Es ist ein wunderschöner akademischer Brauch, zu einem besonderen Jubiläum eine Festschrift zu schenken. Die erste Festschrift soll, wenn wir der allwissenden Wikipedia glauben wollen, bereits 1640, anlässlich des 200. Jahrestages der Erfindung der Buchdruckerkunst, erschienen sein. Seitdem hat sich diese ursprünglich deutsche Tradition, mit der Schüler ihren Lehrer ehren und gleichzeitig demonstrieren, wie vielfältig die Forschung ist, die er angestoßen hat, in der ganzen Welt verbreitet. Dies ist der Grund, dass auch die englische und die spanische Sprache das Wort „Festschrift“ als Lehnwort kennen.
Wichtig für eine gelungene Festschrift ist es vor allem, dass diese nicht zum Selbstzweck wird, sondern direkt mit dem Gefeierten zu tun hat. Unterwerfen wir also die Festschrift der SINCONA AG dem ultimativen Festschrift-Test: In wie weit finden wir das Unternehmen in seiner Festschrift gespiegelt?
Auf dem festen Grund der Schweizer Numismatik
Drei der zehn Artikel sind Schweizer Münzen und Medaillen gewidmet. Dr. Ruedi Kunzmann, Altmeister dieses Fachs, präsentiert in seiner unnachahmlich wissenschaftlich-populären Art einen unpublizierten Berner Doppeldukat von 1684, den Beischlag eines Talers der Stadt Zug sowie Teuerungsmedaillen von Zürich und Schaffhausen aus dem Jahr 1817 und 1819.
Damit liegt das Themenschwergewicht des Buchs ganz klar auf der Schweizer Numismatik. Und das passt zu SINCONA. Schließlich versteht sich das Auktionshaus als Schweizer Unternehmen mit den typischen Schweizer Tugenden: Zuverlässigkeit, Qualität, Fleiß und Bodenständigkeit.
Zwei Beiträge zu Orden und Papiergeld
Aber SINCONA ist mehr als nur Münzen. Es ist berühmt für seine Papiergeld und Ordenauktionen. Das spiegelt sich in den Artikeln. Michael Autengruber steuert einen Beitrag mit dem Titel „Ein Bär mit Namen Annunziata“ bei, in dem er nachweist, dass die Sankt-Galler-Äbte sich mit der Ordenskollane des savoyischen Annunziaten-Ordens auf ihren Münzen abbilden ließen. Was für ein unschlagbarer Beweis dafür, dass Numismatik und Phaleristik eng miteinander verwoben sind.
Und Ruedi Kunzmann schreibt über – wie passend für eine Firma, die in den Räumen einer ehemaligen Filiale der Zürcher Kantonalbank untergebracht ist – einen unpublizierten Kassenschein eben dieser Bank aus dem Jahr 1870.
Ein Blick hinüber in den großen Kanton
Drei Filialen auf deutschem Boden, kein Wunder, dass die deutsche Numismatik einen genauso breiten Raum in der Festschrift einnimmt wie die Schweiz. Karl Weisenstein deckt dieses Gebiet ab, und zwar mit einem Beitrag zur kurmainzischen Münzprägung im 17. Jahrhundert und einem Artikel, der drei Frauen gewidmet ist, die über die Dokumente in Verbindung mit wichtigen Münzstätten gebracht werden können.
Kees Uitenbroek aus den Niederlanden schlägt die Brücke zur Welt mit seinem Beitrag über ein 15-Rupien-Stück, das 1916 für Tabora geprägt wurde.
Frankophil
Natürlich ist SINCONA wie alle Schweizer Unternehmen frankophil, und wer die französische Sprache zu sprechen vorzieht, wird hier immer jemanden finden, mit dem er kommunizieren kann. Und deshalb gibt es natürlich einen französischen Beitrag in der Festschrift. Der kürzlich verstorbene Marc Klein zeichnet verantwortlich für einen Katalog der Goldmünzen, die von der Stadt Strasbourg in den Jahren zwischen 1508 und 1682 herausgegeben wurden.
Dies passt bestens zum traditionell guten Verhältnis zwischen den reformierten Städten Zürich und Straßburg. Sie kennen doch die Geschichte vom Zürcher Hirsebrei-Transport: Catering à la Dazumal. Die Zürcher brachten immer wieder mal einen vollen Breitopf nach Straßburg. Mit seiner Restwärme wollten sie demonstrieren, wie schnell sie den Straßburgern zur Hilfe würden eilen können. Heute laufen die Lebensmitteltransporte eher in die umgekehrte Richtung. Mit einer Elsässer Trockenbeerenauslese schmeckt nämlich sogar noch der fadeste Zürcher Brei.
Ein Seitenblick auf die Antike
Ja, wir wissen, SINCONA ist nicht auf die Antike spezialisiert, aber man muss ja nicht alles selbst machen, solange man Freunde hat, mit denen man zusammenarbeiten kann. Dafür steht Lars Rutten von Leu, der einen Artikel zum Motiv des Midas auf römischen Provinzialmünzen beisteuert.
Der internationale Markt
Aber wo ist der internationale Markt gespiegelt? Wo sind Russland, China und die USA, wo Polen, Großbritannien und Italien? Wo sind all die vielen Länder der Welt, in denen SINCONA dank ihres breiten Angebots einen großen Kundenkreis hat? Nun immerhin, für all sie ließ SINCONA die Festschrift vom Pressedienst Kampmann ins Englische übersetzen, aber das ist natürlich kein vollwertiger Ersatz.
Wir können uns lediglich damit trösten, dass die zehn Artikel für die zehn Jahre halt einfach schon ausgeschöpft waren. Wir müssen bis zum 25. Jahrestag der Gründung von SINCONA warten, bis die nächste Festschrift erscheint. Dann können wir sicher sein, dass auch die anderen Gebiete angemessen abgedeckt sein werden.
Alles Gute zum Jubiläum 10 Jahre SINCONA AG!
Hier kommen Sie zur SINCONA AG.
Selbstverständlich haben wir dem 10. Geburtstag der Firma einen Beitrag gewidmet.