Wie im Oktober bekannt wurde, sind ab 2020 einige Neuerungen bezüglich der Gestaltung von 0-Euro-Souvenirscheinen geplant. Eine Änderung gilt zwar nur im kommenden Jahr, allerdings sollen zum fünften Geburtstag der Souvenirscheine auch einige Details dauerhaft geändert werden.
2015 wurden die ersten 0-Euro-Souvenirscheine für einige touristische Sehenswürdigkeiten in Paris ausgegeben. Vorerst blieben die Motive auf Frankreich beschränkt, und einige andere Nationen schielten neidisch zu diesem neu aufgehenden Stern am Sammler-Himmel. Doch sie mussten nicht lange auf den Start im übrigen Europa warten. In Deutschland war es 2016 soweit und weitere Staaten sollten bald folgen. Merkwürdigerweise sind heute auch viele darunter, die den Euro gar nicht als Währung führen. Dabei sein und verdienen ist scheinbar alles.
Neue Details im Erscheinungsbild ab 2020
- Die beiden Simultouch-Bereiche (tastbare blaue Streifen) auf der Bildseite links und rechts sollen zukünftig verschwinden. Auch die kleine blaue „0“ wird es nicht mehr geben. Streifen und „0“ werden ab 2020 durch ein neues Merkmal im Tiefdruckverfahren ersetzt. Es ist zu hoffen, dass bei dieser Änderung auch an die zahlreichen blinden und sehschwachen Menschen gedacht wurde, die zum „Sehen“ auf ihre Finger angewiesen sind.
- Links unten wird zusätzlich eine Art Latentbild zu sehen sein, welches wie bisher bei Wasserzeichen und Hologramm den Eiffelturm in Draufsicht zeigt.
- Am Rand auf der rechten Seite werden zukünftig fünf blaue Sterne untereinander gedruckt sein.
- Ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal wird es im Bereich der Wasserzeichen geben.
- Der farbliche Gesamteindruck der Scheine soll leicht verändert und die Qualität des Druckbilds verbessert werden.
- Bei einem Teil jeder Neubestellung wird es im Jahre 2020 den besonderen Aufdruck „ANNIVERSARY 2020“ auf der linken Seite geben. Der Aufdruck ist dabei leicht glänzend und besonders unter UV-Licht sichtbar.
- Unter UV-Licht sollen die neu eingesetzten fluoreszierenden Farben zweifarbig erscheinen.
Besondere Serie zum Jubiläum 2020
Zum Jubiläum der 0-Euro-Souvenirscheine werden 20 % jeder neu in Auftrag gegebenen Serie zusätzlich mit dem Vermerk „ANNIVERSARY 2020“ versehen. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei einer Auflage mit 5.000 Exemplaren die ersten 1.000 Scheine (Nr. 1 bis 1.000) mit dem speziellen Vermerk versehen werden. Bei einer Auflage von 10.000 Exemplaren sind es entsprechend die ersten 2.000 Scheine (Nr. 1 bis 2.000).
Der Schriftzug „ANNIVERSARY 2020“ wird in Glanzlack auf der linken Vorderseite aufgedruckt und unter UV-Licht besonders deutlich zu sehen sein. Dabei sollen nur neu eingehende Bestellungen einer Serie berücksichtigt werden, eventuelle motivgleiche Nachauflagen betrifft dies nicht.
Das Melkkarussell bekommt neuen Schwung und dreht sich weiter
Während früher nur Spezialsammler an Besonderheiten der Scheine interessiert und bereit waren, auch etwas mehr dafür auszugeben, werden wohl in Zukunft viele Sammler bestrebt sein, sich beide Versionen – mit und ohne Jubiläums-Zusatz – zu sichern. Der Herausgeber wird sich jedenfalls freuen, wenn die Kassen klingeln. Daher werden sicherlich noch vor dem Verkauf sämtliche Exemplare mit Aufdruck separiert und gesondert verkauft werden. Hier gilt: Ich gebe dir mehr, also zahle auch mehr!
Ein trauriges Fazit
Alles wäre wohl halb so schlimm, wenn die Auftraggeber der 0-Euro-Souvenirscheine nur Schlösser oder Museen wären, welche die direkte Unterstützung dringend brauchen. Auch unzählige kulturelle Sehenswürdigkeiten in Europa und nicht zuletzt die vielen Mahn- und Gedenkstätten benötigen jeden gespendeten Euro. Wer sich aber die Motive genau anschaut, fragt sich berechtigterweise, wo wir inzwischen angekommen sind und wer sich in Zukunft noch mit an den offenbar reichlich gedeckten 0-Euro-Souvenirtisch setzen darf. Um die große Vielfalt der europäischen Kultur scheint es schon lange nicht mehr zu gehen. Ich jedenfalls bekomme einen äußerst bitteren Geschmack im Mund, wenn ich zum Beispiel das Motiv vom Kehlsteinhaus, nun schon in einer Zweitauflage, auf einem Souvenirschein betrachten muss. Ich frage mich, wann endlich jemand in den Chefetagen und der Druckerei anfängt nachzudenken und nicht einfach jeder Auftrag unkritisch durchgewinkt wird.
Unser Autor numiscontrol beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Phänomen der 0-Euro-Scheine und hat dazu zahlreiche Artikel auch in der MünzenWoche veröffentlicht.
Er hat auch einen Katalog der 0-Euro-Scheine vorgestellt und verschiedene Pannen aufgedeckt.
Wenn Sie wissen möchten, wer sich hinter dem Pseudonym numiscontrol verbirgt, lesen Sie diesen Who’s-who-Beitrag.