Erfunden wurde das 15 mal 8,5 Zentimeter große Papier Ende der 1960er-Jahre als bargeldloses und grenzüberschreitendes Zahlungsmittel. 2019 feiert der Euroscheck oder eurocheque, wie er offiziell heißt, nun seinen 50. Geburtstag: Am 1. Mai 1969 war der offizielle Startschuss. Reisende mussten künftig nicht mehr Schilling, Franc, Lira oder Peseta einpacken, sondern konnten die Schecks in vielen europäischen Ländern einlösen. Zu seinen Bestzeiten 1988 wurden neben den 50 Millionen grenzüberschreitenden Zahlungsanweisungen in Papierformat geschätzt weitere 950 Millionen eurocheques in den jeweiligen europäischen Staaten ausgestellt. Die Gesamtsumme aller Schecks in diesem Jahr belief sich auf über 75 Milliarden Euro.
Von der Digitalisierung eingeholt
Die Echtheit sollte dabei in den Anfangsjahren laminiertes Sicherheitspapier und später ein Stück Plastik gewährleisten: die ec-Karte. Sie diente zunächst als reine Zahlungsgarantie – gelegt wurde mit ihr aber der Grundstein für das elektronische Bezahlen. Als Ende der 1970er immer mehr Geldautomaten verfügbar waren, wurde die Karte um eine Debitfunktion ergänzt. Von nun an konnte mittels des schwarzen Magnetstreifens Geld abgehoben werden.
Ab 1991 konnte dann flächendeckend per Karte und Geheimzahl in Supermärkten, Tankstellen und anderen Geschäften bezahlt werden – das Debitkartensystem electronic cash war geboren. 1995 folgte die Prepaid-Funktion „Geldkarte“. Mit der elektronischen Geldbörse können kleine Beträge ohne PIN oder Unterschrift beglichen werden. In den letzten Jahren setzen sich zunehmend mobile Bezahlverfahren durch, mittlerweile kann man in vielen Läden mit dem Smartphone oder sogar der Smartwatch bezahlen.
Für den Scheck selber war electronic cash indes der Anfang vom Ende. Zum 1. Januar 2002 verlor der ec-Scheck seine internationale Garantiefunktion, seitdem sind die auf einem eurocheque-Vordruck ausgestellten Zahlungsanweisungen lediglich normale Schecks aufgrund der jeweiligen nationalen Gesetze. Der Name ec-Karte aber blieb vorerst noch – genauso wie das Logo mit dem blauen „e“ und roten „c“, das seit den späten 1960er-Jahren Schecks und Karten zierte.
Von der ersten Stunde an mit dabei
Bei der Entwicklung und dem Aufbau des ersten europäischen grenzübergreifenden Zahlungssystems war Giesecke+Devrient von Anfang an mit dabei. Siegfried Otto, langjähriger Chef von Giesecke+Devrient, und Dr. Eckart van Hooven, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank und damals Aufsichtsratsvorsitzender von Giesecke+Devrient, hatten die Idee, eine Scheckgarantiekarte einzuführen und so die Akzeptanz des Schecks bei Handel und Gewerbe zu steigern sowie beim Verbraucher populärer zu machen. Das Münchner Unternehmen war nicht nur in den maßgeblichen deutschen und europäischen Gremien vertreten, viele der technischen Grundlagen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wie auch zahlreiche andere Innovationen rund um Sicherheit und Mobilität gehen auf Giesecke+Devrient zurück.
„Mit dem Aufbau des eurocheque-Systems begann für Giesecke+Devrient eine der verantwortungsreichsten und gleichzeitig interessantesten Aufgaben in seiner langen Unternehmensgeschichte“, erklärt Astrid Wolff, Leiterin Corporate Heritage bei Giesecke+Devrient. „Wir haben gemeinsam mit Vertretern von Banken und Sparkassen die Idee für ein einheitliches und grenzüberschreitendes Zahlungssystem entwickelt. Heute sind bargeldloses Zahlen, grenzenloses Kommunizieren und die sichere Identifikation Alltag geworden.“
Weitere Informationen über die Arbeit von Giesecke+Devrient finden Sie online.
Im Jahr 2013 veröffentlichte das Unternehmen ein Buch über sein Engagement im Geldkartengeschäft.
Über die Zukunft von Bargeld, Geldkarten und mobilen Zahlungsformen wurde auch auf der diesjährigen CashCon diskutiert.
Einen zeitgenössischen Werbefilm aus den Niederlanden für den eurocheque können Sie sich hier ansehen.