1- und 2-Cent-Münzen abschaffen? Stimmen Sie ab!

So ein Haufen Münzen könnte bald sehr viel kleiner sein, wenn es nach dem Willen der EU-Kommission geht. Die möchte nämlich die 1- und 2-Eurocent-Münzen aus dem Verkehr ziehen. Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay.
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Die EU-Kommission möchte das Leben der Euro-Nutzer einfacher machen: indem die 1- und 2-Eurocent-Münzen abgeschafft und Bargeldzahlungen gerundet werden. Doch bevor es soweit ist, dürfen Sie, die Bürgerinnen und Bürger, im Rahmen einer Konsultation dazu Ihre Meinung äußern! Worum geht es?

Kleingeld als Luxusprodukt?

Rund 342 Millionen Bürgerinnen und Bürger in 19 EU-Mitgliedstaaten bezahlen in ihren Ländern mit dem Euro. Hinzu kommen noch die vier assoziierten Partner Vatikanstaat, Andorra, Monaco und San Marino. Seit der Einführung des Euro-Bargeldes überwacht die EU-Kommission die Kosten, die mit der Bargeld-Emission verbunden sind. Schon in ihren Berichten der Jahre 2013 und 2018 machte sie deutlich, dass sie gerne die kleinsten Münzen einsparen möchte.

Viele Menschen horten ihre kleinsten Münzen – oder werfen es in Spendendosen. Bald nur noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten? Bild von Franz W. auf Pixabay.

Tatsächlich kosten die 1- und 2-Cent-Münzen in der Produktion mehr, als sie wert sind. Und es werden immer mehr davon ausgegeben. 2002 machten die 1- und 2-Cent-Münzen 35% aller geprägten Münzen aus, Ende 2017 war es schon fast die Hälfte (48 %). Der Grund dafür liegt im Horten: Viele Menschen erhalten die Münzen zwar als Wechselgeld, geben sie dann aber nicht mehr aus; ein „Einbahnstraßengebrauch“. Hinzu kommen natürlich ökologische Aspekte wie ein hoher Ressourcenverbrauch und der Transport.

Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen bis 2022?

Daher werden mittlerweile in fünf Euro-Ländern Preise bei Bargeldzahlung gerundet, in Belgien, Finnland, Irland, Italien und den Niederlanden gehören 1- und 2-Cent-Münzen schon längst der Vergangenheit an. Die EU-Kommission möchte die Situation allerdings „harmonisieren“: Dann würden in allen Euro-Ländern die Bargeldzahlungen nach gleichen Regeln so auf- oder abgerundet, dass es keinen Bedarf mehr an den kleinsten Nominalen gäbe. Ein Argument gegen diese Rundung lautet, dass Händler ihre Preise anheben würden. Dies scheint in den Ländern, die bereits runden, nicht der Fall zu sein. Anders als bisher könnte eine Vereinheitlichung in der ganzen Eurozone dazu führen, dass die 1- und 2-Cent-Münzen ihren Status als gültiges Zahlungsmittel verlieren.

Im letzten Quartal 2021 möchte die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag einbringen – oder auch nicht. Denn eine Option ist auch, alles so zu belassen, wie es jetzt ist. Das wird auch von den Rückmeldungen der Befragten abhängen.

Ja oder nein? Stimmen Sie ab! Bild von mohamed Hassan auf Pixabay.

Stimmen Sie ab!

Seit 28. September 2020 hat die EU-Kommission ein sogenanntes „Inception Impact Assessment“ gestartet, eine öffentliche Konsultation, bei der die Beteiligten befragt werden, also Nationalbanken, Münzstätten – aber diesmal auch die Bürgerinnen und Bürger. Möglicherweise rechnet die EU-Kommission mit keinem Gegenwind, denn den letzten Umfragen zufolge ist eine deutliche Mehrheit für die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen.

Bei der Konsultation soll aber auch geklärt werden, ob es Gruppen gibt, die die kleinsten Nominale behalten möchten und warum. Die Umfrage läuft noch bis 26. Oktober. Danach werden die Ergebnisse ausgewertet und eine zweite Umfragerunde dauert bis 11. Januar 2021.

Die Rückmeldungen werden auf der Seite der EU-Kommission veröffentlicht, die Umfrage ist glücklicherweise nicht nur auf Englisch, sondern in zahlreichen EU-Sprachen gehalten.

Einzelne Kommentare betonen den kulturellen Wert und fürchten eine weitere Zurückdrängung des Bargeldes. Wie auch immer Sie darüber denken, auch wenn es „nur“ eine unverbindliche Befragen ist: Tun Sie Ihre Meinung kund und sorgen Sie für eine realistisches und buntes Meinungsbild!

 

Hier kommen Sie zur öffentlichen Konsultation „Einheitliche Rundungsregeln für Barzahlungen in Euro“. (Sie müssen sich dort eine E-Mail-Adresse anmelden.)

Wir berichteten ausführlich, als Italien 2018 die Produktion der 1- und 2-Cent-Münzen einstellte.

Über das Thema Bargeld und seine gesellschaftliche Bedeutung haben wir oft berichtet: über eine neue Studie zu Bargeld als öffentlichem Gut, dass es unersetzlich ist und dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Covid-19 über Bargeld verbreitet wird.