ausstellung sind den zwei Typen von Fundbereichen bzw. Lagerstätten gewidmet. Anlass, dieses Thema überhaupt in einer Sonderausstellung zu präsentieren, war der Umstand, dass in den letzten 30 Jahren eine kleine, aber sehr aktive Goldwäscher-Community erstaunliche Funde in vielen Flüssen der Steiermark „erwaschen“ konnte. Die guten Kontakte zu dieser Gruppe zeigen sich vor allem in den Leihgaben, die dem Joanneum zur Verfügung gestellt wurden. Ergänzend zu den steirischen Waschgoldfunden können als Vergleichsobjekte auch wunderschöne Nugget-Funde aus aller Welt (von Kanada bis Papua-Neuguinea) präsentiert werden.

Im Unterschied zu den zahlreichen Waschgoldfunden sind Berggoldfunde aus der Steiermark meist mikroskopisch klein. Es gibt zwar mehr als 30 Stellen in der Steiermark, von denen Gold bekannt ist, allerdings ist mit freiem Auge meist kein Gold erkennbar.

Jener Teil der Ausstellung, der das Berggold präsentiert, wird mit Objekten aus historischen und noch „aktiven“ Fundstellen bestritten. Berühmte Lagerstätten in Rumänien und der Slowakei sind zwar schon lange geschlossen und die Grubengelände meist auch rekultiviert. Spezialisierte Sammler haben aber manches schöne Stück aus ihren Sammlungen als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Waschgold gewinnen und Berggold abbauen

Die unterschiedlichen Methoden der Gewinnung werden durch die unterschiedlichen „Werkzeuge“ deutlich gemacht. Beim Berggold ist ein spektakulärer Werkzeugfund aus dem 16. Jahrhundert aus dem Sonnblickgebiet zu sehen. Schwere Meissel, Hämmer und Keile waren in schwierigem Gelände in engen Stollen im Einsatz, um den zähen Quarz, in dem sich das Gold befand, zu zerkleinern. Flussgold wird hingegen mit flachen Waschschüsseln aus dem lockeren Schotter und Sand gewonnen – man muss aber die Handhabung dieser einfachen Geräte beherrschen. Zum Durchsatz von größeren Sedimentmengen werden spezielle Waschrinnen verwendet. Im Rahmen der Ausstellung wird auch ein Archäologie-Projekt (unter Leitung von Brigitte Cech) kurz präsentiert, das den bislang einzigen nachweisbaren Waschgoldbergbau aus der Römerzeit „ergraben“ hat – in Niederösterreich nahe Neunkirchen. Weiters dürfen goldhaltige Mineralien, Fälschungen von Naturgold-Objekten, Imitationen und eine Auswahl der besonderen Eigenschaften von Gold nicht fehlen. Neben dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt der Ausstellung wird auch die Verwendung von Gold im Alltag mit ausgewählten, manchmal ungewöhnlichen Beispielen (Kulinarik, Elektronik, Medizin, …) thematisiert.

Gold in vielen Bereichen

Darunter finden sich folgende Objekte, die einander in Vitrinen gegenübergestellt werden: Goldhauben, Goldzähne, Gold im Buchdruck, Medaillen und Orden, Schmucklegierungen, Elektronikbauteile, Gold und Glas, Gold in der Medizin, in Getränken und in der Werbung. Neben den vielen Anwendungsbereichen wird auch gezeigt, dass Gold ganz besondere Eigenschaften hat, sodass es nur selten durch andere Metalle oder Materialien ersetzt werden kann. Auch die Ausstellungsgestaltung spiegelt die Verwendung des Wortes Gold: in Sprichwörtern sowie in unterschiedlichen Sprachen. „Erwarten wir also mit Spannung die ,goldenen Zeiten‘ im Naturkundemuseum, wo mit diesem sehr breit gefächerten Blick auf das weltbekannte Edelmetall auch manche ,Kehrseite der Medaille‘ dargestellt wird. Damit betont die Institution Museum wiederum ihre wichtige Rolle nicht nur als Vermittlerin von Fakten und Interpretationen, sondern auch als Anregerin zu neuen Blickwinkeln“, so Kurator Bernd Moser über die aktuelle Ausstellung.

Die Sonderausstellung ist im Naturkundemuseum, Joanneumsviertel, 8010 Graz noch bis zum 17. Juli 2022 zu sehen. Sie wurde kuratiert von Bernd Moser unter Mitarbeit von Hans-Peter Bojar und Barbara Leikauf, in Kooperation mit Heimo Urban und Dietmar Jakely. Weitere Informationen zur Austellung sowie zum Besuch finden Sie auf der Website des Naturkundemuseums.

 

Falls Sie bei Gold an Goldrausch denken, dann lesen Sie doch unsere dreiteilige Serie „Goldrausch in Kalifornien“!

In unserem Downloadbereich finden Sie ein ganzes MünzenWoche Spezial über Bayerisches Flussgold (mit vollständiger Bewertung aller Typen).

Auch einen Film über „Gold aus deutschen Flüssen“ können wir bieten.

Falls Ihnen Las Medulas nichts sagt: Das war die wichtigste Goldmine des Römischen Reichs. Ursula Kampmann hat den Ort in Nordspanien besucht und in ihrem numismatischen Tagebuch vorgestellt.