Zerlegt und Aufgedeckt. Silberne Trinkspiele mit Perlmutter

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29. September 2016 – Phantasie und Handwerkskunst der Goldschmiede kannten in der Spätrenaissance keine Grenzen. Die aus ihren Werkstätten hervorgegangenen Trinkgefäße versetzen den Betrachter noch heute in Erstaunen. Die Sonderausstellung „Zerlegt und Aufgedeckt. Silberne Trinkspiele mit Perlmutter“ nimmt bis 14. November 2016 im Neuen Grünen Gewölbe des Residenzschlosses die trinkfreudige höfische Tafelkultur in den Blick.

Fass mit 14 Bechern, Martin Borisch, Dresden 1657, Grünes Gewölbe. © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Pykado, Dresden.

Das Grüne Gewölbe in Dresden besitzt heute die weltweit größte Sammlung indischer Perlmutterarbeiten und deren europäische Adaptionen. Im Neuen Grünen Gewölbe sowie im Historischen Grünen Gewölbe, das vor zehn Jahren eröffnet wurde, sind die Kunstwerke in ihrem Glanz zu erleben.

Becken eines Perlmutter-Lavabos, Niclaus Schmidt, Nürnberg, um 1582-1589, Perlmutterarbeit: Gujarat, vor 1582, und zugehörige Kanne eines Perlmutter-Lavabos. © SKD, Foto: Pykado, Dresden.

Für die Schau werden insgesamt sechs dieser Objekte aus den beiden Dauerausstellungen in Einzelteile zerlegt und ausgestellt. So enthüllen die ausgewählten Silbergefäße ihr überraschendes Innenleben, geben Aufschluss über ihre ursprüngliche Funktion und die Perfektion der handwerklichen Arbeit. Ziel ist es, die Provenienz der Werke zu rekonstruieren und nach deren Bedeutung innerhalb der höfischen Repräsentation zu fragen. Außerdem geben zerstörungsfreie Analysemethoden Einblicke in frühere Farb- und Gestaltungskonzepte sowie die mögliche Nutzung der Goldschmiedeobjekte.

Becken eines Perlmutter-Lavabos, Rückseite, Niclaus Schmidt, Nürnberg, um 1582-1589, Perlmutterarbeit: Gujarat, 16. Jahrhundert (vor 1582). © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Maria Willert.

Im Zuge der laufenden Restaurierungsarbeiten wurde bisher Verborgenes auf dem großen indischen Perlmutterbecken entdeckt. Jahrhunderte lang verdeckte und vom Licht geschützte farbenprächtige Lackmalereien können erstmalig und nur für die begrenzte Zeit der Ausstellung gezeigt werden. 

Bacchus als Trinkgeschirr, Meinrad d. I. Bauch, Nürnberg, um 1590-1602, Grünes Gewölbe. © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Pykado, Dresden.

Obwohl Trinkgelage seit der Antike zelebriert wurden, brachte gerade das 16. Jahrhundert, das als eine Periode besonders exzessiven Alkoholgenusses gilt, skurrile Trinkgefäße, wie beispielsweise den feisten Weingott Bacchus auf einem Fass reitend hervor.

Tafelschiff mit Nautilusgehäuse auf Rädern, Hans Anthoni Lind, Nürnberg, 1603-1609. © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Pykado, Dresden.

Dabei war die Verwendung seltener Materialien wie die Gehäuse der im Pazifik und Indischen Ozean beheimateten Turbanschnecken und Nautili besonders beliebt. Diese gelangten durch portugiesische Händler auf den europäischen Markt und wurden mit opulenten Silberfassungen versehen. Die so entstandenen kostbaren Kunstwerke entsprachen den Vorlieben der sächsischen Kurfürsten und spiegeln den komplexen Sammlungsgedanken der Kunstkammer jener Zeit. 

Die Ausstellung geht aus einem laufenden Forschungsprojekt zu den Goldschmiedearbeiten des Grünen Gewölbes hervor, das von der Fritz Thyssen Stiftung und den Freunden des Grünen Gewölbes e. V. finanziert wird. 

Über die Ausstellung und das Neue Grüne Gewölbe können Sie sich auf der Seite der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden informieren.

Sollten Sie nach Dresden kommen, um sich die Ausstellung anzuschauen, dann verpassen Sie auch nicht die erst 2015 neueröffnete Dauerausstellung im Dresdner Münzkabinett.